Ein Platz für Omas Sofa


Selfstorage. Mietlager sind im Kommen. Vor allem dort, wo Wohnraum knapp ist – in den Großstädten. Immer öfter werden kleine Lagerflächen auf Zeit gemietet – für das alte Sofa oder die Lieblingssammlung.


Sie heißen My-Place, Packsweg oder Lagerbox. Hinter den Namen stehen Anbieter von Mietlagern. Das Geschäft boomt, denn gerade in Großstädten wie Stuttgart sind nicht nur große Logistikflächen zur Lagerung gefragt. Vor allem Privatleute interessieren sich für Selfstorage, wie die aus den USA kommende Geschäftsidee auch genannt wird. Und das funktioniert so: Früher wurde das gute Stück von Oma oder Opa schon mal auf dem Dachboden oder in der Einliegerwohnung zwischengelagert, heute ist das die Lagerbox in einem Mietlager. Denn Wohnraum ist in der Region begehrt. Viele Flächen, die noch vor einigen Jahren als private Abstellmöglichkeit genutzt werden konnten, sind längst zu Wohnungen ausgebaut oder umgenutzt und fallen so als Lagerfläche weg. Davon profitieren zunehmend die Mietlager in den Metropolen wie der Landeshauptstadt.



Der Film gibt einen Eindruck wieder, wie man sich ein Mietlager vorstellen muss.

Rund drei Viertel der Kunden bei Lagerbox, die auch in Stuttgart eine Filiale unterhält, sind Privatleute, sagt Marketingleiter Michel Galka. Die Gründe, für eine gewisse Zeit einen Lagerplatz anzumieten, seien vielfältig. Die einen suchten übergangsweise einen Platz für einen Teil ihrer Möbel, weil die alte Wohnung schon gekündigt und die neue noch nicht bezugsfertig ist. Andere brauchten für ein paar Monate eine Unterstellmöglichkeit für das Mobiliar, weil es sie für ein bis zwei Jahre beruflich ins Ausland verschlägt und sie ihren Hausstand nicht mitnehmen wollen. Unternehmen hingegen nutzten den Service der Mietlager, um Akten unterzubringen oder auch schon mal Handelsware zwischenzulagern.

Der Raum wird quadratmeterweise zur Verfügung gestellt. Pro Mietlager sind das in der Regel je nach Anbieter zwischen 800 und 1000 Lagerboxen unterschiedlicher Größe. Der Lagerplatz ist in der Regel sofort verfügbar, die Größen variieren von einem bis zu 60 Quadratmetern. Die Mietlager­betreiber machen die Anlieferung leicht. In der Regel können Fahrzeuge ebenerdig das Lager anfahren. Das Lagergut wird dann mit Trolleys und Hubwagen über Lastenaufzüge an den jeweiligen Standort verfrachtet.

Doch wie viel Platz braucht man ei­gentlich, um eine komplette Einrichtung unterzubringen? Um eine 60-Quadratmeter-Wohnung komplett einzulagern, braucht man einen Lageraum von etwa sechs Qua­dratmetern. „Man rechnet etwa 10 bis 15 Prozent von der Wohnungsfläche“, erklärt Michel Galka. Auf den Internetseiten der meisten Anbieter gibt es auch Flächenrechner, die anhand der Wohnungsfläche den Lagerbedarf berechnen. Wer sich nicht sicher ist, wie viel Platz er braucht, kann sich aber auch vor Ort beraten lassen.

Das Geschäft mit Lagerflächen hat Zukunft, heißt es in der Branche. Und die Statistik des Selfstorage-Branchenverbandes bestätigt das. Seit dem Jahr 2000 ist der Markt jedes Jahr kontinuierlich um 10 bis 20 Prozent gewachsen. Und ein Ende sei nicht abzusehen, meldete jüngst die „Immobilien Zeitung“. Marktführer in Deutschland ist My-Place. Das österreichische Unternehmen eröffnet im nächsten Jahr bereits seinen zweiten Standort in Stuttgart. „Der Markt boomt“, sagt auch Nikolaus Lovrek von der Marketingleitung bei My-Place. Damit sich ein Standort für einen Mietlageranbieter lohnt, ist allerdings ein Einzugsgebiet von mindestens 200
000 Einwohnern notwendig. Die Knappheit an Lagerflächen hat aber mittlerweile auch schon dazu geführt, dass erste Anbieter auch sogenannte B-Standorte ins Auge fassen.

Doch wie sicher sind die Lagerflächen? Auf den ersten Blick sehen die meisten dieser Lager wie Sicherheitstrakte aus Videokameras, die die Eingänge und Flure überwachen; spezielle Schließanlagen mit Schlüssel oder Codekarten, die genau erfassen, wer wann wo welche Lagerbox geöffnet hat; Rauchmelder, die direkt mit der Leitzentrale der Feuerwehr verbunden sind; und ein Sicherheitsdienst, der nachts bei Gefahr sofort zur Stelle wäre. Zudem sind die Gebäude sowie auch oft die einzelnen Lagerräume alarmgesichert.

Doch nicht alles darf eingelagert werden. „Waffen, Sprengstoff, Drogen, Pflanzen oder leicht verderbliche Waren sind ausgeschlossen“, erklärt Nikolaus Lovrek. Sind die Sachen einmal eingelagert, können die Mieter jederzeit wieder an ihre Sachen herankommen. Mit einer Einschränkung: Zwischen 22 und 6 Uhr ist das Lager bei den meisten Anbietern aus Sicherheitsgründen geschlossen. Selfstorage ist nicht billig, der Preis schwankt je nach Standort, Größe der Lagerfläche und Mietdauer. So kostet zum Beispiel eine fünf Quadratmeter große Lagerbox bei My-Place im Monat rund 109 Euro. Die Stiftung Warentest, die das letzte Mal vor zwei Jahren einen Blick auf die Branche geworfen hat, kritisiert, dass es keine Kostentransparenz gebe. Die Preisgestaltung sei selbst für Vergleichsportale schwer zu durchschauen. Letztendlich würde nur die eigene Recherche weiterhelfen, zumal die Preise von Stadt zu Stadt deutlich schwanken würden. Konkurrenz bekommt die Branche derzeit von der Internetplattform Shelfsailor, meldet die „Immobilien Zeitung“. Das Hamburger Unternehmen bietet eine Plattform für Privatleute, die ungenutzte Zimmer, Keller, Dachböden oder Garagen als Lagerraum anbieten. In Stuttgart bietet jemand sogar Platz in einem leeren Schrank an, für zwölf Euro im Monat, inklusive Versicherung.

Apropos Versicherung: Das Eingelagerte ist nicht automatisch gegen Einbrüche, Brände, Wasserschaden etc. versichert. Auch die eigene Hausratversicherung greift nicht immer, sagt die Stiftung Warentest und empfiehlt, bei längeren Aufbewahrungs­zeiten eine Zusatzpolice abzuschließen. Das bieten auch einige Mietlager-Betreiber an. Die Zusatzkosten liegen pro 1000 Euro Versicherungssumme zwischen 1,50 und 2,00 Euro pro Monat.