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Immobilien regional

Die Region steht vor dem Ausverkauf



Gewerbeflächen. Der Regionalverband schlägt Alarm. Bis Ende des Jahres gibt es in der Region keine neuen Gewerbeflächen mehr. Dann droht der Flächennotstand.


Thomas Bopp macht eine einfache Rechnung auf. In der Region Stuttgart sind derzeit rund 880 Hektar als Bauland für Industrie und Gewerbe im Regionalplan ausgewiesen. 97 Hektar davon können sofort bebaut werden, 63 weitere Hektar seien sogenannte Entwicklungsflächen. Pro Jahr würden durchschnittlich 157 Hektar nachgefragt werden. „Unsere Gewerbeflächen reichen nicht einmal mehr für ein Jahr, dann ist die Region Stuttgart ausverkauft“, so der Vorsitzende vom Verband Region Stuttgart beim zehnten Immobilien-Dialog Region Stuttgart.



Bopp mahnt dringend Handlungsbedarf an, um zumindest den Flächenbedarf von rund 100 Hektar jährlich für die nächsten fünf Jahre zu decken. „Die Region ist im Alarmmodus“, macht er deutlich, nachdem der Versuch, in der Region an verschiedenen Stellen interkommunales Gewerbegebiet anzusiedeln, am Veto der Gemeinderäte scheiterte.

Der Verbandsvorsitzende weiß aber auch, dass er mit seiner Mahnung auf taube Ohren stößt, da die Kommunen, die Flächen in der Region bereitstellen könnten, sich seit Jahren beharrlich weigerten. Der Regionalverband kann aber seine planerischen Flächenansätze ohne die Kommunen nicht durchsetzen. „Wir können immer nur Entwicklungen anstoßen“, so Bopp. Zwar gab es immer mal wieder Ansätze, über finanzielle Anreize die Städte und Gemeinden zum Einlenken zu bewegen. Doch diese fürchten den dadurch zunehmenden Verkehr und daraus resultierende Beschwerden ihrer Einwohner mehr als die Tatsache, dass Unternehmen aus der Region abwandern und dadurch auch Arbeitsplätze verloren gehen.

Weil das zu kurzfristig gedacht ist, wird längst die Forderung laut, dem Regionalverband mehr Mitspracherechte einzuräumen. „Für eine neue Kommunalstruktur gibt es im Landtag aber nach wie vor keine Mehrheit“, winkt Thomas Bopp ab. Umso mehr Hoffnungen setzt er auf die Internationale Bauausstellung. „Durch die IBA werden vielleicht Dinge möglich, die sich sonst nie in den Kommunen realisieren ließen.“

Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat ganz andere Sorgen. „Wir haben große Probleme, Erzieher für unsere Kindertagesstätten zu finden, weil sie sich die Mieten nicht leisten können.“ Deshalb sieht Kuhn die vorrangige Aufgabe der Stadt auch darin, preiswerten Wohnraum für Normalverdiener zu schaffen. Wie das gelingen soll? Der Neckarpark, das Rosensteingelände, das Eiermann- und Schoch-Areal hätten ein großes Entwicklungspotenzial, zählt er beim Immobilien-Dialog Region Stuttgart auf.

Doch reicht das, langfristig den Wohnraumbedarf der großen Städte zu decken? Professor Werner Sobek bezweifelt das, wenn weiter so wie bisher gebaut wird. „Dann müssten 1300 Tonnen Baustoffe pro Sekunde hergestellt werden. Und das ist unmöglich“, erklärt er dem staunenden Publikum im Stuttgarter Rathaus. Der Querdenker in Sachen Städtebau und Architektur hat so eine ganz andere Sichtweise auf die Dinge. Auch sich auf die Energieeinsparung zu konzentrieren, sei der falsche Weg.

„Wir müssen weg von den fossilen Energieformen und lernen, emissionsfrei zu bauen.“ Sobeks Konzept: mannigfaltig kombinierbare, intelligente Module in Leichtbauweise, die quasi mit einem Klick vor Ort montiert werden können. Der Clou: An den zusammengesetzten Modulen muss niemand mehr Hand anlegen. Wände, Bodenbeläge, Armaturen und Installationen sind bereits betriebsbereit vorhanden.

Im Fokus des diesjährigen Immobilien-Dialogs stand erstmals auch die digitale Transformation in der Region Stuttgart. Ulrich Nestel, Leiter der Büro- und Einzelhandelsvermietung Stuttgart bei Ellwanger & Geiger Real Estate, machte deutlich, dass die Online-Verfügbarkeit heute ein wichtiges Kriterium bei der Vermietung von Büro- oder Handelsflächen sei. Die Verfügbarkeit von WLAN sei mittlerweile fast so wichtig wie die Lage.

Für Jürgen Katz, Geschäftsführer bei der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung, gehört neben dem Glasfaserkabel auch die Bereitstellung von Infrastruktur für Ladestationen dazu. Hier seien die Städte gefordert. Dierk Mutschler, Vorstand von Drees & Sommer, ist sich sicher, dass die zunehmende Digitalisierung der Gebäude die Pflichtenhefte verändern wird. Er spricht sich dafür aus, dass mit dem Bauherrn künftig auch Digitalisierungsstrategien vereinbart werden. Dabei geht es vor allem um Sicherheit. Denn überall dort, wo Haustechnik miteinander kommuniziert, gibt es auch Einfallstore für Hacker

Es ist schon Tradition, dass am Vorabend des Immobilien-Dialogs die LBBW zum Immobilientalk ins Rathaus einlädt. Mit Blick auf die Wirtschaftslage fand Frank Berlepp, Geschäftsführer der LBBW Immobilien Management, zwei Worte: „Es läuft.“ Allerdings stünde die Branche in Anbetracht des Zuzugs in die Schwarmstädte vor großen Herausforderungen. Es seien aber auch unheimlich spannende Zeiten, in denen sich die LBBW Immobilien gut aufgestellt fühle.

Allein in diesem Jahr werde die LBBW-Immobilientochter bundesweit rund 200 Millionen Euro in Büroimmobilien investieren. Darunter auch in zwei neue Projekte in Stuttgart. In den Wohnungsbau in Stuttgart würde die LBBW Immobilien ebenfalls investieren, „wenn jemand ein bezahlbares Grundstück hat“, so Berlepp mit einem Augenzwinkern.