Der Bestand ist stehen geblieben


Studie. Ein Drittel der Immobilien-Manager hält die eigenen Unter­nehmensliegenschaften nicht mehr für zeitgemäß. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Trendstudie von Drees & Sommer.
Der Bestand vieler Property Companies und Corporates (Unternehmen, die sich mit dem Kauf, Verkauf und der Vermietung von Immobilien beschäftigen) scheint nach der jüngsten Trendstudie von Drees & Sommer in vielen Fällen nicht mehr heutigen Ansprüchen zu genügen. Das Beratungsunternehmen mit Sitz in Stuttgart hatte für die aktuelle Untersuchung rund 200 Immobilien-Verantwortliche befragt. Ein Drittel der Manager hält die eigenen Unternehmens­liegenschaften nicht mehr für zeitgemäß, was Technik, Substanz oder die Konzeption angeht. Ein weiteres Drittel befürwortet sogar neue Standortstrategien wie zum Beispiel die Umnutzung und Verwertung von Flächen.



Videografik: Drees & Sommer

Thomas Häusser von Drees & Sommer sieht die Aufgabe der Immobilien-Manager vor allem darin, die Bestände langfristig auf einem hohen baulichen Niveau zu halten oder darauf zu bringen. Dazu gehöre mitunter, Wege zu finden, innovative Technologien und wichtige Trends am Mietmarkt einzubinden. Aber auch die zu hohe Anzahl baurechtlicher Anforderungen stelle die Unternehmen zunehmend vor große Herausforderungen. Der Real-Estate-Experte empfiehlt gerade bei großen und komplexen Immobilienbeständen, stärker auf die Digitalisierung und damit Verfügbarkeit von Informationen auf Knopfdruck zu setzen.

Die Umfrage zeige aber auch, dass gerade in diesem Bereich noch ein Umdenken stattfinden muss. Erst neun Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Kernprozesse und Geschäftsmodelle schon vollständig digitalisiert.

Bei Drees & Sommer sieht man einen der Gründe darin liegen, dass in den meisten Fällen die Handhabung der digitalen Daten noch nicht optimal ist. So müssten derzeit noch die meisten Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammengestellt werden. Nur bei 16 Prozent der Unternehmen, die an der Studie teilgenommen haben, seien die relevanten Daten auf Knopfdruck verfügbar. Thomas Häusser vermutet, dass das auch an der mangelnden Transparenz des IT-Marktes liegt. Diese These stützt auch die Studie.

So glaubt nur ein Prozent der Immobilienmanager, dass der Markt für digitale Tools, Applikationen und Plattformen im Real Estate Management gut strukturiert und übersichtlich sei. Die aktuelle Trendstudie zeigt aber auch, warum die Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft nur schleppend vorankommt. Mehr als ein Drittel der Verantwortlichen sehen in einem digitalen Gebäudemodell für den Betrieb heute noch keine Vorteile.

„Gerade mit Blick auf die Praxis könnten das Asset- und Property-Management von einem digitalen Gebäudemodell er­heblich profitieren“, kommentiert Thomas Häusser die Ergebnisse der Studie. Seine Argumente: Vor jedem Kauf würden alle für die Immobilie relevanten Daten und Informationen sowieso zusammengetragen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Technischen Due Diligence (Durchleuchten der technischen Qualität einer Immobilie) zu.

Es gehe dabei darum, möglichst viele Risiken in kurzer Zeit zu erkennen, sagt Thomas Häusser. Das gelinge aber nur dann, wenn der Prüfprozess sehr gut aufgesetzt sei. „Im schlechtesten Fall erwirbt der Käufer sonst eine Immobilie mit unbekannten Risiken, die bei einem Abschwächen der Immobilienkonjunktur im schlimmsten Fall nicht mehr marktfähig ist.“ Zudem drohten möglicherweise Haftungsfragen, die alle Beteiligten gegebenenfalls langwierig sowie kostenintensiv klären müssten, kommentiert das Beratungsunternehmen die Ergebnisse.

Geht es um den eigentlichen Verkaufsprozess, verhalten sich die meisten Unternehmen (60 Prozent) eher mehrstufig nach klassischen Verfahren. Moderne, strukturierte Bieterverfahren spielen laut Studie hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Auch bei der Nachhaltigkeit ist laut Drees & Sommer noch Luft nach oben. Zwar sind 41 Prozent der Befragten der Meinung, dass sich Gebäude mit Nachhaltigkeitszertifizierungen besser vermarkten lassen; allerdings glauben auch 51 Prozent, dass die Zertifizierung für die Vermarktung weniger wichtig ist.