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Immobilien regional

Mit dem Meister gegen Pfusch


Bauwirtschaft. Immer mehr Einzelkämpfer buhlen vor allem im Ausbaugewerbe des Landes um die Gunst des Kunden. Doch nicht jeder Einmannbetrieb versteht sein Geschäft. Die Folge: Mängel nehmen zu.
Der sprunghafte Anstieg der Solo-Selbstständigen am Bau, der seit dem Wegfall der Meisterpflicht im Jahr 2004 vor allem im Ausbaugewerbe explosionsartig nach oben gegangen sei, wirkt sich nach Meinung der Bauwirtschaft Baden-Württemberg mittlerweile auch negativ auf die Qualität am Bau aus. Viele der Einmannbetriebe hätten nicht das notwendige Fachwissen und würden mit Dumpingpreisen locken. Die Ausführung der Arbeit sei deshalb oft mangelhaft, so Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer Bauwirtschaft Baden-Württemberg.



So haben sich nach einer aktuellen Studie des Bauherren-Schutzbundes die ge­meldeten Schadenfälle gerade bei neuen Wohngebäuden zwischen den Jahren 2006 und 2016 nahezu verdoppelt. Häufigste Mängel gebe es dabei an Decken, Dächern, Fußböden und Wänden. Fatal: Die meisten Schäden würden erst Monate nach der Fertigstellung auftreten. Viele dieser Firmen gebe es dann oft schon gar nicht mehr, um noch Nachbesserungen einzufordern, so der Hauptgeschäftsführer.

Die Bauwirtschaft in Baden-Württemberg spricht sich deshalb auch gegen Internetportale aus, über die Handwerkerleistungen vermittelt werden. In diesen Portalen können Verbraucher gezielt nach Handwerkern in ihrem Einzugsgebiet suchen. Das Problem aus Sicht des Baugewerbes: Laien könnten die Leistungsbeschreibung nie so genau definieren, wie es für ein Gebot notwendig wäre. „Dadurch sind Missverständnisse und Fehler vorprogrammiert“, sagt Thomas Möller.

(Ingo Dalcolmo). Rainer König, Vizepräsident der Landesvereinigung Bauwirtschaft und auch Vor­sitzender des Fachverbandes der Stucka­teure, vermutet hinter vielen dieser Solo-Selbstständigen in Wahrheit eine verdeckte Scheinselbstständigkeit. So hätten im Trockenbau rund 70 Prozent der Unternehmen keinen Meisterbrief. Das habe teilweise schon existenzbedrohende Formen angenommen. Im Neubau könnten Profi-Ausbaubetriebe mit den Dumpingpreisen der Solo-Selbstständigen schon lange nicht mehr mithalten, so Rainer König. Die Folgen spürt die Bauwirtschaft auch bei der Nachfolgeregelung. „Der Frust ist groß.“ Viele mittelständische Betriebe fänden auch keinen Nachfolger mehr. Die Bauwirtschaft setzt deshalb mit Nachdruck auf die Wiedereinführung der Meisterpflicht in den Ge­werken, die davon in den letzten Jahren befreit wurden. Das Meistersiegel stehe dafür, dass das Unternehmen am Markt ein ordentliches Angebot abgeben kann und die Arbeit nach den aktuellen Standards aus­geführt wird. Bedingt durch die gute konjunkturelle Lage der Bauwirtschaft und den Fachkräftemangel müssen Verbraucher derzeit je nach Gewerk und Arbeitsaufwand zwischen vier Wochen und drei Monaten ab Auftragseingang warten, bis ihr Auftrag von einem Fachbetrieb abgearbeitet werden kann.