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Nicht jeder Tunnel zählt als Tunnel


Verkehrsbauwerke. Mindestens 400 Meter lang muss ein Tunnel sein, wenn er auch als solcher gezählt werden soll, heißt es in einer Richtlinie. Stuttgart hat neun, die länger sind, und drei, die kürzer sind.

Müssen Tunnel schön sein? Claus-Dieter Hauck, beim Tiefbauamt der Stadt Stuttgart für den Tunnelbau zuständig, schmunzelt bei dieser Frage ein wenig. „Im innerstädtischen Bereich ganz sicher. Wir bemühen uns sehr, alle oberirdischen Bauwerke, die zum Tunnel gehören und im öffentlichen Bereich liegen, auch ansprechend zu gestalten“. Die Ästhetik der Verkehrsbauwerke ist die eine Seite, die Umweltbelastungen durch Regen und Schmutz eine andere. Claus-Dieter Hauck: „Die Tunnel verschmutzen sehr stark.“ Einmal im Jahr müssen in allen Stuttgarter Tunneln die Wände buchstäblich abgeschrubbt werden, in einigen sogar zweimal im Jahr. „Das stellt uns schon vor besondere Herausforderungen.“ Um den laufenden Verkehr nicht zu behindern, werden diese Arbeiten meist nachts ausgeführt.


Im Kurzvideo unter kann man hinter die Kulissen des Heslacher Tunnels schauen.

Zum Einsatz kommt dabei ein spezielles Reinigungsgerät, dessen Bürsten dem festen Schmutz zu Leibe rücken. Erst dann können die Wände mit Wasser abgespült werden. „Anders könnten wir diesen hartnäckigen Belag nicht entfernen“, sagt Hauck. Der von den durchfahrenden Autos hochgewirbelte Dreck und vor allem auch das Wasser haben auch Auswirkungen auf die Lebensdauer der betriebstechnischen Anlagen: Nach maximal 15 bis 20 Jahren müssen sie ausgetauscht werden. Wie viele Tunnel Stuttgart hat, ist gar nicht so einfach zu beantworten. „Das kommt nämlich ganz darauf an, wie man Tunnel überhaupt definiert“, erklärt Claus-Dieter Hauck. Nach einer Richtlinie für Verkehrsbauwerke werden Tunnel erst ab einer Länge von 400 Metern gezählt. „Wir haben in der Landeshauptstadt neun, die länger sind, und drei, die kürzer sind“, so Hauck. Einer davon ist der Heslacher Tunnel, rund 2,3 Kilometer lang. Mit 50
000 Fahrzeugen täglich gehört er zu den am stärksten befahrenen Tunneln in Europa. Vor 25 Jahren wurde er in Betrieb genommen.

Lokaltermin in der Betriebszentrale in Heslach: Wer glaubt, Tunnel bestehen nur aus in den Berg getriebenen Stollen, wird staunend feststellen, dass Tunnel längst Hightech-Bauwerke sind. Doch im Gegensatz zu Unterführungen wie dem Elbtunnel in Hamburg sind die Stuttgarter Tunnel aber nicht „bemannt“. Das heißt, es gibt keine Zentrale vor Ort, wo der Betrieb des Verkehrsbauwerkes überprüft wird. Trotzdem muss sich jemand darum kümmern. Beim Tiefbauamt der Landeshauptstadt sind fünf Mitarbeiter für die „Stuttgarter Stollen“ zuständig. Zu tun gibt es genug. Und wenn es nur darum geht, nach dem Rechten zu schauen. Zwar erfolgt die laufende Über­wachung der Tunnel und des Geschehens in der Regel automatisch. Auch per Videoüberwachung: Sobald eines der Notruftelefone betätigt wird, schaltet eine Videokamera auf den entsprechenden Bereich. Manchmal „verirren sich aber auch Fußgänger im Fluchttunnelbereich“. Dann gibt es einen Alarm und ein Mitarbeiter muss nachschauen, was los ist“, erläutert Hauck. Die moderne Betriebstechnik in den Tunneln sorgt aber nicht nur für Licht und gute Luft, sondern erkennt auch Störungen. Sogenannte Sichttrübe-Messgeräte erkennen zum Beispiel anhand der Durchlässigkeit des Lichtes, wie belastet die Luft im Tunnel ist.

Alle Störmeldungen gehen direkt an den Betriebsdienst des Tiefbauamtes. Nachts gibt es einen Bereitschaftsdienst. Alarmmeldungen, etwa bei Unfällen oder Bränden im Tunnel, laufen zentral im SIMOS-Gebäude (SIMOS – Leitstelle für Sicherheit und Mobilität Stuttgart) in Bad Cannstatt auf, wo auch die Feuerwehr mit der integrierten Leitstelle untergebracht ist. Noch Zukunftsmusik ist eine Tunnelleitzentrale. Aber „wir arbeiten daran“, so Hauck.

Seit den verheerenden Bränden in den Alpentunneln um die Jahrtausendwende wurde viel darüber diskutiert, wie auch die Sicherheit in den Stuttgarter Tunneln verbessert werden könnte. Rund 30 Millionen Euro wurde seit dem Jahr 2004 allein inden Heslacher Tunnel nach und nach inBetriebs- und Sicherheitstechnik investiert. Größter Posten: die Verlängerung der Fluchtstollen entlang der Fahrbahn. Dadurch wurde der Fluchtweg auf 250 Meter in jeder Richtung verkürzt. „Wer in Panik ist, weiß das zu schätzen.“

Jedes Jahr investiert die Landeshauptstadt in den laufenden Betrieb der zwölf Tunnel einen siebenstelligen Betrag. Allein der Unterhalt des Heslacher Tunnels schlägt mit rund 600
000 Euro jährlich zu Buche. Den größten Anteil mit 450000 Euro haben dabei die Stromkosten. Auch wenn der Heslacher Tunnel als Meilenstein im Stuttgarter Tunnelbau gilt. Insgesamt haben alle Stuttgarter Tunnel dazu beigetragen, dass die Wohngebiete in der Landeshauptstadt in den letzten Jahrzehnten erheblich entlastet werden konnten, freut sich Claus-Dieter Hauck.