Aspen RapidWeaver 8 Blog Style
<i>Immobilien</i> <i></i> <i>regional</i>

Immobilien regional

Ausverkauf der Region droht


Standort. Seit Jahren werden in der Region Stuttgart zu wenig Industrieflächen ausgewiesen. Für die betroffenen Unternehmen stellt sich jetzt die Frage, ob sie bleiben oder der Region den Rücken kehren sollen.

Markus Knab ist ein exzellenter Kenner, wenn es um Industrie- und Logistikimmobilien in der Region Stuttgart geht. Nach wie vor ist die Wirtschaftsregion Stuttgart von einer Unterversorgung an modernen und flexiblen Logistik- und Produktionsflächen geprägt, sagt er. Seit dieser Woche sind seine Sorgenfalten auf der Stirn noch etwas tiefer geworden.



„Wenn es nicht gelingt, den Strukturwandel und Transformationsprozess sowohl in der Produktion als auch in der Automobilindustrie durch ein ausreichendes Angebot an Industrie- und Logistikflächen mit abzusichern, kann ein Misslingen in der Umsetzung dieser Prozesse im Zweifel Zehntausende von Arbeitsplätzen kosten“, ist sich der Makler bei der Vorstellung des Industrie- und Logistikreports 2019 von E & G Real Estate, sicher.

Markus Knab steht mit dieser Meinung nicht allein da. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, warnt ebenfalls seit Jahren vor den Folgen einer verfehlten Ansiedlungspolitik in der Region. Doch alle Versuche vom Verband Region Stuttgart, größere Flächen zu aktivieren, scheiterten in den zurückliegenden Jahren immer wieder an den Einsprüchen der Kommunen.

„Einigen Bürgermeistern ist das Hemd näher als die Hose. Sie gingen lieber den Weg des geringsten Widerstandes, als zu riskieren, nicht wiedergewählt zu werden“, ärgert sich Markus Knab. Andererseits hätten die Kommunen immer wieder vollkommen falsche Vorstellungen von Industrieansiedlungen. „Viele Bürgermeister und Gemeinderäte träumen ausschließlich von absoluten Topfirmen mit einem hohen Gewerbesteueraufkommen auf ihrer Gemarkung. Doch das ist eine Illusion.“ Der Makler schätzt, dass aktuell etwa 100 Hektar Industrie- und Logistikflächen pro Jahr in der Region fehlen.

Das schlägt sich auch in der Vermietungsstatistik der Branche nieder. Wurden im Jahr 2017 noch 121700 Quadratmeter Neubauflächen vermietet, waren es im Jahr 2018 nur noch 52000 Quadratmeter. „Das bedeutet einen massiven Rückgang an Neuentwicklungen von 57,3 Prozent“ in der Region Stuttgart, so der Makler.

Die anhaltende Flächenverknappung in der Region stelle die an der Wertschöpfung beteiligten Partner zunehmend vor die Entscheidung, den Standort Stuttgart zu halten oder sich in anderen Regionen zu verorten. Habe sich ein Unternehmen erst einmal entschlossen, der Region den Rücken zu kehren, gebe es kein Zurück mehr. Am Anfang könnten höhere Automatisierungsgrade noch die fehlenden Erweiterungsmöglichkeiten kompensieren. Doch irgendwann sei selbst das ausgereizt. Seit zwei Jahren verließen erstmals mehr Unternehmen die Region, als neue hinzukommen. „Die großen Unternehmen in der Region haben längst zum Befreiungsschlag angesetzt“, befürchtet Markus Knab.

Für den Industriemakler kommt der Flächenmangel in einer der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands einem Offenbarungseid gleich. Umso deutlicher seine Kritik: „Viele Kommunen in der Region reflektieren nicht und die Politik bleibt unsichtbar.“ Um die Zukunft der Wirtschaftsregion Stuttgart zu sichern, brauche es endlich ein Umdenken und eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik, Verwaltung und Wirtschaft, so sein Appell. „Es ist an der Zeit, auch unpopuläre Entscheidungen anzugehen.“

Die angespannte Marktsituation hat sich bereits im zurückliegenden Jahr in einem deutlichen Anstieg der Durchschnittsmiete für Bestandsflächen niedergeschlagen. So stieg die Durchschnittsmiete pro Quadratmeter von 4,60 Euro auf 5,10 Euro. Bei den Neubauflächen stieg die Durchschnittsmiete geringer von 5,70 Euro auf 6,10 Euro. Das sei aber darauf zurückzuführen, dass die Neubauflächen in den Randbereichen der Region entstanden. Markus Knab geht davon aus, dass aufgrund der angespannten Situation im Zentrum der Wirtschaftsregion Stuttgart die Randlagen künftig stärker in den Fokus von Investoren, Nutzern und Entwicklern geraten werden.

(Ingo Dalcolmo). Allerdings rechnet er aufgrund der weiterhin ablehnenden Haltung der Kommunen gegenüber großflächigen Industrie- und Logistikansiedlungen für das laufende Jahr mit keinen großflächigen Neuentwicklungen in der Wirtschaftsregion, die frei am Mietmarkt angeboten werden. Für das aktuelle Jahr prognostiziert er insgesamt einen Gesamtmietflächenumsatz von weniger als 200000 Quadratmetern im Bereich Industrie- und Logistikimmobilien.