Die Krux mit der Einzelvergabe


Studie. Viele Klinikbetreiber in Deutschland setzen beim Facility-Management immer noch auf die Einzelvergabe, obwohl das nicht ohne Risiken ist.

Das Thema ist heikel. Am Telefon wollte sich niemand so recht äußern. Es geht um Facility-Management. Auf den ersten Blick ein Thema, das den meisten Leuten nicht mehr als ein Gähnen entlocken dürfte. Doch wenn es um Krankenhäuser geht, ist die Zurückhaltung verständlich. Zu groß ist die Angst der Beteiligten, durch ein unbedachtes Wort Ängste zu schüren. Thomas Häusser von Drees & Sommer in Stuttgart ist schon ein bisschen stolz, dass es ihm trotzdem gelang, die Facility-Management-Verantwortlichen von 23 Kliniken in Deutschland für seine Studie zu gewinnen, wenn auch unter der Vorgabe, keinesfalls öffentlich genannt zu werden.



Das Klinikum Aachen ist das größte Krankenhaus­gebäude Europas. In der Sendereihe „Abenteurer leben“ von Kabel eins gibt es einen beispielhaften Blick hinter die Kulissen eines Krankenhauses.

„Wir wollen nicht in der Zeitung stehen“, hörte der Ingenieur unisono von den teilnehmenden Kliniken größtenteils in öffentlicher Trägerschaft.

In der Umfrage zu Betreibermodellen in Krankenhäusern ging es darum, wie in den Kliniken das Facility-Management, also die Verwaltung und Bewirtschaftung von Gebäuden sowie deren technischen Anlagen und Einrichtungen, organisiert ist. Die meisten Kliniken beauftragen externe Dienstleister für technische oder infrastrukturelle Facility-Management-Leistungen. Während erstere beispielsweise Wartung und Betrieb der Haus- und Gebäudetechnik umfassen, zählen zu letzteren alle nutzerbezogenen Dienstleistungen wie Hausmeister- und Postdienste, Außenanlagepflege oder die Entsorgung von medizinischen Abfällen. Oberste Priorität hat dabei ein sicherer Gebäudebetrieb, um die medizinische Versorgung jederzeit sicherzustellen.

Ein Beispiel aus Nordrhein-Westfalen macht deutlich, wie wichtig ein funktionierendes Facility-Management ist. Dort hatte ein Bagger bei Erdarbeiten zufällig ein Stromkabel beschädigt und dafür gesorgt, dass in dem nahen Klinikum alle Lichter ausgingen. Zum Glück sprang das Notstromaggregat des Krankenhauses sofort an und sorgte dafür, dass der OP-Bereich weiter funktionierte. Wer weiß, wie die Sache ausgegangen wäre, wenn das Stromaggregat aus irgendeinem Grund nicht funktioniert hätte, weil es zum Beispiel schlecht gewartet gewesen wäre.

In den meisten Kliniken setzen die Betreiber auf die Einzelvergabe von Facility-Dienstleistungen. Das ist vor allem bei der Medienversorgung oder der Medizintechnik der Fall, hat die Studie ergeben. Thomas Häusser weiß auch, warum. „Oft wird die Firma mit der Wartung einer Anlage beauftragt, die sie auch installiert hat.“ Dabei werde oft argumentiert, der Hersteller kenne die Technik am besten und könne auch schneller Ersatzteile besorgen.

In den befragten Kliniken sind sich die Verantwortlichen durchaus bewusst, dass diese Einzelvergabepraxis nicht ganz ohne Risiko ist. An vorderster Stelle stehen hier eine mögliche Verschlechterung der Hy­giene, der Verfügbarkeit betriebsrelevanter medizin- und gebäudetechnischer Anlagen sowie der Versorgung mit Medien wie Strom oder Sauerstoff. Hintergrund: Je zentraler die Facility-Management-Leistungen erbracht würden und je geringer dabei die Anzahl der Leistungsschnittstellen sei, desto weniger Risiken entstünden in der Regel für den Krankenhausbetrieb, erklärt Thomas Häusser. Das Problem bei der Einzelvergabe: Einzelne Leistungen würden zunächst kleinteilig an entsprechende Fremdfirmen vergeben, was wiederum zu einem höheren Steuerungs- und Koordinationsaufwand und somit zu deutlich mehr Schnittstellen im täglichen Betrieb führe. Und das erhöhe die Fehlerquote.

Für Krankenhäuser, die externe Dienstleister im Bereich Facility-Management beauftragen, kann es sich deshalb nach Auf­fassung von Thomas Häusser durchaus lohnen, die aktuelle Eigen- und Fremdleistungsstrategie einmal zu überprüfen. So könne ein Wechsel des Betreibermodells unter Umständen Kosten wie auch die Betreiberrisiken verringern.

Laut Umfrage von Drees & Sommer setzen die meisten Facility-Management-Verantwortlichen in den Kliniken bei kern­geschäftsfernen Aufgaben bevorzugt auf Fremdvergaben. Leistungen, die eng mit dem Kerngeschäft verknüpft sind, übernimmt die Klinik heute noch überwiegend selbst oder nimmt für Teilleistungen eine Einzelvergabe vor. Hierzu gehören zum Beispiel die Reinigung von Operationssälen oder der Betrieb der Medizintechnik.

Was die Zukunft angeht, ist Thomas Häusser vorsichtig optimistisch: „Wir beobachten einen deutlichen Trend zur gebündelten Vergabe von technischen oder infrastrukturellen Dienstleistungen in den Kliniken.“