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Immobilien regional

Zwischen Realität und Wahnsinn

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Debatte.
Zwei aktuelle Studien zum Wohnraumbedarf bestätigen, was schon lange vermutet wurde: In Baden-Württemberg müsste deutlich mehr gebaut werden. Doch das ist gar nicht so einfach.

Als Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut diese Woche vors Mikrofon trat, hatte sie nichts Gutes zu berichten. Die Entwicklung des Wohnungsangebots sei von 2011 bis 2015 deutlich hinter der weit überdurchschnittlichen Bevölkerungszunahme im Land zurückgeblieben. Dadurch sei eine Wohnbaulücke von 88
000 Wohnungen entstanden. Um die zu schließen, müssten bis zum Jahr 2020 jedes Jahr 54000 Wohnungen neu gebaut werden.





Ab 2021 wären es immerhin noch 43
000 zusätzliche Wohnungen jährlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der L-Bank in Auftrag gegebene Prognos-Studie zum Wohnungsbedarf in Baden-Württemberg. Anfang des Monats sorgten Haus & Grund und der Mieterverein Stuttgart mit einer gemeinsamen Studie zum Wohnbedarf in der Landeshauptstadt für Aufsehen. Allein in Stuttgart müssten jedes Jahr über 5000 neue Wohnungen gebaut werden, um den Bedarf zu decken.


Für die Wirtschaftsministerin liegt der Schlüssel für eine ausreichende Wohnraumversorgung im Land in der dringend notwendigen Gewinnung von Bauflächen. Doch genau hier liegt die Achillesferse des Themas.


Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn will die Wohnraumversorgung behutsam angehen, ohne den Grüngürtel um den Talkessel herum anzutasten. Seine Kritiker fordern hingegen in der aktuellen Situation den Grundsatzbeschluss "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" aufzuweichen, um Druck aus dem Wohnungsmarkt zu nehmen. Für den Oberbürgermeister wäre es "Wahnsinn", jedes Jahr 5000 neue Wohnungen zu schaffen, wie von Haus & Grund und dem Mieterverein gefordert. Mehr zu bauen gehe nur zu "auf dem Acker oder über die Höhe". Und das lehnt das Stuttgarter Stadtoberhaupt weiterhin vehement ab. Auch mit dem Hinweis darauf, dass mehr Wohnungen nicht automatisch günstigere Mieten bedeuten. Fritz Kuhn setzt nach wie vor auf eine regionale Lösung, wie er jüngst auch beim 8. Stuttgarter Immobilientag in der IHK wiederholte. Doch das ist schwierig, denn bislang fehlen schlüssige Konzepte sowohl in der Landeshauptstadt als auch in der Region, wie die Wohnraumversorgung langfristig in der Region sichergestellt werden kann.


Doch neben Strategien ist auch viel Überzeuigungsarbeit in den 179 Kommunen zu leisten, um wirklich ein regionales Wohnraumkonzept hinzukriegen. Vor allem beim Thema sozialer Wohnungsbau tun sich die Kommunen rund um Stuttgart seit Jahren schwer. Sie befürchten vor allem finanzielle Folgelasten.


Damit diese Kommunen für den sozialen Wohnungsbau jetzt verstärkt Flächen ausweisen, will die Wirtschaftsministerin diese künftig mit einer Prämie belohnen. Allerdings auch nur dann, wenn ein Investor die Mietwohnraumförderung des Landes in Anspruch nimmt. Die bundesweit bislang einmalige Maßnahme soll Bestandteil des künftigen Wohnbau-Förderprogramms werden. Nicole Hoffmeister-Kraut appellierte diese Woche mit deutlichen Worten an die „Verantwortungsgemeinschaft des Landes“, neben der Nutzung von bestehenden Innenentwicklungspotenzialen auch zusätzliche Wohnbauflächen zu aktivieren.