Studentisches Wohnen gefragt

Wohnungsmarkt. Noch findet der Bauboom bei den privaten Studentenwohnanlagen fast ausschließlich im hochpreisigen Segment statt. Eine Studie sieht aber bereits Sättigungserscheinungen.

Jeden Semesteranfang wiederholt sich das Spiel aufs Neue: Tausende von Studenten begeben sich nicht nur in der Landeshauptstadt auf Wohnungssuche. Wer nicht in einem der Studentenwohnheime unterkommt, ist auf ein privates Quartier angewiesen. Doch der Mangel an preisgünstigen kleinen Wohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt verdrängt zunehmend die Studierenden, so eine Marktanalyse von Savills Deutschland. Das weltweit tätige Immobiliendienstleistungsunternehmen mit Hauptsitz in London hat in einer aktuellen Studie den deutschen Markt für studentisches Wohnen unter die Lupe genommen und kommt zu dem Schluss, dass die Knappheit an studentischem Wohnraum nicht an der absolut gestiegenen Zahl der Studenten liegt, sondern vielmehr an den gestiegenen Wohnungsmieten.



Während sich bis 2010 bundesweit die Mieten weitgehend im Gleichklang mit den studentischen Einkommen entwickelten, seien sie seitdem doppelt so stark angestiegen wie die Einkommen der Studenten (aktuelles Einkommen durchschnittlich 900 Euro, Anstieg seit 2010 sieben Prozent; durchschnittliche Wohnungsmiete 8,40 Euro/Quadratmeter, Anstieg im gleichen Zeitraum um 16 Prozent). Die Folge dieser Entwicklung laut Savills: Studenten können mit ihrem monatlichen Einkommen immer weniger Wohnfläche mieten. So seien etwa in Stuttgart, wo sich Studenten durchschnittlich noch 36 Quadratmeter Wohnfläche leisten können, nur neun Prozent aller Wohnungen kleiner als 40 Quadratmeter.


Da es diese Wohnungsgrößen auf dem freien Markt in den Universitätsstädten aber kaum gibt, würden jene 26 Prozent, die laut Sozialerhebung allein in einer Wohnung leben wollen, zunehmend verdrängt. Matthias Pink, der die Untersuchung durchgeführt hat, kommt zu dem Schluss, dass die meisten Wohnungen in Deutschland für das durchschnittliche Studentenbudget mittlerweile zu groß sind. Ein weiteres Indiz für diese Schlussfolgerung sieht der Marktforscher an dem stetig steigenden Anteil der in Wohngemeinschaften lebenden Studierenden. 'Offenbar entscheiden sich die Studierenden im Umfeld steigender Wohnkosten lieber für die Wohngemeinschaft als Wohnform, statt ihr Mietbudget zu erhöhen und sich die Vorzüge einer eigenen Wohnung zu leisten', so Pink.

Auf der anderen Seite boomt der Markt für studentisches Wohnen. In den letzten Jahren habe ein regelrechter Bauboom stattgefunden, so Matthias Pink. Allerdings hätten sich die privaten Investoren vor allem auf das Hochpreissegment konzentriert. Meistens exklusiv ausgestattete und voll möblierte Einzelapartments, die zwischen 300 und 450 Euro monatlich kosten. Zum Vergleich: die Mieten in einem Studentenwohnheim liegen oft unter 300 Euro. Noch sei der Sättigungsgrad bei den teuren Wohnungen gering. Das werde sich aber schon in den nächsten Jahren ändern, glaubt der Marktforscher. Es könnte sogar zur Überbauung kommen, wenn die Investoren weiterhin nur das Hochpreissegment im Auge haben, warnt er. Matthias Pink sieht den derzeit noch jungen Markt für studentisches Wohnen ohnehin im Umbruch. Investoren rät er derzeit, bei geplanten Investitionen in das Studentenwohnen eher auf das mittlere Preissegment zu setzen. 'Hier verbirgt sich noch ein gewaltiges Wachstumspotenzial.' Zumal die kleinen Wohnungen auch für nicht-studentische Zielgruppen - das sogenannte Mikrowohnen - wie alleinlebende Senioren oder Berufstätige, die nur für kurze Zeit für einen bestimmten Job in der Stadt sind, interessant werden könnten. Hinzu kommt: Studenten, die sich 500 Euro und mehr Miete für eine Wohnung im Monat leisten können, hätten auch noch andere Optionen am Wohnungsmarkt und wollen vielleicht gar nicht in einem Studenten­apartment wohnen, so Pink.
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