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Wirtschaft regional

Startups: Digitale Geschäftsmodelle vorne

Start-ups. Wer in Baden-Württemberg ein Startup auf den Weg bringt, hat viele Möglichkeiten, an Geld heranzukommen. Vorausgesetzt das Geschäftsmodell ist innovativ und skalierbar.

Karlsruhe, Mannheim, Freiburg, Stuttgart, aber auch Tübingen, Ulm, Aalen oder Offenburg, Niedereschach oder Tuttlingen. Baden-Württemberg hat im Vergleich zu anderen Ländern viele regionale Startup-Szenen. Trotzdem nimmt Baden-Württemberg keinen Spitzenplatz ein. So schätzt der Bundesverband Deutsche Startups, dass es rund 10.000 Startups in Deutschland gibt. Startbase, die von der Gruppe Börse Stuttgart betriebenen Online-Plattform für das deutsche Startup-Ökosystem, hat Informationen über rund 800 Startups aus Baden-Württemberg und schätzt, etwa 75 Prozent aller Startups im Land in seiner Datenbank abzubilden.

Dominiert wird die Gründerszene im Land laut Wirtschaftsministerium vorwiegend von sogenannten Chancengründern. Das sind Menschen, die sich selbstständig machen, um eine Geschäftsidee zu verwirklichen. In Baden-Württemberg sind es vor allem die IT- und Kommunikationsbranche (26 Prozent), der Industrie- und Automobilbereich (13 Prozent) sowie Life Science und Healthcare (10 Prozent), in denen es laut Daten von Startbase zu Neugründungen kommt. Der Anteil rein digitaler Geschäftsmodelle liegt dabei mittlerweile bei 63 Prozent.

Nicht jede Neugründung ist aber ein Startup, erklärt Julius Tennert, der bei der Gruppe Börse Stuttgart für Startbase zuständig ist. Die Unternehmen seien in der Regel jünger als zehn Jahre und hätten ein innovatives wie skalierbares Geschäftsmodell. "Wer nur in seine Technologie verliebt ist, aber kein Geschäftsmodell hat, habe wenig Chancen, Geldgeber für sein Unternehmen zu finden", sagt aber Dr. Andreas Chatzis, der bei der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart unter anderen die Geschäftsstelle der Business Angels betreut.

Baden-Württembergs Wirtschaftsministern Nicole Hoffmeister-Kraut sieht das Land indes auf einem guten Weg, im internationalen Wettbewerb als dynamischer Gründungsstandort zu bestehen. Dazu wurden unter Start-up BW die Fördermaßnahmen speziell für technologieorientierte Startups gebündelt. Neben den klassischen Förderdarlehen, öffentlichen Bürgschaften und Beteiligungen werden in Baden-Württemberg bereits in der Frühphase Unternehmen gefördert. Das bundesweit einmalige Pilotprogramm Start-up BW Pre Seed soll dabei die Finanzierungslücke in der Frühphase der Unternehmensgründung schließen. Großen Zuspruch finden laut Wirtschaftsministerium auch die Beratungsgutscheine des Landes. Im Schnitt werden 5000 pro Jahr in Anspruch genommen.

Gerade bei kleinen Investments bis 200.000 Euro spielen diese staatlichen Angebote eine wichtige Rolle, weiß Julius Tennert von der Gruppe Börse Stuttgart. "Sie sind am Anfang oft die wichtigste Kapitalquelle". Trotzdem scheitern in der Regel drei von zehn Startups in den ersten Jahren, sagt Andreas Chatzis. Auch laut KfW Gründungsmonitor 2020 beenden im Lauf von drei Geschäftsjahren rund 30 Prozent der Gründer ihre Existenzgründung wieder. Die Gründe sind vielschichtig: Der weitaus größte Teil der Gründerinnen und Gründer bricht aus persönlichen Gründen ab, ohne unmittelbaren wirtschaftlichen Zwang. Nur ein kleiner Bruchteil der Beendigungen erfolgt danach aufgrund von Insolvenz, so KfW Research.

Andreas Chatzis hat seit über 15 Jahren Erfahrungen mit Startups. Als Leiter der Geschäftsstelle der Business Angels in Stuttgart bringt er Startups und Investoren zusammen. "Nur innovative Unternehmen mit Wachstumspotenzial und großem Skalierungspotenzial sind für Investoren interessant", ist seine Erfahrung. Branchen wie der Einzelhandel oder die Gastronomie fielen da eher durch das Raster. Im Fokus der Investoren stehen derzeit häufig Unternehmen mit einem digitalen Geschäftsmodell, so Julius Tennert. Das Spektrum der Startups auf Startbase reiche hier vom Online-Marktplatz über Produktions-Software bis hin zu Chatbots. Und: "Unternehmen, die bereits ein Patent angemeldet haben, werden positiv bewertet". Ohne Patentschutz gehe es hingegen in erster Linie darum, schnell zu wachsen und einen relevanten Marktanteil zu gewinnen. Zunehmend schauten die Investoren aber auch auf die Nachhaltigkeit ihres Investments.

Die Investitionssummen reichen von fünfstelligen Beträgen bis hin zu mehreren Millionen Euro. "Wer allerdings 20.000 Euro braucht für seine Unternehmens-gründung, ist besser bei einer Bank aufgehoben", sagt Andreas Chatzis. Rund 250 Investoren aus ganz Deutschland sind auf Startbase präsent. In Baden-Württemberg ist die Investorenlandschaft vor allem durch große Corporate Venture Capital-Geber wie Bosch, Trumpf oder EnBW geprägt. Unabhängige Investoren aus dem institutionellen Bereich treffe man eher in Berlin und München, so Julius Tennert.