Aspen RapidWeaver 8 Blog Style
<i>Immobilien</i> <i></i> <i>regional</i>

Immobilien regional

Zukunftsfähiges Modell


LBS Südwest. Für den scheidenden LBS-Vorstandsvorsitzenden ist das Bausparen auch in Zukunft ein wichtiges Instrument der Finanzierung. Es muss sich allerdings den flexiblen Märkten anpassen.
Hinter Tilmann Hesselbarth, der Ende des Monats auf eigenen Wunsch aus seinem Amt als Vorstandsvorsitzender der LBS Südwest ausscheidet, liegen bewegte acht Jahre. Zuletzt leitete der Bausparkassen-Chef die Fusion der LBS Baden-Württemberg mit der LBS Rheinland-Pfalz zur LBS Südwest ein. Für Tilmann Hesselbarth war die Fusion der beiden Landesbausparkassen rückblickend die strategisch richtige Entscheidung, die zum richtigen Zeitpunkt kam und auch richtig gemacht wurde, sagte er in seinem letzten Interview mit dieser Zeitung vor wenigen Tagen.



Im Video spricht Tilmann Hesselbarth über die Zukunft des Bausparens und die gekündigten Bausparverträge. Schneller geht es, wenn der QR-Code gescannt wird.

Natürlich sei der Fusionsprozess noch nicht am Ende, aber die LBS sei ein gutes Stück vorangekommen. „Das Produktangebot ist jetzt von Trier bis Ravensburg einheitlich.“ Für den Kunden bringe die Fusion keine Nachteile. „Die Nähe bleibt voll erhalten“. Der Kunde werde langfristig vielmehr von einer noch schlagkräftigeren und noch zukunftsfähigeren LBS Südwest profitieren, ist sich Tilmann Hesselbarth sicher. Schließlich sei es nicht das Ziel der Fusion gewesen, weniger präsent vor Ort zu sein. Im Gegenteil: Es gehe darum, im Markt künftig noch nachhaltiger zu agieren. Bis Ende 2020 soll die Fusion abgeschlossen sein. Die wird Hesselbarths Nachfolger Wolfgang Kaltenbach zu Ende bringen. Dann wird auch die Anzahl der LBS-Mitarbeiter von heute 900 auf 750 geschmolzen sein. „Wir haben diesen Abbau komplett durch Altersteilzeitmodelle sozialverträglich gestalten können“, freut sich der scheidende Vorstandsvorsitzende.

Ob das die letzte Fusion sein wird? Das sei eine Frage der Träger, gibt sich Tilmann Hesselbarth zurückhaltend. Er glaube aber, dass die LBS-Gruppe auch künftig in Bewegung bleiben wird. In der Zukunft werde der Spagat aber auch darin bestehen, einerseits auf der Kostenseite zu sparen, ohne die Regionalität als Stärke aufzugeben. Ein Baustein auf diesem Weg ist für Tilmann Hesselbarth dabei auch die Digitalisierung. Er sieht darin vor allem eine Ergänzung. „Unsere Stärke bleibt aber die qualifizierte personenbezogene Beratung.“

Daran ändert auch nichts die Kritik der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die hatte im Zusammenhang mit der Kündigung von Bausparverträgen, die seit mehr als zehn Jahren zuteilungsreif sind, unter anderem auch die LBS für ihr Vorgehen kritisiert. „In der veröffentlichten Meinung und der Wahrnehmung hat uns das schon geschadet“, räumt Hesselbarth rückblickend ein, obwohl der Bundesgerichtshof letzt­endlich zugunsten der Bausparkassen entschieden habe. „Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg nach dem BGH-Urteil etwas souveräner mit dem Thema umgegangen wäre und nicht nachkartet“, kritisiert Hesselbarth. Im Fokus der Verbraucherzentrale sind hierbei weiter sogenannte Bonusverträge. Das beträfe aber besonders gelagerte Einzelfälle. Selbstverständlich werde man nach Vorliegen des schriftlichen BGH-Urteils die Vorgaben haargenau umsetzen, betont der scheidende Vorstandsvorsitzende.

Auf das Geschäft habe die Diskussion über die Kündigung von einzelnen Bausparverträgen aber de facto keinen Einfluss gehabt. „Wir haben auch 2016 mit 9,5 Milliarden Euro Bausparsumme unser Planziel erreicht.“ Dieses Jahr strebe die LBS Südwest trotz des belastenden Fusionsprozesses ein ähnlich hohes Ergebnis an. „Bausparver­träge als Kapitalanlage sind bei unseren Kunden schon längst kein Thema mehr.“ So liege der Anteil der reinen Finanzierungsverträge bei Neuabschlüssen bei 87 Prozent. „Für uns ist das Thema abgehakt.“ Trotzdem bleibt die anhaltend niedrige Zinssituation eine Herausforderung für die LBS. Die Finanzbranche habe aber aus der Vergangenheit gelernt und bereitet sich frühzeitig darauf vor, wenn sich der Markt wieder drehen sollte, so Hesselbarth. Bei der LBS hat man sich längst auf mögliche Änderungen des Zinsniveaus eingestellt. „Was passiert in einem Bausparkollektiv, wenn die Zinsen massiv ansteigen?“, fragt Hesselbarth. „Wir erfüllen alle Stresstests der Bafin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sehr souverän“, gibt sich der LBS-Chef zuversichtlich. Die Kunst des Bausparkassengeschäfts bestehe darin, heute darüber nachzudenken, wie künftige Belastungen auf dem Zinsmarkt ausgehalten werden können. „Ich bin mir sicher, dass das Geschäftsmodell des kleinteiligen Ansparens und der daraus abgeleitete Anspruch auf einen Kredit auch in Zukunft Bestand haben werden.“ Tilmann Hesselbarth weiß aber auch, dass sich in flexiblen Märkten altgediente Modelle weiterentwickeln müssen. „Modernisieren, Energetik, altersgerechtes Wohnen – das werden die Themen sein, die deutlich an Bedeutung für das Finanzierungsgeschäft der Bausparkassen gewinnen. Künftig könnten Bausparkassen wie die LBS auch Beratungsleistungen rund um diese Themen anbieten. Zu überlegen sei auch, ob die Bausparkassen ihre Kernkompetenz, das Managen von kleinvolumigen langfristigen Zielsparprozessen, nicht auch für andere Ziele nutzen könnten wie zum Beispiel das Bildungssparen, so Tilmann Hesselbarth.

Wie es mit der LBS Südwest in diesem Punkt weitergeht, liegt künftig auch in den Händen seines designierten Nachfolgers Wolfgang Kaltenbach.