Der Zoo als Event


Wilhelma. Mit Events wie Christmas Garden und Halloween versucht der zoologisch-botanische Garten in der Landeshauptstadt neue Einnahmequellen zu erschließen, ohne die Tiere zu stören.

Die Pinguine in der Wilhelma sahen es vermutlich gelassen. Heerscharen von Besuchern strömten während des vorweihnachtlich Lichtevents Christmas Garden an ihrem Gehege vorbei, um sich vom dem Lichterglanz in weihnachtliche Stimmung verzaubern zu lassen.
Für Zoodirektor Thomas Kölpin sind derartige Events kein Widerspruch, wenn sie im Rahmen bleiben und die Tiere nicht stören. „Diese Veranstaltungen geben uns die Möglichkeit, kostendeckend zu arbeiten, ohne die Eintrittspreise bis an die Grenze auszureizen. Trotzdem wird die Wilhelma zum 1. März den Eintrittspreis von 16 auf 19 Euro erhöhen.



Dabei ist die Wilhelma in Stuttgart noch in einer komfortablen Lage, werden doch die meisten Baukosten derzeit noch vom Land getragen. In anderen Städten und vor allem im europäischen Vergleich sind die Zoos bei der Finanzierung auf sich allein gestellt. Eintrittspreise von 40 Euro seien da keine Seltenheit. „Müssten wir uns vollkommen selbst finanzieren, wären wir längst bei 27 Euro Eintritt“, so der Zoodirektor. Entsprechend hoch ist mittlerweile auch die Erwartungshaltung an die Wilhelma. „Die Besucher wollen nicht nur ein schönes Erlebnis haben, sondern auch bei ihrem nächsten Besuch im Zoo etwas Neues erleben.“

Wer das nicht im Blick hat, riskiere, dass die Akzeptanz des Zoos leidet und die Besucherzahlen zurückgehen. Deshalb werde in der Wilhelma auch Stück für Stück immer wieder mal was Neues geschaffen. Jetzt sind erst einmal das Elefantenhaus und die Asienanlagen, bestehend aus den Anlagen für asiatische Huftiere, der asiatische Bauernhof und die Tigeranlage an der Reihe. Dieses Jahr sollen die Arbeiten an der Asiatischen Huftieranlage beginnen. Die Gesamtbaukosten dieser Maßnahme werden sich nach aktuellem Stand auf rund 1,5 Millionen Euro belaufen, heißt es aus dem Finanzministerium.

Gut investiertes Geld, meint Thomas Kölpin. „Ich denke, bei den Tiergehegen sollten wir nicht sparen. Wenn wir uns entscheiden, eine Anlage zu bauen, dann muss die Finanzierung gesichert sein. Sonst müssen wir sagen, wir können so eine Tierart nicht halten“, macht der Zoodirektor deutlich. Wenn es um die Tiere geht, gebe es keinen Spielraum, Geld zu sparen. Das betreffe vor allem auch die Pflegebedingungen. Die Mitarbeiter müssten mit den Tieren optimal arbeiten und auch sauber machen können.

„Wenn hier eingespart wird, rächt sich das sofort“, sagt der Zoodirektor. So müssten die verwendeten Materialien auch den Nutzungsdruck der Tiere aushalten. „Das unterschätzen sogar manchmal die Architekten in der Planung.“ Ein Bürogebäude sei nur acht Stunden besetzt, in einem Tiergehege sind die Tiere 24 Stunden aktiv. Hinzu kommt, Zoos sind immer auch Besucherbetriebe. Eine Zoo-Anlage, die gut für die Tiere ist, könne durchaus auch einen schönen Erlebnischarakter für die Besucher haben.

Das sei zwar ein Spagat, man könne das aber ganz gut zusammenbringen. Events wie Christmas Garden oder zu Halloween sind für Thomas Kölpin dabei eine gute Ergänzung. Schließlich gehe es nicht nur um den Betrieb eines zoologisch-botanischen Gartens, sondern auch darum, sich im Bereich Forschung und Artenschutz stärker aufzustellen. Und das gehe nur mit Geld. „Vielleicht packen wir im Sommer noch etwas an ein, zwei Wochenenden drauf. Mehr soll es aber nicht werden. Auch die Pinguine brauchen schließlich ihre Ruhe“, schränkt der Zoodirektor ein. Ingo Dalcolmo