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Immobilien regional

Wie ein Bremsklotz

Heizungen. In Baden-Württemberg gibt es über eine Million Heizungsanlagen, die die Umwelt belasten. Abhilfe tut not, doch das Erneuerbare-Wärme-Gesetz bremst nach wie vor eine schnelle Modernisierung aus.


Nach Schätzungen des Fachverbandes Sanitär-Heizung-Klima (SHK) sind von den rund zwei Millionen Heizungsanlagen in Baden-Württemberg über eine Million Anlagen 15 Jahre oder noch älter und sanierungsbedürftig. „Diese Anlagen arbeiten aufgrund ihres Alters unwirtschaftlich und belasten die Umwelt“, so Joachim Butz, Vorsitzender des SHK-Fachverbandes. Durch den Einbau neuerer und effizienterer Heizungsanlagen könnten darüber hinaus bis zu 30 Prozent Brennstoff im Jahr eingespart werden.



Für den Modernisierungsstau bei den Heizungsanlagen macht das SHK-Handwerk das Erneuerbare-Wärme-Gesetz Baden-Württemberg verantwortlich. Es wirke sich wie ein Bremsklotz aus, weil Hausbesitzer aufgrund der Gesetzesanforderungen den Heizkesseltausch bewusst hinauszögern würden. Butz stellt aber auch klar, dass das SHK-Handwerk zu den Klimaschutzzielen und zur Verantwortung in Sachen Luftreinhaltung stehe.

Der Vorsitzende des SHK-Verbandes spricht sich für eine breit angelegte Informations- und Motivationskampagne des Landes aus, um vom „zwangsbelasteten Negativeindruck“ des Gesetzes wegzukommen. Zusätzliche Anreize für Immobilienbesitzer würden dabei nicht nur einfache, technologieoffene und verlässliche Förderprogramme, sondern auch steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten schaffen.

Trotz des nach wie vor bestehenden Modernisierungsstaus bei den Heizungsanlagen verzeichnete der Handwerksbereich Sanitär-Heizung-Klima auch im zurückliegenden Jahr wieder einen Umsatzzuwachs von 3,6 Prozent bei einem Gesamtumsatz von 5,5 Milliarden Euro. Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen im Sanitärsektor sowie Wartungen waren im zurückliegenden Jahr die Umsatzbringer. Der Auftragsbestand ist nach wie vor hoch. Das wirkt sich auch auf die Wartezeit aus. Zwischen sieben und acht Wochen müssen sich Kunden in Baden-Württemberg im Schnitt gedulden, bis ein SHK-Handwerker kommt. Das ist durchschnittlich eine Woche länger als noch vor einem Jahr. „Notfälle sind davon natürlich ausgenommen“, beruhigt Joachim Butz. Mit Argwohn beobachtet die Branche derzeit die zunehmende Monopolisierung in der Wärmeversorgung durch den Ausbau der Wärmenetze mit Anschluss- und Benutzungszwang. „Baden-Württemberg ist im Ländervergleich Spitzenreiter bei den kommunalen Eingriffen in den Wärmemarkt“, sagt Dietmar Zahn, Geschäftsführer und Referatsleiter Technik beim SHK-Fachverband. Von den bundesweit über 1100 dokumentierten kommunalen Eingriffen im Rahmen eines Bebauungsplans, wie Anschluss- und Benutzungszwang an die örtliche Nah- oder Fernwärmeversorgung oder der Erlass von Verbrennungsverboten, bestünden rund ein Drittel in Baden-Württemberg, so Zahn. Kritisiert wird vor allem, dass die Nutzer keinen Einfluss auf die Gebührenhöhe hätten, weil ein Wechsel des Betreibers bei einer zentralen Wärmeversorgung nicht möglich sei.

Hinzu kommt, dass zunehmend Baugebiete ganz ohne Gasanschluss geplant würden, weil im Rahmen des Klimaschutzplans langfristig ganz auf fossile Brennstoffe verzichtet werden soll. Das sei aber kontraproduktiv, weil durch die Gasnetze auch klimaneutrales Gas, wie in Gas umgewandelter Strom aus Windenergie oder Biogas, fließen könnten. Beim Thema Feinstaub ist die SHK-Branche gleicht doppelt involviert. Als Ofen- und Lüftungsheizungsbauer stehe der Verband zu seiner Verantwortung in Sachen Luftverschmutzung und engagiere sich dabei, möglichst schnell alle alten Staubschleudern aus dem Verkehr zu ziehen. Butz betont aber auch, dass dank moderner Verbrennungstechniken die Emissionen häuslicher Feuerstätten weiter abnähmen.

Sorgen bereiten der Branche aber auch die drohenden Fahrverbote für Dieselfahrzeuge im Falle eines Feinstaubalarms. Der Fachverband stört sich hier vor allem an der Zunahme der Bürokratie durch das Beantragen von Ausnahmegenehmigungen und Plaketten. Die Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche (SHK) steht vor einem Umbruch. Gefragt sind zunehmend Kompetenzen zum Einsatz erneuerbarer Energien, zur Vernetzung der Gebäudetechnik bis hin zur Stromerzeugung und -versorgung. Das erfordert von den SHK-Handwerkern neue Schlüsselqualifikationen, die neben dem technischen Verständnis immer öfter auch kommunikative Fähigkeiten verlangen. Doch die Nachwuchssituation ist trotz sehr guter Zukunftsaussichten auch im SHK-Handwerk eher bescheiden. Zwar stieg die Zahl der Auszubildenden im zurückliegenden Jahr um 3,9 Prozent auf 4233, dennoch schätzt Joachim Butz, dass die Betriebe im Land noch Potenzial für weitere 2000 Auszubildende hätten. Viele Jugendliche würden einen Arbeitsplatz in der Industrie vorziehen.

Beim SHK-Handwerk versucht man jetzt mit einer breit angelegten Imagekampagne, für das SHK-Handwerk zu werben. Erstmals sollen auch Abiturienten für eine Ausbildung im SHK-Handwerk begeistert werden.