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Wirtschaft regional

Hoffen auf eine Zeit nach Corona

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Branchentreff. Die Finanzexperten aus der Region Stuttgart diskutierten auch beim zweiten Banken-Round-Table in diesem Jahr über Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kapitalanlage. Einhelliges Fazit: Die Unwägbarkeiten sind in den vergangenen Monaten noch gewachsen.

Seit dem ersten Round Table im Frühjahr dieses Jahres hat sich die Situation auf den Finanzmärkten nicht wesentlich verändert. Im Vorfeld des coronabedingt virtuell stattfindenden Finanz-Forums Stuttgart am kommenden Donnerstag, 12. November, (siehe Infobox am Fuß der Seite) diskutierten sieben Anlage-Experten die aktuellen Entwicklungen. Für Moderator Heimo Fischer habe das Ganze ein bisschen etwas von dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“, wie er zur Einleitung sagte. In dem Film erlebt der Darsteller immer wieder den gleichen Tag. Natürlich ist Corona anders. Aber lassen sich in diesen Zeiten überhaupt Prognosen für eine Kapitalanlage abgeben, startete Fischer in die Fragerunde? Christian Funke von der UBS Europe SE bejaht das. „Es wird auch wieder eine Zeit nach Corona geben.“ Viele Staaten in Europa würden derzeit allerdings die wirtschaftlichen Aktivitäten aus gesundheitspolitischen Gründen herunterfahren. „In vielen Bereichen regiert die Angst“, lautet daher Funkes Einschätzung.



Doch Corona ist nicht die einzige Unwägbarkeit, die derzeit die Finanzmärkte bewegt. Der Ausgang der US-amerikanischen Präsidentenwahl, ein womöglich ungeregelter Brexit und ein zunehmender Protektionismus verunsichern viele Anleger. Fischer: „Macht es da nicht Sinn, eher auf lokale Werte zu setzen?“ Dominik Noizet von Global Finanz verneint das. Gerade in den zurückliegenden Jahren hätten sich die Finanzmärkte gewandelt – auch dank Internet und der unterschiedlichsten Online-Medien. „Sie sind transparenter geworden.“ Er betont: Nur weltweit könne eine sinnvolle Anlage-Strategie aufgebaut werden.

Ein Blick auf die deutschen Unternehmen belegt, dass in vielen Branchen nicht nur durch Corona kein Stein mehr auf dem anderen bleiben wird. Die Pandemie hat diesen Prozess in vielen Bereichen nur beschleunigt. Dennoch ist es aus Sicht von Johannes Kube von der Commerzbank richtig gewesen, dass die Finanzminister in Bund und den Ländern den Geldhahn aufgedreht haben, um die schlimmsten Verwerfungen für heimische Unternehmen abzufedern. Durch diese expansive Geldpolitik könnte die Wirtschaft die zweite Welle durchaus noch schneller überstehen als beim ersten Mal, ist Kuber überzeugt.

Carmen Bandt von Kidron erwartet indes, dass sich die wirtschaftliche Situation auf lange Sicht verschärfen könnte. Die jetzt angehäuften Schuldenberge müssten irgendwann wieder abgebaut werden. Nutznießer der Pandemie seien aus ihrer Sicht vor allem Technologiekonzerne, die Pharma- und die Lebensmittelindustrie. Carmen Brandt geht im Übrigen davon aus, dass auch die Zinsen auf lange Sicht niedrig bleiben.
Gerade Anlage-Anfänger setzen in dieser Situation auch auf Unternehmen, die hohe Dividenden ausschütten. Markus Kiefer von der V-Bank sagt dazu, eine kluge Dividenden-Strategie ergebe nach wie vor Sinn. Allerdings gelte es genau hinzuschauen, in welche Unternehmen investiert werde. Kiefer: „Wichtig ist nicht nur die Höhe der Dividende, sondern auch, wie das Unternehmen ansonsten dasteht und wie zukunftsfähig das Geschäftsmodell auch in einigen Jahren sein wird.“

„Wir werden uns auch aufgrund von Corona lange Zeit auf eine zinslose Welt einstellen müssen“, prognostiziert Christophe Frisch von der BW-Bank . Das wirkt sich nach seiner Aussage auch auf alle anderen Assetklassen aus. „Aktien werden immer interessanter.“ Auch im „risikoscheuen Deutschland“ würden sich immer mehr Anleger für Aktien entscheiden.
Die Deutschen müssten mittlerweile verstanden haben, dass es keine Alternative zur Aktie gibt, sollte man meinen. Das allerdings sieht Jan Phillip Kühne von Global Finanz anders. „Das liegt eher an der Alternativlosigkeit“, führt er die verstärkte Nachfrage nach Aktienanlagen zurück. Er warnt aber auch unerfahrene Anleger davor, selbst loszulegen. „Wer dann enttäuscht wird, kauft nie wieder Aktien.“ Kühne plädiert eindringlich, sich an Profis zu wenden. Vor allem dann, wenn man selbst noch keine allzu große Erfahrung mit diesen Investmentformen sammeln konnte.

Im kommenden Jahr ist wieder ein Round Table geplant, denn die Thematik ist hoch spannend. Fischer: „Hoffentlich können wir uns dann wieder persönlich sehen.“