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Das Geld wird im Garten vergraben


Garten. Den Garten- und Landschaftsbaubetrieben in Baden-Württemberg geht es prächtig. Im zurückliegenden Jahr konnte die Branche nochmals ihren Umsatz um fünf Prozent auf jetzt 1,59 Milliarden Euro steigern.

Dass immer mehr Privatpersonen im Land ihre Gärten von Experten des Garten- und Landschaftsbaus erst anlegen und später oft auch pflegen lassen, liegt nach Ansicht von Thomas Heumann vor allem an der sehr guten Konjunktur und dem niedrigen Zinsniveau. „Die Leute geben das Geld lieber für einen schönen Garten aus, als dass sie es auf die Bank bringen“, so der scheidende Vorstandsvorsitzende vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau GaLaBau Baden-Württemberg.



Die Höhe der Aufträge schwankt dabei zwischen 1000 und 1,5 Millionen Euro. Im Durchschnitt werden rund 20000 Euro für eine Gartengestaltung ausgegeben, so der GaLaBau-Verband. Die Umsatzrendite pro Betrieb liegt im Schnitt zwischen fünf und sieben Prozent bei einer Eigenkapitalquote zwischen 2o und 25 Prozent.

Die gute Auftragslage hat auch dazu geführt, dass die Betriebe im Land in den zurückliegenden Jahren kräftig in ihren Fuhrpark investiert haben. „Kaum ein Betrieb hat noch einen Investitionsstau, so dass auch die Feinstaubproblematik bei den Maschinen kaum noch eine Rolle spielt“, so Reiner Bierig, Geschäftsführer des Verbandes.

Die Auftragslage sah vor 15 Jahren noch ganz anders aus, erinnert sich Thomas Heumann, der nach neun Jahren turnusmäßig als GaLaBau-Vorstandsvorsitzender sein Amt abgibt. „Damals standen wir vor der Frage, woher die Arbeit kommt. Heute fragen wir uns, woher wir die Facharbeiter nehmen sollen.“ Der Fachkräftemangel sei derzeit die größte Herausforderung. Wie in anderen Branchen auch suchen die Betriebe vor allem Mitarbeiter. Und das bekommen derzeit vor allem die Auftraggeber zu spüren. Bis zu einem halben Jahr betrage die Wartezeit für neue Aufträge.

Damit stehe man aber im Vergleich zu anderen Gewerken nicht schlechter da. Leider nehme durch die langen Wartezeiten auch das Schattengewerbe zu. „Im Garten grasen auch viele schwarze Schafe“, sagt Reiner Bierig. Hinzu kommt: Der Garten- und Landschaftsbau gehört nicht zum geschützten Handwerk. „Jeder kann einen Betrieb aufmachen.“ Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte vor der Auftragsvergabe Referenzen einholen oder einen GaLaBau-Betrieb beauftragen. „Wir prüfen vor einer Mitgliedschaft, ob der jeweilige Betrieb überhaupt die notwendige Eignung hat“, so Reiner Bierig. Hauptumsatzträger der Garten- und Landschaftsbaubetriebe in Baden-Württemberg ist seit Jahren mit rund 60 Prozent der Privatbereich. Die öffent­liche Hand und der Gewerbebereich teilen sich etwa zu gleichen Teilen den Rest. Der Gesamtumsatz aller 2070 Betriebe im Land lag bei rund 1,59 Milliarden Euro und damit nochmals um fünf Prozent höher als noch vor einem Jahr. Davon entfallen rund 80 Prozent auf die 775 Mitglieder im Verband, so Reiner Bierig.

Sorgen bereitet den Garten- und Landschaftsbaubetrieben die Entwicklung in den Ballungsräumen. „Der direkte Wettbewerb zwischen dem notwendigen Wohnungsbau und den ebenfalls wichtigen Grün- und Freiflächen ist spürbar“, stellt Erhard Schollenberger, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Verbands, fest. Der Druck auf die Grünflächen steige, je mehr Menschen es in die Städte zieht. „Doch ohne Grün verkommen die Städte zu Ghettos“, warnt er und Reiner Bierig ergänzt: „Ohne Grün geht heute keine Stadtentwicklung.“

Die Landeshauptstadt gehe dabei mit schlechtem Beispiel voran. So habe Stuttgart bei der Stadtbibliothek, dem Milaneo und dem Pariser Platz eine einmalige Chance für mehr Grün verpasst, kritisiert der Verband. Deshalb wolle man sich auch im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA dafür einsetzen, dass Grün in der Stadt nicht als Beiwerk, sondern als wichtiges Fundament der Stadtentwicklung gesehen werde, so Reiner Bierig.

In diesem Jahr stehen beim Verband gleich zwei Großprojekte an. Vor den Toren Stuttgarts wird am 10. Mai die Remstal-Gartenschau von 16 Kommunen eröffnet – einen Katzensprung weiter startet schon am 17. April die Bundesgartenschau in Heilbronn. Befürchtungen, die zwei Gartenschauen in unmittelbarer Nähe könnten sich gegenseitig den Rang ablaufen, zerstreut Thomas Westenfelder, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Verbands: „Das sind keine Blümles-Olympiaden. Das Publikum, dass auf eine Bundesgartenschau geht, besucht auch die Gartenschau vor der eigenen Haustür.“