Garantiert nachhaltig


Finanzierung. Allen Unkenrufen zum Trotz ist der Bausparvertrag immer noch die Nummer eins, wenn es um die Finanzierung des Eigenheims geht. Rund ein Drittel aller Deutschen bauspart.

Stefan Siebert, seit April dieses Jahres neuer Vorstandsvorsitzender der LBS Südwest, lässt keinen Zweifel daran, dass der Bausparvertrag trotz historisch niedriger Zinsen und hoher Immobilienpreise nach wie vor ein wesentlicher Baustein der Finanzierung des Eigenheims ist.



Zum Beweis führt er die jüngsten Bilanzzahlen auf: So bescherte das Neugeschäft im zurückliegenden Jahr der LBS Südwest eine Bruttobausparsumme von 10,23 Milliarden Euro und steigerte sich damit nochmals um fast zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Allerdings würde heute der Bausparvertrag meistens erst dann abgeschlossen, wenn es konkrete Pläne für den Erwerb einer Immobilie gebe, sagt der Volkswirt. Er diene dann als Zinssicherungsinstrument. Selbst wenn die Zinsen weiter fallen sollten, sei das alternativlos. Früher wurde vermehrt auch ohne konkrete Pläne ein Bausparvertrag abgeschlossen und dann in der Realisierungsphase den Bedürfnissen angepasst. Aktuell soll an rund zehn Millionen Immobilieninvestitionen in Deutschland auch ein Bausparvertrag beteiligt sein.

Bei der LBS Südwest geht man davon aus, dass die Anzahl der Finanzierungen mit Bausparen in den nächsten Jahren noch steigen wird, während die „ziellosen“ Sparer, also die den Vertrag weder zum Bauen noch zum Modernisieren der eigenen Immobilie nutzen, tendenziell zurückgehen werden. Wer allerdings das klare Ziel habe, irgendwann einmal auch eine Immobilie zu erwerben, komme um den Bausparvertrag als ein Grundstein in der Finanzierung nach wie vor nicht herum. Das sei nicht nur effizient, sondern auch nachhaltig. Der Vorstandsvorsitzende der LBS Südwest plädiert aber auch dafür, beim Vermögensaufbau sich nicht nur auf eine Vermögensanlage zu konzentrieren. „Ich halte es gerade bei jungen Menschen für sinnvoll, sich auch auf den Kapitalmärkten umzuschauen und in die erfolgreichen Unternehmen in Deutschland in Form von Aktien oder Fonds zu investieren.“

Dabei wird der Bausparvertrag längst nicht nur für die Anschaffung der Immobilie verwendet. Vor allem bei energetischen Sanierungen spielt er eine immer größere Rolle. Das hat auch die Beratung verändert. Ging es noch vor einigen Jahren in erster Linie darum, wie das notwendige Eigenkapital angespart werden kann, stehen heute auch vielfältige Fragen zu den Fördermitteln im Fokus der Kunden. „Unsere Mitarbeiter sind Experten darin, wie und wo welche Fördermittel beantragt werden müssen.“ Stefan Siebert betont, dass der Bausparvertrag keinen grünen Anstrich benötigte. Er sei schon immer auf Nachhaltigkeit ausgerichtet gewesen.

Für eine durchaus spannende Idee hält Stefan Siebert nach wie vor die Reverse Mortgage, aus dem Englischen für umgekehrte Hypothek. Dabei handelt es sich um eine Art der Immobilienverrentung. Die Idee dahinter: Hausbesitzer, die nur ein niedriges Einkommen haben, erhalten im Alter eine Art Leibrente.

Im Gegenzug bekommt später die Immobilie der Kreditgeber. „Das Thema wird in der Branche seit über 20 Jahren diskutiert.“ Es sei aber schwierig. Die deutsche Mentalität sei auch anders als die der Angelsachsen. Deshalb glaube er nicht, dass sich diese Idee in absehbarer Zeit bei uns durchsetzen werde.


Wer einen Bausparvertrag abschließt, zahlt im Durchschnitt ein Prozent der Bausparsumme als Provision an die Bausparkasse. Stefan Siebert hält das für legitim. „Die zurückliegenden Jahrzehnte hätten gezeigt, dass trotz einiger Krisen auf dem Finanzmarkt die provisionsunabhängigen Systeme nicht wirklich in der Bevölkerung angekommen sind“. Der Blick nach Großbritannien zeige überdies, wohin es führen kann, wenn der Staat die Provisionen reglementiere. Ein Großteil der Bevölkerung sei aufgrund der hohen Kostenstrukturen von vielen Finanzprodukten längst komplett abgehängt.

Derzeit investiert die LBS Südwest kräftig in ihren Vertrieb. „Für dieses Jahr sind alle Ausbildungsplätze in diesem Bereich besetzt“, so Stefan Siebert. Anders sieht es da schon im IT-Bereich und bei hoch spezialisierten Mitarbeitern aus dem Risikomanagement aus. Hier müsse auch die LBS Südwest „heftig“ werben, denn der Markt sei praktisch leer gefegt.