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Wirtschaft regional

"Dubai ist das Singapur des mittleren Ostens"

Außenhandel. Der Stuttgarter Unternehmer Andreas Lapp spricht über die
Expo Dubai und den etwas anderen Blick auf die Weltausstellung
am anderen Ende der Welt.


"Wir müssen jetzt erst einmal Stofllüften", stellt Andreas Lapp mit Blick auf das Luftqualitätsmessegerät im Besprechungsraum fest. "Der CO-Wert sollte unter 500 ppm (parts per million) liegen", erklärt der Unternehmenschef und ist schon am Fenster. Bei Lapp Kabel gibt es seit Ausbruch der Corona-Pandemie in allen Räumen, in denen sich mehr als eine Person aufhält, solche Messgeräte. Sicherheit für Besucher und Mitarbeiter geht vor. Corona ist immer noch allgegenwärtig. Auch in Dubai, wo derzeit die Weltausstellung stattfindet.

Andreas Lapp hat die Liebe "zu diesem Leuchtturm der arabischen Welt", wie er es gerne nennt, 2006 abends bei einem Weizenbier am Strand von Dubai entdeckt. "Ich war von diesem Land vom ersten Moment begeistert und habe gleich ein Büro und Lager gegründet". Anfangs hielten ihn alle für verrückt, erinnert er sich. "Heute nicht mehr", stellt er mit einem verschmitzten Lächeln fest. Als er gefragt wurde, ob er sich vorstellen könnte, sich auf der Expo Dubai zu engagieren, ließ er sich natürlich nicht zweimal bitten. "Wir haben nur einen kleinen Tisch im Baden-Württemberg-Pavillonì, übt er sich im schwäbischen Understatement.

Natürlich sprechen auch wirtschaftliche Gründe für das Engagement. Nach dem weltweiten Lockdown im zurückliegenden Jahr war die Expo Dubai die erste weltweite Veranstaltung, die wieder physisch stattfand. "Das war eine einmalige Chance für uns", erklä#rt der Unternehmer, für den Dubai das Tor in den Mittleren Osten ist. Und er weist darauf hin, dass Baden-Württemberg jeden zweiten Arbeitsplatz dem Export zu verdanken habe. "Auch in der Villa Reitzenstein", spielt er auf die Kritik an dem finanziellen Engagement des Landes an.

Für den Unternehmer ist das Engagement im Mittleren Osten wirtschaftlich hochinteressant: "Wir erreichen in Dubai ein ganz anderes Kundenklientel als in Hannover oder den USAì"§ sagt er. Die Expo zeige, auf welch hohem Niveau das Land agiere. Wenn man bedenke, dass die Expo mitten in der Wüste aus dem Boden gestampft wurde, sei das alles sehr beeindruckend.

Längst hat sich der Unternehmer aus Stuttgart bei seinem Besuch auf der Expo Dubai im vergangenen Oktober nicht alles anschauen können. Ein paar Dinge sind ihm aber im Gedächtnis geblieben. So zum Beispiel einen Steinwurf vom Baden-Württemberg-Haus entfernt steht das Indonesien-Haus, das sich mit seiner Live-Bühne immer wieder in Tausend und eine Nacht verwandelt. Oder das Dänemark-Haus, das vor seinem Eingang ein riesiges Wikinger-Schiff aufgebaut hat - ganz aus Legosteinen, oder das Russland-Haus, das ihn mit seinem Out-of-Space-Design beeindruckte.

Zurück in Deutschland treiben den Kabel-Unternehmer ganz andere Themen um. "Wir denken im Unternehmen schon immer in Generationen und sind für eine enkelgerechte Welt. Deshalb spielt Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle." Andreas Lapp belegt das auch: So sei der Standort in Stuttgart seit Jahren schon CO 2-neutral, auf dem Dach des Firmensitzes gebe es eine große Fotovoltaikanlage und im Winter würden die Gebäude mit Holzpaneel beheizt. Er selbst fahre seit Jahren einen E-Smart.
Probleme mit der Ladeinfrastruktur gibt es für ihn nicht. "Meinen Smart kann ich über Nacht zu Hause aufladen. "Und wer fährt schon jeden Tag von München nach Flensburg", relativiert er die vermeintlichen Probleme bei der E-Ladestruktur. Um Strom von A nach B zu befördern, braucht es Kupferkabel. "Es gibt genug Kupfer auf der Welt", räumt Andreas Lapp mit einem Missverständnis auf. Das Problem sei eher die Verarbeitung, weil dies sehr energieintensiv sei. Eine größere Herausforderung sieht er bei der Kabelherstellung und der Vorgabe, wie dick die Isolation sein müsse. Die Normen stammten aus der Zeit um 1900, seitdem könnte man gut 80 Prozent der Masse einsparen. Die Industrie selbst sei zu träge und bequem, das Thema anzugehen.

Und wie sieht die Zukunft des Unternehmens aus? "Familienunternehmen ticken anders als Börsenunternehmen", erklärt der Unternehmer das Lappísche Selbstverständnis. Trotzdem müssen viele Prozesse noch viel nachhaltiger werden. Dabei müsste die Politik aber immer auch die Möglichkeiten des Einzelnen im Auge behalten. "Subventionen sind dabei nicht nachhaltig". Für den Familienunternehmer gehört dazu, dass sich Familie und Beruf viel besser vereinbaren lassen müssen. Lapp gehörte zu den ersten Unternehmen, bei den der Betriebskindergarten von 7 bis 20 Uhr geöffnet war. "Heute ist das Standard", sagt Andreas Lapp, dessen Unternehmen zu den familienfreundlichsten hierzulande zählt. "Und wir müssen endlich akzeptieren, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Sonst schauen wir bei den Fachkräften langfristig in die Röhre.ì"

Die Zukunft des Unternehmens sieht Lapp langfristig auf dem Kontinent Afrika. "Das ist unser einziger weißer Fleck auf der Landkarte". Der Unternehmer ist sich
sicher, dass Afrika der einzige Kontinent ist, der in den kommenden 50 Jahren noch wachsen wird.