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Immobilien regional

Planer sehen Tücken im Brand- und Schallschutz


Holzbau. Mit einem Anteil von 30 Prozent gilt der Südwesten beim Holzbau bundesweit bereits jetzt schon als Musterknabe. Das Land will die klimabewusste Baukultur vorantreiben. Aber für den Holzbau gibt es Hürden.

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Die Freude bei der Stadtsiedlung Heilbronn als Bauherr und dem Berliner Architekt Markus Lager (Kaden + Lager) war groß, als im Dezember ihr Holzhochhaus Skaio mit dem Architekturpreis für nachhaltige Gebäude ausgezeichnet wurde. Die Planer hätten die Dimension des Machbaren neu ausgelotet, sodass andere Projekte heute unmittelbar davon profitieren, sagte Amandus Samsøe Sattler, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Mit zehn Geschossen und einer Höhe von 34 Metern war es das erste Holzhochhaus in Deutschland, das 2019 zur Bundesgartenschau in Heilbronn entstand.

Rund 30 Prozent aller privaten Wohnhäuser im Land werden bereits in Holzbauweise erstellt (Stand 2019). Im Nichtwohnbau liegt die Holzbauquote bei rund 24 Prozent. Das ist deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt, wo rund 19 Prozent der Gebäude in Holzbauweise erstellt worden sind.

Dem Land ist an einer Steigerung der Holzverwendung im Bausektor gelegen. Das Holz dafür soll dabei vor allem aus den rund 1,4 Millionen Hektar Wald in Baden-Württemberg kommen. Knapp ein Viertel der Waldfläche ist in Landesbesitz. Den Rest teilen sich Gemeinden und Körperschaften mit den 240 000 privaten Waldbesitzern im Südwesten.

Allerdings sind Vorzeigeprojekte wie das Skaio in der Breite kaum realistisch. Bei 15,4 Millionen Euro Gesamtkosten ab Kellerdecke liegt der Preis des Holzbaus bei rund 4600 Euro pro Quadratmeter. Das sei für viele Bauträger bei Ausschreibungen nicht darstellbar, schreiben die Experten des Fachmagazins „Dach + Holzbau“. „Wir werden in Zukunft günstiger werden müssen“, räumt Skaio-Architekt Markus Lager ein. Kosteneinsparungen erwartet er etwa durch eine erhöhte Vorfertigung und Rationalisierungen bei den Arbeitsabläufen.

„Nicht einseitig auf den Holzbau fokussieren“

Für die Bauträger und Projektentwickler im Landesverband Freier Immobilien und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg (BFW) ist Holz schon immer Bestandteil hybrider Bauformen gewesen. Allerdings warnt Verbandschef Gerald Lipka davor, sich aus Gründen des Klimaschutzes zu einseitig auf den Holzbau zu fokussieren. „Das kann nach hinten losgehen, wenn die Nachfrage aus den heimischen Wäldern nicht mehr befriedigt werden kann und Holz aus dem Ausland zugeliefert werden müsste.“

Matthias Heinrich, der Teamleiter beim Umweltinstitut EPEA, einer Tochter des Planungs- und Beratungsunternehmens Drees und Sommer, sieht vor allem im geringen Konstruktionsgewicht einen Vorteil der Holzbauweise. Dadurch könnten zum Beispiel die Fundamente reduziert werden. Er räumt aber ein, dass für die Einhaltung des Schallschutzes im Vergleich zu anderen Baustoffen ein Mehraufwand notwendig sei, dem aber durch Schüttungen mit Sand oder Wände mit mehreren Lagen schwerer Gipsplatten entgegengewirkt werden könne.

Tücken liegen im oft zu restriktiv eingeforderten Brandschutz, dem Schallschutz und der Erdbebensicherheit, sagen Experten der Architektenkammer. Zudem sei der Holzbau planerisch aufwendig und komplexer wegen seiner Materialeigenschaften, die zugleich ein Vorteil sind: etwa Biegbarkeit und Formbarkeit gegenüber unerwünschten Schwingungen. Es sei sehr viel mehr Kenntnis in Materialeigenschaften erforderlich als beim herkömmlichen Bauen, so die Planer.

Viele Bauherren scheuen aus Gründen des Brandschutzes vor einem Holzbau zurück. Dabei zeigten Brandversuche, dass Holz oft besser abschneide als herkömmliche Baustoffe wie Stahl, erklärt Nachhaltigkeitsexperte Heinrich.

Bauordnungen der Länder erschweren Hochbau mit Holz

Eine an den Baustoff angepasste Planung mache Holzkonstruktionen sogar für mehrgeschossige Gebäude ausreichend sicher. Serielle Holzbau-Module und modulares Bauen begünstigten Just-in-Time-Lieferungen und einen zeitnahen Einbau, sodass lange Lagerungen vermieden werden. Auch steht häufig das Baurecht im Wege. Noch immer gibt es laut Heinrich Regelungen, in denen die Bauordnungen der Länder vor allem den Hochbau mit Holz erschwerten.

Dass Holz ein guter Baustoff ist, will auch die Bauwirtschaft nicht bestreiten. Allerdings ärgert man sich darüber, dass Forstminister Peter Hauk (CDU) den Fokus allzu sehr auf den Holzbau legt, obwohl gerade im Massivbau noch etliches Potenzial stecke, CO2 einzusparen, erklärt Thomas Möller, Verbandschef der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Sogar klimapositive Gebäude seien mit mineralischen Baustoffen sehr gut möglich, ist Möller überzeugt.