Unter ferner liefen



Wohnungsmarkt. Weil in den Ballungsräumen Wohnimmobilien zum Kauf knapp sind, rückt die energetische Sanierung bei der Vermarktung einer Immobilie immer mehr in den Hintergrund.


Die energetische Sanierung spielt bei der Vermarktung einer Immobilie derzeit keine Rolle. Zu diesem Schluss kommt der „Marktmonitor Immobilien 2017“ von Immowelt. Diese Einschätzung teilen auch die Makler, wie eine kleine Umfrage zeigt.



Im Videobeitrag erläutert Uwe Schelling, Energieberater bei der Verbraucherzentraler Baden-Württemberg warum eine energetische Sanierung einer Immobilie sinnvoll ist und wie eine Energieberatung funktioniert.


Wenn Lage und Gesamtzustand der Immobilien stimmten, sei die aktuelle Energieeffizienz der Immobilie eher von untergeordneter Bedeutung, sagt etwa Robin Frank von der Immobilienvermittlung der BW Bank. Allerdings werde ein Interessent zukünftig notwendige Investitionen bei seiner Kaufpreiskalkulation berücksichtigen müssen. Lediglich im hochpreisigen Segment sei der energetische Faktor wichtig, so der Makler Alfred Hildebrandt. Bei Kaufpreisen bis 400
000 Euro sei es aber ohne Bedeutung. Ähnliche Erfahrungen hat auch Markus Lechler von Lechler Immobilien aus Stuttgart gemacht. Die Energetik eines Hauses sei in Ballungszentren wie der Landeshauptstadt bei der Auswahl einer Immobilie nicht wichtig. Das liege aber nicht daran, dass niemand eine energetisch hochwertige Wohnung haben wolle, sondern weil es generell schwer sei, überhaupt eine Wohnung zu bekommen. Dass zeige sich besonders im Mietsegment. Beim Kauf schauten die Interessenten schon genauer auf den Energiepass. Würden aber Lage und Objekt passen, werde aufgrund der Knappheit auf dem Markt auch ein schlechterer Zustand akzeptiert.

Nach wie vor entschieden in erster Linie die Lage und die Grundsubstanz über den Wert einer Immobilie, bestätigt auch der Ludwigsburger Immobilienmakler Jürgen Pflugfelder. Das Gleiche gelte auch für den Energieausweis. Die wenigsten Kaufinteressierten würden sich im Rahmen des Entscheidungsprozesses überhaupt dafür interessieren.

Der Stuttgarter Immobilienmakler Erich Hildenbrandt stellt immer wieder fest, dass mit zunehmender Entfernung zur Stuttgarter Innenstadt und je neuer das Baujahr ist, die Bedeutung einer energetischen Sanierung zunehme. So würden Energieausweise im Stadtgebiet der Landeshauptstadt aufgrund des Mangels an geeigneten Objekten praktisch nie nachgefragt werden.

Laut dem „Marktmonitor Immobilien 2017“ glauben nur 43 Prozent der Immobilienprofis, dass sich ein guter energetischer Zustand positiv auf den Verkaufspreis einer Immobilie auswirkt. Deshalb raten laut Studie immer mehr Makler ihren Kunden davon ab, ihre Immobilie vor dem Verkauf zu sanieren. Werden Sanierungen dennoch empfohlen, so geht es dabei um Dachdämmungen (57 Prozent), den Einbau einer Brennwertheizung (40 Prozent) oder eine Wärmeschutzverglasung (39 Prozent). Die früher so beliebte Vollwärmedämmung der Fassade werde laut Untersuchung hingegen kaum noch empfohlen. Aufwendige Sanierungen lohnen sich nach Ansicht der Makler nur selten. Verkäufer einer Immobilie müssten aber unter Umständen bei großen Sanierungsrückständen mit Kaufpreisabschlägen von bis zu 19,6 Prozent rechnen, schätzten die Makler.