Aspen RapidWeaver 8 Blog Style
<i>Immobilien</i> <i></i> <i>regional</i>

Immobilien regional

Unsere Schule soll schöner werden

Bildungsimmobilien. Viele Schulen im Land sind in einem desolaten Zustand und passen längst nicht mehr zu den pädagogischen Konzepten. Doch bis zur attraktiven Schule ist es ein weiter Weg.

Matthias Stolz hat schon viele Schulen von innen gesehen und das eine oder andere Mal auch die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Der Architekt wird immer dann gerufen, wenn Städte und Gemeinden nach einem Konzept suchen, wie sie ihre Schulen wieder auf Vordermann bringen. Denn deutsche Bildungseinrichtungen ecken an. Und das schon seit Jahren. Kein Tag, an dem sich nicht irgendwo in Deutschland Eltern oder Schüler über den schlechten Zustand ihrer Bildungseinrichtungen beschweren oder dafür sogar auf die Straße gehen.


Im Video erläutert Matthias Stolz von Drees & Sommer, worauf es bei einer Bildungsimmobilie ankommt.

Kein Wunder, sagt der Associate Partner, beim Stuttgarter Planungs- und Beratungsunternehmen Drees & Sommer für Schulprojekte zuständig. Schließlich seien die meisten Bildungsgebäude aus den 60er und 70er Jahren. Die Raumaufteilung in den großflächigen Bildungszentren orientierte sich am damals üblichen Frontalunterricht: Lange Gänge mit links und rechts davon angelegten Klassenzimmern und ansonsten wenig Raum. „Diese Aufteilung passt heute schon lange nicht mehr zum pädagogischen Konzept“, sagt Matthias Stolz. Schließlich sind Lehrer und Schüler aufgrund des Ganztagskonzeptes heutzutage auch länger an der Schule. „Auch für die unterrichtsfreie Zeit braucht es Räume.“ Mittlerweile sei auch der Brandschutz ein ständiger Begleiter der Kommunen. Oft fehle es in den in die Jahre gekommenen Schulgebäuden an der geforderten Barrierefreiheit. Von defekten Heizungen und Sanitäranlagen ganz zu schweigen. „Dabei ist die Hülle oft geduldiger als die Technik“, sagt der Architekt mit einem Schmunzeln.

Für Matthias Stolz ist ein Schulgebäude längst nicht nur eine bloße Hülle, damit es nicht auf die Pulte regnet. Gerade öffentliche Lehranstalten müssten als Immobilie vor allem Zukunft widerspiegeln. Nur wer als Kommune umfassende Modernisierungsmaßnahmen angeht, setze ein echtes Zeichen, dass die Kritik der Öffentlichkeit ernst genommen werde. „Wir stellen zunehmend fest, dass die öffentliche Hand das Problem erkannt hat und sich ein Gesamtkonzept für alle ihre Bildungseinrichtungen wünscht“, erklärt der Schulexperte.

Die technischen Themen stehen im Gespräch mit den Kommunen und ihren Gremien trotzdem oft an zweiter Stelle. „Wir müssen zunächst Verständnis dafür schaffen, wie Schule heute überhaupt funktioniert“, erläutert Matthias Stolz. Deshalb bringen die Experten in einem ersten Schritt auch Bauherrn und Nutzer zusammen. Dabei wird gemeinsam erarbeitet, was die Bildungseinrichtung überhaupt können soll. Danach geht es an die Strategie.
Das Ziel dabei: den Bildungseinrichtungen durch strategische Neu- und Umbauten einen neuen Anstrich zu verpassen. Niemand wolle die alten Gebäude gleich abreißen. „Es geht zunächst darum herauszufinden, was noch passt und wie die bestehende Bausubstanz an die neuen pädagogischen Konzepte angepasst werden kann“, erläutert der Architekt die Vorgehensweise. Die Erwartungshaltung der Kommune nach so einer Bestandsaufnahme sei hoch, weiß Matthias Stolz aus Erfahrung. Schließlich gehe es auch ums Geld, insbesondere um die Ausschöpfung von Fördermöglichkeiten. „Wir schlagen immer mehrere Varianten vor, wie das jeweilige Schulraumkonzept umgesetzt werden kann.“ Kompliziert werde es immer dann, wenn im laufenden Schulbetrieb saniert werden muss. „Wir können ja nicht die Schule schließen.“

Für Matthias Stolz ist das jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung. Denn während einzelne Bereiche einer Schule saniert werden, müssen die Klassen vorübergehend woanders untergebracht werden. „Je komplexer das Schulzentrum ist, umso umfangreicher können diese Rochaden sein.“ Das habe dann auch Auswirkungen auf die Kosten und damit auf die Machbarkeit, weiß der Schulexperte.

Der Architekt plädiert dafür, Schulen künftig so flexibel von ihrer Bausubstanz her zu planen, dass sie für künftige Entwicklungen einfacher verändert werden können. „Nur so bekommen wir auch attraktive Schulen.“ Aber auch bei der Auswahl und beim Einsatz der Baumaterialien müsse künftig noch stärker als bisher auf die Nachhaltigkeit geachtet werden. Matthias Stolz ist sich sicher, dass das Umweltbewusstsein gerade im Bildungsbau zunehmen werde. Spannend werde es aber, in welcher Geschwindigkeit dies geschehen werde. Hier werden die Kommunen aber derzeit vor allem vom fehlenden Fachkräftemangel und dem Fehlen geeigneter Planungsingenieure ausgebremst. Das spürt auch Drees & Sommer. Das Unternehmen wird zunehmend nicht nur für Projektsteuerungen, sondern bereits viel früher bei der strategischen Konzeptionierung angefragt.