„Das System funktioniert“



Bausparen. Die Niedrigzinsphase beschert der LBS Südwest gute Umsätze. Nach der Fusion der Landesbausparkassen von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ist sie die größte im Sparkassenverbund.


„Wir befinden uns im Umbruch“, beschreibt Wolfgang Kaltenbach die Situation der Landesbausparkasse. Die Fusion mit der LBS Rheinland-Pfalz im Jahr 2016 machte die neue LBS Südwest auf einen Schlag zur größten Landesbausparkasse der Sparkassengruppe. Ende 2016 betrug das saldierte Bilanzvolumen der beiden Landesbausparkassen über 18 Milliarden Euro bei rund 2,2 Millionen verwalteten Bausparverträgen mit einem Gesamtvolumen von 71,9 Milliarden Euro. Zwei Jahre nach der Fusion der beiden Bausparkassen zieht Wolfgang Kaltenbach, der im Herbst die Nachfolge von Tilmann Hesselbarth antrat, eine erste Zwischenbilanz: „Die Grundstruktur und die Aufbauorganisation stehen. Derzeit werde der Vertrieb in Rheinland-Pfalz umgestellt – weg vom Agentur- zum Vertriebsmodell mit den Sparkassen.





Durch die Einbindung der Kreditinstitute in den Vertrieb sollen die Qualität und der Marktauftritt in Rheinland-Pfalz verbessert werden, erläutert er das Vertriebskonzept. Aber natürlich geht es auch um Synergieeffekte. „Wir müssen schlanker und effizienter werden“, beschreibt Kaltenbach die langfristige Strategie der LBS Südwest.


Angesprochen auf die aktuelle Niedrigzinsphase und den boomenden Immobilienmarkt, sieht Wolfgang Kaltenbach derzeit keine Probleme für das Bausparen. „Das System des kollektiven Sparens funktioniert immer noch.“ Im Gegenteil: Die günstigen Zinsen wirkten wie ein Turbo auf das Geschäft. Betriebswirtschaftlich gesehen wären allerdings höhere Zinsen so zwischen zwei und drei Prozent besser. Bei einem höheren Zinsniveau würden nämlich mehr Bauspardarlehen abgerufen, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Das Kollektiv entfaltet dann seine volle Wirkung.


Bei der LBS ist man aber nicht bange ob der Niedrigzinsphase. „Wir haben schon immer vorsichtig kalkuliert.“ Entgegen kommt den Bausparkassen da, dass der Schwerpunkt der Finanzierungen beim selbst genutzten Wohneigentum liegt. Durch die langfristige Zinsbindung, eine anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnungen und einer hohen Kapitaldienstfähigkeit gebe es derzeit in diesem Bereich praktisch kein Kreditrisiko. Außerdem: „Derzeit lässt sich fast jede Immobilie auch zu Geld machen.“


Trotzdem machen sich auch Wolfgang Kaltenbach und seine Kollegen darüber Gedanken, wie das Geschäftsmodell des kollektiven Sparens langfristig weiterentwickelt werden könnte. Zwar hat die Digitalisierung längst auch die Bausparkassen erreicht. Doch der Teufel steckt im Detail: Nicht alles, was online möglich ist, macht auch für eine Bausparkasse Sinn. Und ob irgendwann einmal die Mehrzahl der Kunden einen Bausparvertrag im Internet oder per Smartphone-App abschließen wird? „Ja, vielleicht, aber die persönliche Beratung ist gerade hier sehr wichtig“, glaubt Kaltenbach nach wie vor. Eine andere Idee fand Kaltenbachs Vorgänger Tilmann Hesselbarth schon spannend: das Bildungssparen. Dabei wird das Prinzip des kollektiven Sparens auf die Bildung übertragen. Das Prinzip: Acht Jahre wird angespart, dann wird das Bildungsguthaben ausgezahlt oder ein Kredit fürs Studium draufgelegt. Damit könnten Bafög und Studenten entlastet werden, so die Idee. Doch der Gesetzgeber hat das Bildungssparen zwar wohlwollend zur Kenntnis genommen, es aber nicht weiter verfolgt. Wolfgang Kaltenbach findet das schade, wäre es doch die ideale Fortsetzung der Bausparidee und auch sicher eine gute Möglichkeit, künftige Kunden an das Bausparen heranzuführen. Die enge Auslegung des Bauspargesetzes dient natürlich in erster Linie dem Schutz der Einlagen des Bausparers. So soll unter anderem verhindert werden, dass Bausparkassen mit dem Geld ihrer Kunden spekulieren, erklärt Kaltenbach. So dürfen Bausparkassen zum Beispiel zur Refinanzierung maximal bis zu fünf Prozent ihrer Einlagen in Aktien anlegen. Immobiliengeschäfte als reine Anlage sind gar nicht möglich. Bausparkassen können zwar Immobilien erwerben, aber nur dann, wenn sie sie selbst nutzen. Wolfgang Kaltenbach kann sich aber auch vorstellen, dass Bausparkassen sich vielleicht eines Tages auch im sozialen Wohnungsbau engagieren. Ob dadurch mehr Wohnungen entstehen würden? Der LBS-Vorstandsvorsitzende bleibt skeptisch. Außerdem müsste bedacht werden, dass die Bausparkassen nicht unbegrenzte Liquidität in eigene Immobilienprojekte stecken könnten. Zumal bei einem Anstieg der Zinsen die Bausparkassen die Liquidität wieder benötigten, die sie vorher in den Wohnungsbau gesteckt hätten. „Je größer das Engagement in Immobilien wäre, umso weniger könnten wir kurzfristig auf Zinsänderungen reagieren. Wir sehen unseren Beitrag in der Finanzierung von privaten und öffentlichen Investitionen in den sozialen Wohnungsbau“, sagt Kaltenbach.


Ohnedies haben derzeit die Bausparkassen noch mit einem ganz anderen Thema zu kämpfen. Zwar erfreut sich das Bausparen nach wie vor großer Beliebtheit. Mit der Kündigung von übersparten oder seit mehr als zehn Jahren zuteilungsreifen Bausparverträgen haben sich die Institute aber nicht überall Freunde gemacht, und die eine oder andere Kündigungswelle hat auch nicht gerade zur positiven Imagebildung beigetragen. Auch wenn mittlerweile aus der Bauspargemeinde durchaus Verständnis für die Kündigungen entgegengebracht werde, so der LBS-Vorstandsvorsitzende. „Niemand kündigt gerne Bausparverträge. Es ist aber eine notwendige und rechtlich zulässige Maßnahme, denn der Bausparvertrag ist keine lebenslange Anlageform, sondern es geht darum, Menschen Wohneigentum zu ermöglichen.