Der ADAC der privaten Hausbesitzer


Dienstleistung. Streitbare Interessenvertretung, aber auch Dienstleister: Haus & Grund Stuttgart baut sein Angebot weiter zum Rundum-sorglos- Paket für private Immobilienbesitzer aus.
„Binnng!“ Eine Dame schnappt ihre Handtasche und erhebt sich aus dem Besuchersessel. Andere blättern weiter in ihren Zeitschriften, bis es wieder „Binnng!“ macht und die Köpfe fast im Gleichklang auf den Monitor blicken, der die Besprechungstermine koordiniert ... Ein typischer Dienstagvormittag in der Geschäftsstelle von Haus & Grund in der Gerokstraße 3 in Stuttgart.
„Vormittags finden bei uns die persönlichen Beratungen statt “, erläutert Ulrich Wecker, Geschäftsführer des Vereins.



Allein im zurückliegenden Jahr führte Haus & Grund 7200 Rechtsberatungen in der Geschäftsstelle durch, 4,1 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Hinzu kommen weitere 4612 juristische Beratungen, die lediglich schriftlich beantwortet werden. „Gerade die jüngeren Mitglieder schreiben lieber mal schnell eine E-Mail, als dass sie vorbeikommen“, so die Erfahrung des Geschäftsführers. „Die telefonischen Anfragen haben wir erst gar nicht erfasst“, spielt er auf den großen Bedarf an Rechtsberatung seiner Vereinsmitglieder an.

Neben den klassischen Vermieterthemen wie Mieterhöhung, optimale Gestaltung eines Mietvertrags oder Streitigkeiten rund um die Betriebskostenabrechnung suchen zum Beispiel Eigentümer zunehmend auch Rat rund um die Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG). „Oft sind sich Eigentümer untereinander nicht grün oder nicht bereit, in die Verwaltung der WEG zu investieren. Deshalb werden gerade kleinere WEGs sich in den nächsten Jahren noch schwerer tun, überhaupt noch einen Verwalter zu finden“, glaubt Ulrich Wecker.

Mit rund 22000 Mitgliedern ist Haus & Grund Stuttgart einer der größten Vereine der Landeshauptstadt. „Nur der VfB und der Freundeskreis der Wilhelma hat mehr Mitglieder.“ Während viele andere Vereine mit Mitgliederschwund zu kämpfen haben, wuchs Haus & Grund Stuttgart allein im zurückliegenden Jahr um 482 Mitglieder.

Ulrich Wecker führt das große Interesse an einer Mitgliedschaft in erster Linie darauf zurück, dass sich Haus & Grund seit mehr als zehn Jahren konsequent dem Servicegedanken verschrieben hat. „Wir wollen unseren Mitgliedern alles rund um die Immobilie aus einer Hand anbieten. Wir sind quasi der ADAC der privaten Immobilienbesitzer.“ Dazu gehören auf der einen Seite reine Beratungsleistungen wie zum Beispiel die Rechts- oder Steuerberatung. Die Experten stehen aber auch bei bautechnischen Fragestellungen oder der Bewertung einer Immobilie mit Rat und Tat zur Seite. Seit Kurzem können sich die Mitglieder auch bei Ärger mit einem Handwerker an die Geschäftsstelle wenden.

Andererseits würde Haus & Grund immer öfter auch als klassischer Immobiliendienstleister nachgefragt werden, so Ulrich Wecker. Zum Beispiel unterstützt eine Tochtergesellschaft des Vereins beim An- beziehungsweise Verkauf und bei der Vermietung. Seit der Einführung des Bestellerprinzips hätten sich viele Makler aus diesem Geschäftsfeld verabschiedet. „Diese Expertise fehlt natürlich jetzt. Gerade unsere älteren Mitglieder tun sich schwer damit, wie es heutzutage üblich ist über das Internet nach einem neuen Mieter zu suchen.“ Für Ulrich Wecker geht es bei der vereinseigenen Maklertätigkeit in erster Linie um einen Service für die Mitglieder. Er sieht die Angebote von Haus & Grund dabei aber auch als Hilfe zur Selbsthilfe. „Unsere Mitglieder sollen mit unserer Hilfe in die Lage versetzt werden, ihre Objekte selbstständig zu bewirtschaften.“ Dazu gehören auch spezielle Seminarreihen mit über 1000 Teilnehmern. „Renner waren die Veranstaltungen zum neuen Mietspiegel“, erinnert sich Ulrich Wecker. Außerdem bietet der Verein auch die komplette Verwaltung von Mietshäusern seinen Mitgliedern an. Darum kümmern sich aktuell 15 Mitarbeiter, so Ulrich Wecker.


So positiv die Mitgliederentwicklung ist, so angespannt ist nach wie vor die Beziehung von Haus & Grund zur Landeshauptstadt und ihrem Oberbürgermeister. Vor etwas mehr als drei Jahren gipfelte der Streit mit Fritz Kuhn wegen der Einführung des Zweckentfremdungsverbotes darin, dass der Verein seine Mitarbeit im Bündnis für Wohnen ruhen ließ. Mittlerweile habe man zwar wieder einen Beobachterstatus, kritisiere aber nach wie vor die Weigerung des Stadtoberhaupts, zusätzliches Bauland auszuweisen, so Ulrich Wecker. Für den Geschäftsführer von Haus & Grund ist es unverantwortlich, dass die Stadt in Anbetracht des prognostizierten Bevölkerungszuzugs bis 2025 auf 650000 Einwohnern lediglich jährlich 2000 neue Wohnungen pro Jahr plane. „Die alleinige Verantwortung für die hohen Mieten in Stuttgart hat damit ausschließlich die Politik, die sich weiterhin dem ausreichenden Neubau, vor allem aber der Ausweisung von Bauland verweigert“, gibt sich  der Geschäftsführer kämpferisch.
 
Am Samstag, dem 23. März 2019, lädt Haus & Grund Stuttgart zur 113. Mitgliederversammlung in den Hegelsaal der Liederhalle. Der Verein erwartet rund 1000 Mitglieder. Für Ulrich Wecker ist diese Zahl immer wieder auch ein Indiz dafür, dass die privaten Immobilieneigentümer  hinter ihrem  Verein stehen.