Bauen muss wieder billiger werden


Wohnen. Die Schaffung preisgünstiger Wohnungen in den Ballungsräumen des Landes geht nur schleppend voran. Es fehlen Grundstücke und die Politik macht das Bauen immer teuer, klagt die Wohnungswirtschaft.


Für Robert an der Brügge war es der letzte Verbandstag als Vorsitzender vom vbw Verband der baden-württembergischen Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Nach drei Jahren als Vorsitzender und über 13 Jahren als Verbandsrat des vbw steht künftig Peter Bresinski an der Spitze der Vertretung der baden-württembergischen Wohnungsunternehmen. Der Verbandstag wählte den Vorsitzenden der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz in Heidelberg am Donnerstag im Forum in Ludwigsburg zu ihrem neuen Präsidenten.



Der vbw-Verbandstag stand in diesem Jahr unter dem Motto „Wohnen bewegt“. Was der vbw damit sagen will, erläutert Robert an der Brügge im Video

Peter Bresinski ist kein Unbekannter. Als Vorstand der Vereinigung Baden-Württembergischer Kommunaler Wohnungsunternehmen kennt er sich im Metier aus

Beim Pressegespräch ließ der scheidende vbw-Vorsitzende keinen Zweifel daran, dass beim Thema Wohnungsbau in Baden-Württemberg noch viele dicke Bretter gebohrt werden müssen. Zwar seien die Aussichten für den Neubau grundsätzlich positiv. So hat die Wohnungswirtschaft in Baden-Württemberg im zurückliegenden Jahr mehr als 1,7 Milliarden Euro in den Wohnungsneubau und die Modernisierung investiert. In diesem Jahr soll die Marke von zwei Milliarden Euro sogar noch übersprungen werden, von denen allein 1,3 Milliarden Euro für Neubaumaßnahmen geplant seien. Die Zahl würde vermutlich noch höher liegen, gäbe es ausreichend Bauflächen. Die eine oder andere Gemeinde würde aber leider noch allzu oft dem Ruf des Geldes folgen und zum Höchstgebot verkaufen, anstatt sich auf eine Konzeptvergabe einzulassen. „Vielerorts sind die Grundstückspreise mittlerweile so exorbitant hoch, dass sich dort kein sozialer Wohnungsbau mehr realisieren lasse. Außerdem sei der flächensparende Geschosswohnungsbau in vielen Kommunen nach wie vor nicht erwünscht, kritisiert der scheidende vbw-Vorsitzende.

Sorgen bereiten den im vbw organisierten Wohnungsunternehmen auch die hohen Baukosten. „Unter 3500 Euro pro Quadratmeter lässt sich kaum noch bauen“, stellt an der Brügge fest. Derzeit liegt die Fördergrenze im sozialen Wohnungsbau bei 3000 Euro. Eine Erhöhung des Förderrahmens hält der scheidende vbw-Vorsitzende aber nicht für notwendig. „Wir brauchen keine neuen Subventionen, sondern Kosten, die sich im Rahmen bewegen.“

Dazu wäre es aber erforderlich, dass sich die Landespolitik bewegt und die unter der grün-roten Landesregierung novellierte Landesbauordnung LBO von allzu überbordenden Vorschriften, die das Bauen unnötig verteuerten, entrümpelt. Vor allem die Pflicht, zwei ebenerdige, wettergeschützte und diebstahlgesicherte Fahrradstellplätze pro Wohnung bauen zu müssen, und die Auflage zur Begrünung von Fassaden und Dächern, wenn keine Grünflächen vorhanden sind, stößt bei den Wohnungsbauunternehmen schon immer auf Kritik. Der Verband spricht sich auch gegen eine weitere Verschärfung des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes aus. Schon heute seien die Anforderungen so hoch, dass sie eher eine abschreckende Wirkung auf die Haus- und Wohnungseigentümer hätten.

„Wo möglich, muss jetzt über Verein­fachungen und Beschleunigungen nachgedacht werden“, regt Sigrid Feßler an. Die vbw-Verbandsdirektorin sitzt auch in der von Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) initiierten Wohnraum-Allianz, in der alle maßgeblichen Akteure der baden-württembergischen Wohnungswirtschaft an einem Tisch sitzen. Obwohl die Verbandsdirektorin mit den bislang erreichten Ergebnissen der Wohnraum-Allianz zufrieden ist, weiß sie auch, dass der Erfolg der wohnungspolitischen Initiative der Wirtschaftsministerin letztendlich davon abhängig ist, wie kompromissbereit der grüne Koalitionspartner letztendlich sein wird. Denn die wesentlichen Änderungen berühren die Zuständigkeit des Umweltministeriums und dort sieht es bislang so aus, dass man auch in Zukunft nicht bereit sein wird, etwas an der Ist-Situation zu ändern.

„Wir wären schon zufrieden, wenn in die bestehenden Regelungen mehr Flexibilität käme“, gibt sich Robert an der Brügge am Ende seiner Amtszeit bescheiden. Beim Verband der Wohnungswirtschaft will ob der Widerstände aus der Politik niemand die Wohnraum-Allianz schlechtreden. Aussagen wie „Die harte Arbeit an den Themen hat sich gelohnt“ zeigen aber auch, dass das Ringen um politisch tragfähige Konzepte äußerst mühsam ist. „Schuldzuweisungen bringen aber nichts“, sagt der scheidende vbw-Vorsitzende. Er sieht die Wohnraum-Allianz längst auch als Dauereinrichtung, bei der die Politik und Wohnungswirtschaft im Gespräch bleiben.

Das scheint auch geboten, zumal 2020 die Zuständigkeit des Bundes für die Wohnraumförderung endet. Danach sind die Länder allein verantwortlich. „Das Land muss sich dringend Gedanken machen, woher das Geld dann kommen soll“, mahnt Sigrid Feßler schon mal vorsorglich. Allein in diesem Jahr hat der Bund den sozialen Wohnungsbau im Land mit 123 Millionen Euro (250 Millionen Euro Gesamtförderung) unterstützt.