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Immobilien regional

Bislang nur wenige Mietausfälle

 
Wohnungsmarkt. Trotz Corona-Krise, Kurzarbeit  und einem gesetzlichen Kündigungsverbot bezahlen die Mieter von Wohnungen weiterhin pünktlich ihre Miete. Anders sieht es bei gewerblichen Mietern aus.
 
Bislang beklagen nur sehr wenige Vermieter von Wohnimmobilien Corona bedingte Mietausfälle.  „Das hatten wir auch so erwartet“, sagt Verbandsgeschäftsführer Ottmar H. Wernicke zu einer nicht repräsentativen Umfrage. Schließlich handele es sich bei der aktuellen Regelung, nach der Mietern wegen fehlenden Mietzahlungen nicht gekündigt werden kann, lediglich  um eine Stundung und keinen Erlass der Miete.


Ottmar H. Wernicke, Geschäftsführer von Haus & Grund Württemberg
 
Dass es bislang kaum zu Mietausfällen unter den Haus & Grund-Mitgliedern gekommen ist, führt Ottmar Wernicke aber auch darauf zurück, dass die meisten Mieter wohl lieber ihr Sparguthaben angegriffen haben als später alles auf einmal zurückzahlen zu müssen. „Die Wohnungsvermieter sind noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Anders hätte das ausgesehen, wenn der Lockdown über die drei Monate hinaus gegangen wäre“ ,so der Verbandsgeschäftsführer.
 
Weniger Glück indes hatten die gewerblichen Vermieter. Hier seien vor allem einige bekannte Einzelhandelsketten unangenehm aufgefallen. Die seien teilweise sehr rigoros vorgegangen und hätten über große Anwaltskanzleien den Vermietern mitteilen lassen, dass sie erst einmal gar nichts mehr bezahlen, ohne vorher überhaupt mit dem Vermieter in Verhandlungen getreten zu sein. „Das ist schlechter Stil“, ärgert sich Ottmar H. Wernicke.
 
Es gab aber auch positive Beispiele. Während die Großen der Branchen sich auf die Position des Stärkeren zurückzogen, hätten gerade der klassische, inhabergeführte Einzelhandel in dieser Notlage das Gespräch mit seinem Vermieter gesucht und gemeinsam überlegt, wie die nächsten Monate überstanden werden können. Davon profitierte nicht nur der Händler. „Was hat der Vermieter davon, wenn sein langjähriger Mieter
in die Insolvenz geht und er als Vermieter dann auch künftig keine Mieteinnahmen mehr hat“, fragt Ottmar H. Wernicke.
 
„Wenn zwei so gegensätzliche Verbände wie der Mieterbund und Haus & Grund einmal einer Meinung sind, dann muss etwas faul im Staate sein“,  bringt es Ottmar H. Wernicke auf den Punkt. Gemeint ist die Forderung beider Organisationen, dass im Land und hier vor allem in den Ballungsräumen wie Stuttgart nach wie vor viel zu wenige Wohnungen gebaut werden. „Es fehlen jedes Jahr an die 30
000 Wohnungen“.
 
Dass ausgerechnet eine Hausbesitzer-Vereinigung für mehr Wohnungsbau plädiert, anstelle von den steigenden Mietpreisen aufgrund der Mangelsituation zu profitieren, habe einen einfachen Grund. Die meisten privaten Hausbesitzer täten sich  mit gesetzlich verordneten Kappungsgrenzen und Mietpreisgrenzen schwer. Durch weitere regulatorische Maßnahmen würden gerade Privatleute, die in der Vergangenheit mehr als 65 Prozent der Mietwohnungen zur Verfügung gestellt haben, durch diese Überregulierung davon abgehalten, neue Mietwohnungen zu erwerben oder zu bauen. Die restriktive Flächenpolitik und die damit zusammenhängenden hohen Grundstückspreise täten ihr Übrigens. „Ein ausgeglichener Wohnungsmarkt ist der beste Mieterschutz“, erklärt Ottmar H. Wernicke. Damit die Wirtschaftsregion Stuttgart weiterhin stark bleibt, brauche es Wohnraum für den Vorstandsvorsitzenden genauso wie für den Arbeiter am Band oder den Altenpfleger.
 
Für Ottmar H. Wernicke steckt die grün-schwarze Landesregierung hier in einem Dilemma. Einerseits wolle man auf Drängen der Umweltlobby und des eigenen grünen Klientel keine weiteren Flächenversiegelungen im Land, auf der anderen Seite könne man aber auch keine Wohnungen in die Luft bauen.
 
Die von Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn und der grünen Mehrheit im Gemeinderat propagierte Innenentwicklung und Nachverdichtung werde nicht ausreichen, zumal die eng verdichteten Quartiere längst auch zu sozialen Spannungen unter den Bewohnern führten. „Die Menschen wünschen sich, dass wieder auf der grünen Wiese gebaut werden darf. Aber natürlich mit Vernunft und Augenmaß“. Andererseits nütze es auch nichts, im Schwarzwald Bauflächen zu haben, wenn der Arbeitsplatz in Stuttgart sei.
 
Die von Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut zu Beginn ihrer Tätigkeit ins Leben gerufene Wohnraumallianz stehe sich außer im Bereich der Wohnraumförderung weiterhin im Wege. „Da wird geredet und geredet, aber keine neuen Wohnungen gebaut“, ärgert sich Ottmar H. Wernicke und weist darauf hin, dass heute beschlossene Wohnungsbauprojekte ja auch erst frühestens in fünf Jahren fertig seien. „Die Menschen brauchen aber jetzt eine Wohnung“.
 
Ingo Dalcolmo