Der eigene Garten als Investition


Garten- und Landschaftsbau. Die Branche ächzt unter der Last der Aufträge. Vor allem Privathaushalte investieren in ihre Gärten. Aber auch die öffentliche Hand legt zu.
Die Garten- und Landschaftsbaubetriebe in Baden-Württemberg sind nach wie vor sehr gut ausgelastet. „Der Druck auf die Betriebe steigt, die Aufträge auch abzuarbeiten“, erläutert Reiner Bierig, Geschäftsführer des GaLaBau-Verbandes Baden-Württemberg, die aktuelle Situation, die auch auf die schlechte Witterung Anfang des Jahres zurückzuführen sei.



Die Branche im Land konnte im zurückliegenden Jahr insgesamt ihren Umsatz nochmals um vier Prozent auf jetzt 1,45 Milliarden Euro steigern. Den größten Anteil am Umsatz haben dabei Privathaushalte mit 60 Prozent. Erstmals stieg auch wieder leicht der Anteil der Aufträge der öffentlichen Hand auf 18 Prozent.

„Der Trend, in den eigenen Garten zu investieren, ist nach wie vor sehr groß“, sagt Bierig Dabei sind die Gartenbesitzer durchaus nicht kleinlich, was die Ausgaben angeht Im Durchschnitt werden zwischen 30
000 und 50000 Euro in die Verschönerung der privaten Gärten investiert Im Trend sind dabei laut Reiner Bierig derzeit vor allem seniorengerechte Gärten So werden Stufen gegen Gefälle ausgetauscht, zusätzliche Sitzgelegenheiten integriert, aber auch Hochbeete gewinnen an Bedeutung Für die seniorengerechte Gestaltung von Gärten gebe es übrigens auch Fördermittel von der KfW, sagt er Andere wollen es sich zu Hause auch einfach nur schön machen Mit zunehmendem Alter werde die Frage, wie der Garten in Ordnung gehalten werden kann, immer wichtiger Der Verband empfiehlt, bereits bei der Planung eines Gartens diese Überlegungen mit einfließen zu lassen „Automatische Bewässerungssysteme und Mähroboter sind hier durchaus eine Alternative“, so der Verbandsgeschäftsführer

Sorgen bereitet den Garten- und Landschaftsbauern der lasche Umgang der öffentlichen Hand mit dem Grünraum. Zwar werde viel in die Neuanlage öffentlichen Grünraums investiert, die Pflegeetats würden aber in vielen Städten und Gemeinden nicht an den neuen Bedarf angepasst. „Vielerorts wird die Natur kaputt gewirtschaftet“, ärgert sich Reiner Bierig.

So zeigt der Verband durchaus Verständnis für die von den Städten forcierte Nachverdichtung aufgrund des hohen Wohnraumbedarfs. Doch dürfe der Druck, möglichst schnell preiswerten Wohnraum zu schaffen, nicht zulasten der grünen Freiräume in den belasteten Städten gehen. Auch das oft von Bauträgern angebrachte Argument, begrünte Hausfassaden und -dächer würden das Bauen unnötig verteuern, will Reiner Bierig so nicht gelten lassen. „Dächer kann man auch mit Grün bespielen, indem neue Freiräume zum Erholen geschaffen werden“, sagt er. Allerdings weiß er auch, dass derartige Ideen oft an der aktuellen Landesbauordnung scheitern.

Deshalb setzt Reiner Bierig auch auf die Internationale Bauausstellung IBA in der Region Stuttgart. „Wir sind dabei, denn in der IBA stecken Chancen“, sagt er. Zukunftsfähiges Bauen sei ohne Grün nicht möglich. „Wir müssen aber aufpassen, dass bei der IBA das Thema Grün nicht untergeht“, mahnt er gleichzeitig. Er würde sich wünschen, dass von der Politik mehr Begeisterung komme und es ein Bekenntnis zur grünen Stadt gebe.

Es könne nicht sein, dass die Landeshauptstadt ein 1000-Bäume-Programm auflegt und die Pflanzung schon eines Baumes in der Stadt daran scheitere, weil dem Baum ein Parkplatz zum Opfer fallen würde. Die zur Feinstaubreduzierung installierte Mooswand sieht der Geschäftsführer als einen Baustein von vielen, um der Problematik Herr zu werden. „Der Zeitpunkt für das Anbringen ist aber schlecht gewählt worden“, sagt er auch.

Problematisch für die boomende Branche ist nach wie vor der Engpass bei den Fachkräften. Zwar sei die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen besser als in anderen Branchen, dennoch stünden die Garten- und Landschaftsbaubetriebe in direkter Konkurrenz zur Industrie, die vor allem mit geringeren Arbeitszeiten und einer höheren Bezahlung locken könne. Die Branche setzt deshalb auch auf die weitere Qualifizierung von Flüchtlingen und Migranten. „Die Sprache ist hier das größte Problem“, erläutert Reiner Bierig. Das werde sich erst in den kommenden Jahren ändern, wenn die ersten Flüchtlinge erfolgreich die Vorbereitungskurse absolviert haben.

Derzeit gebe es im Land sieben Flüchtlinge, die in einem GaLaBau-Betrieb eine Ausbildung machen. Ein anderes Problem sei aber auch das Bleiberecht. Die Flüchtlinge wie die Betriebe seien hier in den Auflagen gefangen. Erste Schritte seien hier aber schon gemacht. So hat der Verband einen Willkommenslotsen installiert, der die Mitgliedsbetriebe bei der Beschäftigung von Flüchtlingen berät.