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Immobilien regional

Gute Geschäfte mit Sorgenfalte

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Bauwirtschaft. Das Geschäft brummt. In der Baubranche macht man sich aber Sorgen, welche Auswirkungen das derzeit überhitzte Bauklima bei einem Abschwung auf die Branche haben könnte. Ein Statusbericht.
„Die Geschäfte gehen gut“, sagt Claus Aichele. So gut, dass der Bauunternehmer aus Ostfildern-Nellingen potenzielle Auftraggeber mittlerweile bis zu fünf Monate vertrösten muss. „Dieses Jahr kann ich überhaupt keine neuen Aufträge mehr annehmen“, sagt er. Und er steht damit nicht allein. Der Grund: Es fehlen Fachkräfte. Die Not auf deutschen Baustellen ist offenbar so groß, dass bereits Headhunter versuchen, vereinzelt Poliere abzuwerben, erzählt der Bauunternehmer.



Der Bauwirtschaft geht es dabei allerdings nicht anders als vielen anderen Handwerksbereichen. „Wir müssen mehr für das Image unseres Berufes tun“, sagt der Bauingenieur mit Blick auf seine Branche. In den Schulen und vor allem bei den Lehrern hätte die Arbeit auf dem Bau nach wie vor keine Lobby, obgleich die Bauwirtschaft seit Jahren gezielt an Schulen für die Bauberufe werbe. „Dabei gibt es nichts Schöneres, als auf dem Bau zu arbeiten“, schwärmt er.

Der Fachkräftemangel wird die Bauwirtschaft deshalb auch noch die nächsten Jahre beschäftigen, ist sich Dieter Diener, Hauptgeschäftsführer vom Verband der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, sicher. Den Verband treibt derzeit die Sorge um, was passiert, wenn sich die Rahmenbedingungen für die Bauwirtschaft ändern. Zwar gebe es derzeit keine Anzeichen dafür, dass das Baugeschäft einbrechen könnte. „Der Markt ist überhitzt“, spürt allerdings Bauunternehmer Claus Aichele schon eine Weile.

„Aus heutiger Sicht sind wir für einen möglichen Abschwung nicht gut genug aufgestellt“, betont Dieter Diener. Er befürchtet bei einem Abflachen der Konjunktur einen verschärfenden Wettbewerb, in dessen Folge wieder an der Lohnschraube gedreht werden könnte. „Gemessen am Risiko und Aufwand passt die Rendite in der Bauwirtschaft schon lange nicht mehr“, sagt der Verbandsgeschäftsführer.

Längst treiben nicht nur die hohe Nachfrage und die Knappheit an Baugrundstücken die Preise in den begehrten Stadtlagen in die Höhe. Für Dieter Diener tragen auch die Kommunen Mitschuld an der Preisentwicklung. „Anstatt städtische Grundstücke für den Wohnungsbau günstiger auf den Markt zu bringen, würde nach wie vor der Höchstbietende zum Zuge kommen.“

Ein weiterer Grund für einen Anstieg der Immobilienpreise seien die teilweise ebenfalls stark angestiegenen Baunebenkosten wie die Grunderwerbsteuer, die Kosten für den Notar oder die Baugenehmigung. Ganz zu schweigen von den Kosten, die durch die Landesbauordnung durch verschärfte Vorschriften oder die Energieeinsparverordnung verursacht würden. Die Bauwirtschaft schätzt, dass ein durchschnittliches Einfamilienhaus dadurch um bis zu 50
000 Euro in den zurückliegenden zehn Jahren teurer wurde.

Von den Preissteigerungen profitiere vor allem der Staat, sagt Dieter Diener. Die Politik habe da „ein Fass aufgemacht“ und die Länder würden sich da nach Herzenslust bedienen. Vor allem bei der Grunderwerbsteuer hätten die Länder jegliches Augenmaß verloren, kritisiert er. Dass sich immer weniger Menschen ein Eigenheim leisten könnten, liege vor allem an den immer stärker steigenden Baunebenkosten. In anderen europäischen Ländern seien die Kosten für den Grunderwerb oder die Notarkosten gedeckelt. Der Anteil der Kostensteigerungen bei den reinen Baukosten falle hingegen kaum ins Gewicht. Während die Immobilienpreise in den zurückliegenden fünf Jahren in Spitzenlagen Baden-Württembergs teilweise zwischen 40 und 60 Prozent zulegten, stiegen die Baupreise im Rohbau im gleichen Zeitraum lediglich um circa 13 Prozent, so der Verband.