Aspen RapidWeaver 8 Blog Style
<i>Immobilien</i> <i></i> <i>regional</i>

Immobilien regional

Die „Gärten des Grauens“


Grüne Stadt. Obwohl ein Trend zu Naturgärten zu erkennen ist, wird in vielen Vorgärten Schotter und Kies verwendet. Das ist dem Umweltminister ein Dorn im Auge.

Es ist ein Idyll wie aus dem Bilderbuch. Und das mitten in Stuttgart. Lokaltermin bei Blattwerk Gartengestaltung mit Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller. Der studierte Landschaftsarchitekt folgte einer Einladung des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg im Rahmen der Aktion „GaLaBau trifft Politik“. „Wir wollen mit der Vor-Ort-Aktion Politiker aus dem Land für die grünen Themen sensibilisieren, indem wir sie zu einem Praktikum oder Betriebsbesuch einladen“, erklärt Reiner Bierig, Geschäftsführer des Verbandes.



Schon lange ist die öffentliche Hand nicht mehr der größte Auftraggeber der Branche. So liegt der Anteil in diesem Bereich wie in den vergangenen Jahren bei 20 Prozent. Vor allem für den Unterhalt und die Pflege öffentlicher Grünanlagen wurde in den zurückliegenden Jahren immer weniger Geld ausgegeben, bemängelt der Verband. „Wir bauen darauf, dass der grünen Infrastruktur in den Kommunen des Landes mehr Aufmerksamkeit zuteilwird. Dazu müssten die Städte und Kommunen in Baden-Württemberg aber auch über die neuen Fördermöglichkeiten informiert werden“, sagt Reiner Bierig an die Adresse des Umweltministers. So stellt der Bund mit dem Programm „Stadtgrün“ rund 50 Millionen Euro bundesweit Städten und Gemeinden zur Verfügung, mit dem Konzepte für eine grüne Stadt wie das Leben am Fluss, Spielplätze und die Erhaltung oder Schaffung von Freiflächen in den Städten finanziert werden sollen.

Nach wie vor tragen aber die privaten Auftraggeber mit rund 60 Prozent am stärksten zum Umsatz der Branche bei. Allein im zurückliegenden Jahr konnte der Umsatz nochmals um vier Prozent auf 1,52 Milliarden Euro allein in Baden-Württemberg gesteigert werden. Zwei Gründe: die brummende Konjunktur und die fehlenden Anlagealternativen. „Viele Privatleute investieren lieber in den Garten, als dass sie das Geld auf die Bank tragen“, so Reiner Bierig.

Ein großes Thema sei dabei zunehmend die naturnahe Gartengestaltung. „Wir sind ganz glücklich, dass die Nullerjahre vorbei sind, wo jeder Garten wie das Foyer einer Bank aussehen sollte“, erzählt Hartmut Bremer, Geschäftsführer von Blattwerk Gartengestaltung. Inzwischen könne man auch wieder Gärten bauen, die dem Anspruch von Naturnähe gerecht werden.

Allerdings sehe man in einigen Vorgärten auch immer mehr Schotter und Kies, kritisiert der Umweltminister. „Wollen Sie mal einen Garten des Grauens sehen?“, fragt Franz Untersteller und zückt dabei sein Smartphone. Zu sehen ist ein grauer Vorgarten, den sein Besitzer mit Steinen zugepflastert hat. Viele Hausbesitzer – so eine repräsentative Marktforschung der GfK Gesellschaft für Konsumforschung – glauben, dass sie dadurch weniger Arbeit mit ihrem Garten haben.

„Doch das ist ein Irrtum“, ergänzt Hartmut Bremer. Im Gegenteil: Gerade in Vorgärten aus Schotter und Kies würden sich nach einiger Zeit Unkräuter und Moose entwickeln, die zu entfernen einen erheblichen Aufwand bedeuteten. Mit einer ganzjährigen geschlossenen Pflanzendecke hingegen sei der Garten ganzjährig in Ordnung. So verhinderten Bodendecker Unkraut, immergrüne Sträucher werfen kein Laub ab und eine standortgerechte Pflanzenauswahl sei pflegeleicht, hebt Reiner Bierig hervor.

Doch nicht überall findet mehr Grün ungeteilte Freude. „Überall dort, wo der Druck auf den Wohnungsmarkt größer wird, steigt auch die Gefahr, bestehende Freiflächen für den Wohnungsbau zu versiegeln“, weiß auch Franz Untersteller. Gerade in den Ballungsräumen komme es immer wieder zum Konflikt zwischen dem Wunsch nach Nachverdichtung und der Schaffung von Freiflächen. „Doch gerade eng bebaute Städte brauchen viel Grün, damit sie lebenswert bleiben“, so der Minister weiter. Das können private Gärten und Parks, aber auch begrünte Dächer und Hausfassaden sein. „Ich habe mich schon einigermaßen gewundert über das Verlangen unseres Koalitionspartners, die Pflicht zur Dachbegründung müsse aus der Landesbauordnung wieder entfernt werden“, so Franz Untersteller. Gerade in Zeiten des Klimawandels sei es doch wichtig, jede mögliche Grünfläche zu nutzen, und sei es eine begrünte Dachfläche. Andererseits räumt auch der Umweltminister ein, dass das Wohnen in den Städten teurer geworden sei. Im Vergleich zu den wirklichen Kostentreibern wie den Grundstückspreisen im Wohnungsbau seien Dachbegrünungen und Fahrradstellplätze aber wirklich nur Peanuts.