Damit andere arbeiten können


Facility-Management. Die Branche boomt, aber das Kerngeschäft der Liegenschaftsverwaltung und Objektbetreuung verändert sich. Die Organisation von Arbeitsplätzen wird dabei immer wichtiger.

Wer es nicht besser weiß, erklärt Facility-Management auch schon mal mit Hausmeister-Service. Doch über so viel Unkenntnis über ihre Berufssparte können die Mitglieder der RealFM Association for Real Estate and Facility Managers, die sich dieser Tage in Stuttgart zur Jahreskonferenz trafen, nur schmunzeln. Wie wichtig das Facility-Management, also die Liegenschaftsverwaltung und Objektbetreuung ist, zeigt auch, dass es längst eine eigene Wissenschaftsdisziplin ist und als Studiengang an 22 Hochschulen in Deutschland angeboten wird.



In den Anfängen des Facility-Managements vor rund 20 Jahren ging es im Wesentlichen noch darum, Gebäude, Liegenschaften und betriebliche Abläufe ganzheitlich zu betrachten. Ziel war es, Betriebs- und Bewirtschaftungskosten zu senken, Fixkosten zu flexibilisieren, die tech nische Verfügbarkeit der Anlagen zu sichern und den Wert von Gebäuden und Anlagen langfristig zu erhalten oder gar zu steigern. Dieses Kerngeschäft verändert sich aber zunehmend, sagt Dirk Otto, Präsident von Real FM. „Der Fokus auf die Immobilie gerät immer mehr in den Hintergrund. Dafür gewinnt die Organisation von Arbeitsplätzen immer stärker an Bedeutung“, so der Experte. Vor allem die Entwicklung in der IT würde das Facility-Management derzeit beschäftigen. „Bei der Digitalisierung stehen wir noch ganz am Anfang“, so Dirk Otto. Das bestätigte auch Marc Balkenhol, Vorsitzender der Geschäftsführung der BW-Immobilien, dem Liegenschaftsverwalter der LBBW. Die Veränderung der Arbeitswelt habe eine hohe Entwicklungsgeschwindigkeit, die auch bei der LBBW neue Arbeitsplatzkonzepte erfordere. Aber: „Immobilien werden auch künftig wichtig sein, um die Menschen zusammenzubringen.“ Derzeit ist die BW-Immobilien mit ihren 130 Mitarbeitern für rund 300 Objekte mit einer Gesamtfläche von 600000 Quadratmetern zuständig. Das jährliche Instandhaltungsbudget liegt im zweistelligen Millionenbereich.

Wie bedeutend die Branche innerhalb der Immobilienwirtschaft ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen. So liegt laut GEFMA Deutscher Verband für Facility-Management die Bruttowertschöpfung der Branche bei rund 130 Milliarden Euro und hat damit einen Anteil von 4,75 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. Über 4,67 Millionen Menschen werden dem Facility-Management zugerechnet. Die Branche befindet sich weiter auf Wachstumskurs. Eine Studie von Roland Berger Strategy Consultants hat jüngst ermittelt, dass für das Facility-Management insbesondere der Markt für Energie- und Ressourceneffizienz im Gebäudemanagement bis zum Jahr 2020 um jährlich 6,5 Prozent steigen wird.

Doch auch eine Boombranche muss sich veränderten Gegebenheiten anpassen. Paul Stadlöder, Geschäftsführer der FMC Facility Management Consulting, sieht das Facility-Management vor einem Paradigmenwechsel und fordert deshalb neue Denkmuster.

Seine Argumente: Zwar sei der Servicegedanke ein Stellhebel, um die Ressourcen zu reduzieren, eine Kostensenkung gelinge aber nur dann, wenn jetzt vor allem in die Kompetenz der Mitarbeiter investiert werde. Zwar sei der Wunsch nach Benchmarking oder Kennzahlen gut für Standpunkte, zur Zielführung brauche es im Facility-Management langfristig aber andere Methoden, so Stadlöder.

Künftig werde es im Rahmen der Ressourcen-Effizienz viel mehr darum gehen, den genauen Bedarf zu kennen und die daraus resultierende Auslastung zu optimieren. Die Zukunft einer Immobilie werde auch davon abhängen, wie gut es gelingt, ineffiziente Ressourcen ausfindig zu machen. Dabei werde auch die Lösungskompetenz der Mitarbeiter eine immer größere Rolle spielen, so der Experte. Eine seiner Thesen: Viele Großstädte haben kein Wohnungsproblem, sondern ein Auslastungsproblem von Wohnungen. Anstatt neue Wohnungen in den Ballungszentren zu bauen, sei es vernünftiger, Anreize zu schaffen, seinen Wohnbedarf an seine Bedürfnisse anzupassen.

Paul Stadlöder spricht dabei allerdings ein sensibles Thema an. Zwar trifft es zu, dass vor allem immer mehr ältere Menschen in immer größeren Wohnungen allein leben, während viele Familien händeringend nach preiswertem Wohnraum in den Großstädten suchen, doch beim Thema Wohnungstausch scheiden sich die Geister. Zu viele Fragen sind dabei ungeklärt. Das weiß auch Paul Stadlöder, der dafür plädiert, auch mal unkonventionell an ein Thema heranzugehen. „Er ist sich sicher, dass die Lösung der Wohnungsnot in den Städten nur durch effiziente Ausnutzung der Ressourcen zu lindern sei. Doch ohne die richtige Motivation der Beteiligten werde das nicht funktionieren, glaubt er.