Auch Maut macht Wohnen teurer


Lobbyarbeit. Die Bauwirtschaft Baden-Württemberg geht davon aus, dass durch die seit Juli geltende Maut für Bundesstraßen der Hausbau um bis zu zehn Euro pro Quadratmeter teurer werden könnte.

Die Ausweitung der Lkw-Maut seit Juli diesen Jahres wird die Baupreise für Wohnimmobilien um rund zehn Euro pro Quadratmeter erhöhen“, schätzt Markus Böll, seit Kurzem Präsident der Bauwirtschaft Baden-Württemberg.



„Ob Abbruch, Schüttgut, Mauersteine, Ziegel, Pflaster, Beton oder Holzbalken, wir transportieren alles auf der Straße. Die durch die Maut entstehenden Mehrkosten werden an die Auftraggeber weitergegeben.“ Denn trotz guter Auftragslage müssten Bauunternehmen „mit spitzem Bleistift rechnen“.

Der Präsident der Bauwirtschaft glaubt ohnedies, dass der bezahlbare Wohnraum, so „wie wir ihn kennen“, ein Auslaufmodell sei. Weil Grundstücke in den Städten knapp sind, würden immer öfter Altbauten zugunsten neuer Quartiere abgerissen. Doch diese Wohnungen könnten sich immer weniger Menschen noch leisten. Den Schwarzen Peter schiebt er dabei der Politik zu.

Böll rechnet vor, dass sich der Bau eines klassischen Eigenheims in den letzten Jahren allein durch politisch verordnete Vorgaben wie die „permanente Verschärfung“ der Energieeinsparverordnung, der Schall- und Brandvorschriften, der Landesbauordnung oder der Umweltschutzauflagen für Erdaushub um durchschnittlich 50000 Euro verteuert habe. Eine Folge: Weil immer mehr Häuslebauer die Kosten für den Erdaushub scheuen, würden zunehmend gar keine Keller mehr gebaut, sondern nur noch Bodenplatten betoniert werden.

Für die Bauwirtschaft Baden-Württemberg sind die Kommunen in der Pflicht, günstige Deponien in räumlicher Nähe zu den Baugebieten auszuweisen. Doch die wehren sich ob der zahlreichen Bürgerbegehren gegen die Ausweisung neuer Deponien. Zumal das Land immer wieder darauf hinweist, dass es auch ausreichend Deponien im Land gebe. Für die Bauwirtschaft Baden-Württemberg geht die „Überregulierung“ im Wohnungsbau längst zu weit. Diese treibe nicht nur die Baukosten nach oben, sondern halte auch private Investoren davon ab, sich im Wohnungsbau zu betätigen.

"Wenn das so weitergeht, kommt es irgendwann zum Stillstand am Bau“, befürchtet der Präsident der Bauwirtschaft. Er fordert deshalb einen zehnjährigen Auflagenstopp, um das Bauen im Land wieder attraktiv zu machen. Außerdem sei es dringend geboten, die Bauvorschriften zu vereinfachen und länderübergreifend einheitlich zu regeln. Auch eine Beschleunigung der Baugenehmigungsverfahren sowie die Wiedereinführung der degressiven Abschreibung würden notwendige Investorengelder anlocken, glaubt der Präsident der Bauwirtschaft. Ungeachtet der Kritik geht es der Bauwirtschaft so gut wie schon lange nicht mehr, bestätigt auch Markus Böll.

„Wir können endlich wieder profitabel arbeiten.“ Die derzeit gute Auftragslage führt das Baugewerbe aber an seine Kapazitätsgrenzen. Die „komfortable Auslastung“ führe mittlerweile zu einem Vorlauf von bis zu drei Monaten bei Bauvorhaben, räumt der Präsident ein.