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Immobilien regional

Der Garten ist Urlaubsort Nr. 1

Grüne Stadt. Durch die Pandemie ist der Garten für viele Menschen gleichsam Arbeitsraum und Erholungsort. Davon profitieren die Garten- und Landschaftsbauer. Sorgen bereiten die öffentlichen Aufträge.

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Trotz eines erneuten Umsatzplus von 5,3 Prozent im Jahr 2020 blickt die Branche der Garten- und Landschaftsbauer in Baden-Württemberg mit Sorgen in die Zukunft. So dominiert nach wie vor das Privatkundengeschäft mit knapp zwei Dritteln aller Aufträge. 2020 lag der Umsatz der im Verband organisierten Betriebe bei 1,78 Milliarden Euro. Dafür habe die öffentliche Hand in den Zurückhaltungsmodus geschaltet, so Reiner Bierig. Der Geschäftsführer des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg hält diese Entwicklung bei den Kommunen für einen großen Fehler.

Reiner Bierig schätzt, dass von den rund 800 Fachbetrieben im Land etwa zehn Prozent der Mitgliedsbetriebe von den Sparmaßnahmen der Kommunen betroffen sind. „Die machen aber immerhin zwischen 20 und 25 Prozent des Gesamtumsatzes aus“, ordnet er ein. Dabei handele es sich eher um tendenziell größere Betriebe, die aufgrund ihrer meist öffentlich-rechtlichen Auftraggeber ganz anders aufgestellt sind als Unternehmen, die vorwiegend Privatkunden bedienen.


Die vollen Auftragsbücher auf der einen Seite und die mangelhafte Auftragslage auf der anderen Seite führen längst dazu, dass auch vornehmlich im öffentlichen Sektor tätige Unternehmen zunehmend versuchen, Aufträge aus dem privaten Sektor zu ergattern. Selbst klassische Tiefbauunternehmen und „absolut“ branchenfremde Unternehmen sehe man mittlerweile in privaten Gärten buddeln, so Reiner Bierig. Er warnt davor, „schwarze Schafe im Garten grasen zu lassen“. Da werde sehr viel Schaden angerichtet.

„Die Pandemie hat den Wert des Privatgartens in kürzester Zeit rasant gesteigert“, freut sich Reiner Bierig nicht nur in Anbetracht der vollen Auftragsbücher seiner Mitglieder. Für den Verbandsgeschäftsführer ist der Garten mit Ausbruch der Pandemie zum „Urlaubsort Nr. 1“ in Deutschland avanciert. Viele Menschen hätten aber seit dem letzten Sommer auch die Möglichkeit entdeckt, das wertvolle eigene Grün als Garden-Office zu nutzen. So könne man an einer kreativen Teamsitzung auch aus der Hängematte teilnehmen oder einfach nur im Freien telefonieren.„Das kann bei einem Aufregerthema durchaus auch etwas Beruhigendes haben, wenn dann zwischendurch die Vögel zwitschern“, so Bierig. Der Geschäftsführer empfiehlt, bei einer anstehenden Umgestaltung des Gartens deshalb auch an das Garden-Office zu denken.

Zum Beispiel mit einem geschützten Sitzplatz, der den Laptop-Bildschirm ins rechte Licht rückt, wo ausreichend Steckdosen vorhanden sind und wo es auch guten Internetempfang via WLAN gibt. Wer mehr Gartenfläche zur Verfügung hat, könne sein Büro auch ins Gartenhaus verlegen. „Der Fantasie sind hier überhaupt keine Grenzen gesetzt.“
Die Städte und Kommunen im Land hätten hier ihre Hausaufgaben aber längst noch nicht gemacht. Eine Entwicklung hin zu mehr Pflanzen und Natur sei alternativlos. So sei die Bevölkerungszunahme im urbanen Raum – gepaart mit der Klimaerwärmung, die mit Starkregenereignissen, Dürreperioden sowie weiteren Extremwetterlagen aufwartet – eine riesige Herausforderung, fasst der Geschäftsführer zusammen.

Ein leidiges Thema bleibt indes nach wie vor die Staatsschule in Hohenheim für den Verband. Die älteste Gartenbauschule Deutschlands platzt schon seit Jahren buchstäblich aus den Nähten. Doch der ursprünglich für 2021 vorgesehene Baubeginn für den Neubau einer Schule mit Internat kommt nicht voran. Angeblich soll das entsprechende Budget „aufgrund einiger Versäumnisse“ nicht in den Haushalt 2021 eingestellt worden sein. Für Reiner Bierig sind die Verzögerungen untragbar. Schon jetzt würden aufgrund der unbefriedigenden Situation in Hohenheim viele Studenten nach Bayern oder Ostdeutschland ausweichen, um ihren Meister oder Techniker zu machen.Jetzt soll ein Lenkungskreis von Finanz- und Landwirtschaftsministerium des Landes Bewegung in die Sache bringen. „Vor 2025 wird aber trotzdem nichts passieren“, ärgert sich Reiner Bierig und fordert ein klares Bekenntnis der Politik zur Staatsschule in Hohenheim.