Ein Stadthaus mit Garten



Wohnraum. Bebaubare Flächen in Stuttgart sind Mangelware. Deshalb setzt die Stadt auch auf Nachverdichtung. Das funktioniert auch bei einem Einfamilienhaus, wie das nachfolgende Beispiel zeigt.

Ein Einfamilienhaus. In Stuttgart. Mitten in der Stadt? Gibt’s nicht. Geht nicht? – Stuttgart-Bad Cannstatt, Reichenhaller Straße 30a. Anfang des Vorjahres stand hier noch eine alte Doppelgarage, die mit einem Apfelbaum verwachsen war. Elf Monate später gibt es wieder eine Doppelgarage. Doch auf der thront jetzt ein Einfamilienhaus mit rund 200 Quadratmeter Wohnfläche auf vier Stockwerken.



„Als wir das Grundstück vor einigen Jahren erwarben, war uns klar, dass man daraus etwas Besseres machen kann“, erinnert sich Frank Peter Unterreiner. Schließlich brauche Stuttgart Wohnraum. Nicht ganz ohne Stolz verweist der Investor darauf, dass das Haus so gebaut wurde, dass keine neuen Flächen versiegelt werden mussten. Frank Peter Unterreiner weiß, wovon er spricht. Als Herausgeber eines Immobilienfachdienstes berichtet er auch über den Wohnungsmarkt in der Region Stuttgart und hat das eine oder andere Mal auch die Verwaltung der Landeshauptstadt ob ihrer Wohnungsbaupolitik schon kritisiert.

„Wir hatten am Anfang nicht unbedingt das Gefühl, dass wir mit unserer Idee, hier Wohnraum schaffen zu wollen, bei der Stadt willkommen sind“, erinnert sich Frank Peter Unterreiner beim Blick über die Dächer von Bad Cannstatt. Das reichte von Äußerungen seitens der Verwaltung wie „Mir wäre lieber, Sie würden hier nicht bauen“ bis hin zur Vorgabe, ein zweites Fluchttreppenhaus zu bauen. Doch Frank Peter Unterreiner ließ sich nicht unterkriegen und intervenierte beim Stadtplanungsamt. „Danach lief es erstaunlich gut.“ Selbst die Baugenehmigung wurde in „einem normalen Zeitzusammenhang“ von dreieinhalb Monaten erteilt, erinnert sich der Architekt.

Natürlich sei es ungewöhnlich, auf so einem engen Raum – immerhin beträgt die Grundfläche lediglich 64 Quadratmeter – ein vertikales Gebäude zu schaffen. Vorbild für die schlanke Bauweise waren dabei die Townhäuser in London oder auch Holland, erklärt Architekt Johannes Daniel Michel. Dabei werden die unterschiedlichen Lebens- und Tageszyklen auf die einzelnen Stockwerke verteilt. So befinden sich im ersten Stock die Kinder- oder Gästezimmer, ein Stockwerk darüber der elterliche Schlafbereich. Eine Treppe weiter geht es in den Kochbereich. Im vierten Stock befindet sich der Wohnbereich mit dem Zugang zur durchgängigen Dachterrasse.

Rund eine dreiviertel Million Euro hat Frank Peter Unterreiner in das Einfamilienhaus ohne Grundstückskosten investiert. „Wir hatten schon Anfragen von Leuten, die das Haus kaufen wollten“, sagt der Investor. Die Gebote lagen bei weit über einer Million. Doch er hat nicht verkauft. „Was soll ich mit dem Gewinn machen? Auf die Bank bringen?“ Frank Peter Unterreiner winkt ab. Geld lässt sich mit solchen Liebhaberobjekten nicht verdienen. „Die Miete deckt gerade so die Finanzierung“, räumt er offen ein. Für ihn ging es bei diesem Objekt darum, auch als privater Bauherr einmal im Leben ein kleines Stück Stadt mitzugestalten. Frank Peter Unterreiner hat mittlerweile sein Townhaus an eine Familie mit zwei Kindern vermietet. Die ziehen im Oktober dieses Jahres ein. Er zeigt hinter dem Haus auf den kleinen verwilderten Garten mit einem großen Kastanienbaum. „Hier können die Kleinen gefahrlos spielen und mit etwas Glück sehen sie auch ein Eichhörnchen im Baum.“