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Nachverdichtung – aber behutsam


Klima. Um neuen Wohnraum zu schaffen, setzt Stuttgart auf die Nachverdichtung. Doch enge Bebauungen können die Wärmebelastung in den Städten erhöhen. Mehr Grün soll Abhilfe schaffen.


Obwohl im Stuttgarter Kessel in den nächsten Jahren an mehr Tagen mit einer starken Wärmebelastung zu rechnen ist, will die Landeshauptstadt nicht von dem Grundsatz „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ abweichen. Erleichterung erhofft sich die Stadt von einer Grünoffensive, bei der die Begrünung der Dächer und Fassaden genauso vorangetrieben werden soll wie die Schaffung und Erhaltung von örtlichen Grünflächen. Baubürgermeister Peter Pätzold weiß aber auch, dass die Forderung nach mehr Grünflächen auf der einen Seite und das Festhalten an der Nachverdichtung ein Spagat unterschiedlicher Interessen ist.



Pätzold erklärt, dass die Außenbereiche wichtige Frischluftlieferanten für den Kessel seien. Würden sie jetzt bebaut werden, könnte das fatale Folgen für den Kessel haben. Und er verweist auf das gemeinsam mit dem DWD initiierte Stadtklimaprojekt. So zeigten die Messergebnisse deutlich, dass die Änderung der Lufttemperatur zwischen dem Kesselboden, den Hanglagen und den Hochflächen um Stuttgart abhängig von der Geländehöhe und der Flächennutzung sei. Nach den Modellrechnungen trete in den freien Höhenlagen eine starke Wärmebelastung an weniger als 20 Tagen und in bewaldeten Höhenlagen sogar an weniger als fünf Tagen pro Jahr auf. In den bebauten Tallagen wie dem Stuttgarter Kessel, dem Neckartal, dem Feuerbachtal oder dem Rohrackertal trete eine starke Wärmebelastung hingegen schon heute an über 30 Tagen pro Jahr auf.

Grund seien die hohen Flächenanteile an Versiegelung und Bebauung in der Kombination mit Gebäudeformen, die wenig Schatten spenden würden. Im ungünstigsten Fall könnten sich aus Sicht des DWD die Tage mit einer starken Wärmebelastung bis zur Mitte des Jahrhunderts sogar verdoppeln. Ein Grund, warum die Stadt keine neuen Baugebiete im Außenbereich ausweisen will und weiterhin auf die Nachverdichtung setzt.

Doch das bedeute nicht, dass jede Lücke im Kessel auch automatisch bebaut werden könne. „Wir werden das von Fall zu Fall ganz genau prüfen.“ Andererseits wehrt er sich auch nicht dagegen, wenn Hausbesitzer ihre Dachgeschosse ausbauen wollen, um neuen Wohnraum zu schaffen. Dachaufstockungen sieht er aber unter dem Gesichtspunkt des Stadtklimas weiterhin kritisch und macht die Genehmigung vom Einzelfall abhängig.

Wie viel Grün Stuttgart tatsächlich braucht, um die Wärmebelastung bei außergewöhnlichen Wetterlagen zu senken, kann auch Paul Becker von DWD nicht sagen. „Der Klimawandel ist eine Realität, die wir nicht ändern können.“ Jetzt sei Handeln angesagt und wichtig, so der DWD-Vizepräsident. Auch Pätzold weiß, das Grün allein nicht der Weisheit letzter Schluss ist. „Wir müssen das große Ganze sehen.“ Dazu gehören Kaltluftschneisen, Maßnahmen, Energie zu sparen, bis hin zu baulichen Maßnahmen. Selbst eine andere Farbe auf der Hausfassade kann einen Beitrag zum Klima leisten, so Peter Pätzold.

In den kommenden Jahren könnte es in Stuttgart deutlich mehr heiße Tage geben. Zu diesem Ergebnis kommt der Deutsche Wetterdienst DWD. Gemeinsam mit der Stadt wurde untersucht, wie sich der Klimawandel langfristig auf das Wetter in der Kessellage auswirken könnte. „Im ungünstigen Fall ist bis zur Mitte des Jahrhunderts eine Verdoppelung der Tage mit starker Wärmebelastung möglich“, sagte Dr. Paul Becker, Vizepräsident des DWD. Vor allem die Industrie- und Gewerbegebiete im Neckartal wären von der starken Wärmebelastung betroffen.

„Durch den Einbau einer Klimaanlage im Haus wird das Problem nicht gelöst“, scherzt Peter Pätzold, der Bürgermeister für Städtebau und Umwelt der Stadt Stuttgart, bei der Vorstellung des jüngsten Stadtklimaprojektes. Er sieht sich durch die DWD-Studie in seiner Forderung bestätigt, noch mehr Grün in die Stadt zu investieren und sagt: „Grün ist durch keine Technik zu ersetzen.“

Das kommunale Grünprogramm „Mehr Grün in der Stadt“ gibt es schon länger und soll Immobilieneigentümer dazu ermutigen, Höfe, Dächer und Fassaden zu begrünen und die Entsiegelung von Flächen voranzutreiben. Gefördert werden Einzelprojekte bis zu maximal 10
000 Euro.

Das Programm „Urbane Gärten – gemeinsam die Stadt gestalten“ unterstützt kleinräumige gärtnerische Nutzungen im besiedelten Stadtgebiet der Landeshauptstadt, sofern der ökologische und gesellschaftliche Mehrwert erkennbar sind. Unterstützt werden Initiativgruppen ab drei Personen (20 Euro/Quadratmeter, maximal 4000 Euro für Fertigstellung).

Zusätzlich will die Stadtverwaltung demnächst von oben mittels Infrarottechnik nach möglichen Potenzialen für eine Begrünung im Kessel suchen. Geplant ist, nach der Auswertung der Aufnahmen auf potenzielle Immobilieneigentümer zuzugehen, so der Baubürgermeister.