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Grün als Standortfaktor


Planung. Je enger die Menschen zusammen wohnen, umso wichtiger ist die Versorgung mit Grün. Die sieht der Verband für Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau durch die Nachverdichtung in der Fläche gefährdet.

„Schauen Sie sich das Europaviertel in Stuttgart an. Wollen Sie da wohnen?“, fragt Reiner Bierig. Der Geschäftsführer vom Verband für Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau in Baden-Württemberg ist bei seinem Lieblingsthema – der grünen Stadt.



Im Video erläutert Reiner Bierig, warum eine grüne Stadt wichtig ist.

„Es wird viel zu viel über Nachverdichtung in den Städten geredet und viel zu wenig über grüne Freiräume“. Natürlich verstehe man auch den Wunsch nach preiswerten Wohnungen. Es gehe aber auch darum, bestehende grüne Freiflächen in ihrer Funktion zu sichern. „Wo sollen Kinder spielen oder ältere Leute ein Schwätzchen halten, wenn alles zugebaut ist und der nächste Park fußläufig viel zu weit weg ist“, fragt er. Für den Geschäftsführer wären soziale Konflikte vorprogrammiert. „Spätestens in zehn Jahren fällt uns das auf den Kopf, wenn wir so weitermachen“, glaubt Bierig.

Seine Lösung: Statt die Nachverdichtung weiter in der Fläche voranzutreiben, lieber in die Höhe zu gehen. „Das ist aus meiner Sicht die einzige Möglichkeit, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, ohne die Grünflächen in der Stadt zu verringern.“ Natürlich gehe das aus klimatischen Gründen nicht überall und nicht zwangsläufig im Stadtzen­trum, sagt Bierig. „Ich bin mir auch nicht mehr sicher, ob es immer noch richtig ist, überhaupt keine Bauflächen mehr im Außenbereich auszuweisen.“

Dass Grün gerade in der Stadt auch ein Stück weit Luxus und teuer ist, weiß auch Bierig. Preiswerter Wohnungsbau und grünes Wohnen stünden nicht zwangsläufig im Widerspruch. Dennoch ist gerade hier auch die öffentliche Hand – Land, Stadt und Kommunen – gefordert und sollte entsprechende Förderungsprogramme auflegen. Denn Grün sei nicht nur fürs Auge wichtig. Es steigere das Wohlbefinden, indem es für ein besseres Stadtklima sorge. Überhaupt müssten Kommunen viel mehr auf Grün als Standortfaktor setzen, so der Geschäftsführer.

Die Garten- und Landschaftsbaubetriebe im Land konnten im zurückliegenden Jahr den Umsatz nochmals um fünf Prozent auf insgesamt 1,4 Milliarden Euro steigern. Trotz eines verregneten Mai und Juni rechnet der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg auch in diesem Jahr mit einem ähnlich guten Ergebnis wie im Vorjahr. Getrieben wird der Umsatz wie schon in den zurückliegenden Jahren zu 60 Prozent von Privatkunden. Ein Trend, den Verbandsgeschäftsführer Reiner Bierig vor allem auf die derzeitige Situation auf den Kapitalmärkten zurückführt: „Der eigene Garten bietet derzeit eine bessere Verzinsung als das Geld auf dem Sparkonto.“ Durchschnittlich gibt der Privatkunde in Baden-Württemberg für die Umgestaltung seines Gartens 20
000 bis zu 50000 Euro aus. In Einzelfällen werden aber auch schon mehr als eine Million Euro ausgegeben. „Das ist aber nicht die Regel“, betont Bierig.

Derzeit sind die Auftragsbücher der Garten- und Landschaftsbaubetriebe gut gefüllt. Wer einen Betrieb jetzt mit der Umgestaltung des Vorgartens oder der Anlage eines Teiches beauftragen will, muss in der Regel mit zwei bis drei Monaten Wartezeit rechnen. „Durch die außergewöhnlich lange Regenperiode haben viele Betriebe jetzt Druck, ihrer Arbeit nachzukommen. Manche Aufträge könnten sich dadurch bis in den Spätherbst ziehen“, schätzt Bierig. Aktuell spüren das vor allem jene Gartenbesitzer, die einen Gartenbaubetrieb mit dem Pflegeschnitt beauftragt haben. „Durch das Wetter ist die Vegetation vielerorts viel schneller gewachsen als in den Vorjahren, so dass man mit der Arbeit derzeit gar nicht mehr nachkommt“, erklärt der Geschäftsführer. Die positive Konjunktur spüren die Garten- und Landschaftsbetriebe auch auf dem Arbeitsmarkt. „Wir können jedes Jahr die Anzahl der Mitarbeiter um durch­schnittlich zwei bis drei Prozent steigern, freut sich Bierig. Darunter auch zunehmend anerkannte Asylbewerber, wenngleich der eine oder andere kulturelle Unterschied noch zu meistern sei. So sei ein Mitarbeiter eines Mitgliedsbetriebes an einem Regentag nicht zur Arbeit erschienen, weil man in seinem Heimatland bei Regen immer zu Hause geblieben sei.

Weniger erfreulich sei es aber, wenn Kunden dem Garten- und Landschaftsbaubetrieb zu verstehen geben, dass sie in ihrem Garten keine Flüchtlinge als Arbeitskräfte sehen wollen, berichtet der Geschäftsführer von einem Fall, der dem Verband zugetragen wurde.

Wenngleich der Verband der Garten- und Landschaftsbaubetriebe zunehmend auch auf die Beschäftigung von anerkannten Asylbewerben setzt, wird es nach Ansicht von Reiner Bierig noch mindestens zwei bis drei Jahre dauern, bis die ersten Flüchtlinge mit Schulabschluss auch ausgebildet werden können. „Nach unserer Erfahrung wollen die meisten erst einmal Geld verdienen. Die Ausbildung ist da oft zweitrangig“, so der Verbands-Geschäftsführer.