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Städte müssen grüner werden


Wohnen. Die Nachverdichtung nimmt den Menschen in den Städten die letzte Luft, sagen die Garten- und Landschaftsbauer. Nur Grün- und Freiflächen erhalten die Städte langfristig auch lebenswert.

Im Vorfeld seiner Mitgliederversammlung diese Woche kritisiert der Verband der Garten-, Landschafts- und Sportplatzbauer, dass allen Absichtserklärungen der Politiker zum Trotz die Städte immer noch viel zu wenig dafür tun, grüner zu werden. „Grün kommt leider viel zu oft an letzter Stelle“, so die Erfahrung von Erhard Schollenberger, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des Verbandes. Aus seiner Sicht fehle nach wie vor die Sensibilisierung für dieses Thema. „Grün bringt eben keine Rendite“, sagt er.


Im Video erläutert Reiner Bierig die Positionen der Garten- und Landschaftsgärtner.

Verbandsgeschäftsführer Reiner Bierig weiß, dass der Spagat zwischen der Schaffung von Wohnraum und Grünflächen schwierig ist, zumal auch immer mehr Menschen in die Städte hineinwollen. Dabei sieht er aber die Innenverdichtung der Städte zunehmend problematisch: „Wir haben zwar keinen Acker zubetoniert, den Menschen in der Stadt aber die letzte Luft genommen.“

Besseres Klima durch Grün

Die Begrünung von Dächern könnte das Klima in den Städten merklich verbessern, so eine Idee. Denn sie speichert nicht nur Wassermassen temporär und entlastet dadurch die Kanalisation, sondern bietet auch Kleinlebewesen wie Bienen einen natürlichen Lebensraum inmitten der Stadt. Nebenbei fungiert sie als Feinstaubfilter. Auch finanziell würde sich ein begrüntes Dach für den Investor rechnen. Während ein normales Flachdach in der Regel nach 20 Jahren saniert werden müsse, habe ein begrüntes Dach eine etwa dreimal so lange Lebensdauer, erklärt Martin Joos, der Vorstandsvorsitzende des Verbandes.
Gerade in den von hohen Feinstaubkonzentrationen belasteten Städten wie Stuttgart könnten grüne Dachflächen ein wichtiger Baustein sein, um die Luft zu reinigen. Mit technischen Lösungen wie punktuellem Moos allein ließe sich kein Wohlfühlklima in der Stadt erzeugen, so Joos weiter. Allerdings erweise sich die im zurückliegenden Jahr in der Landesbauordnung vorgeschriebene Begrünung der Dächer von Neubauten als ein zahnloser Papiertiger, da es zu viele Schlupflöcher gebe. „Hier werden wir ohne Sanktionen sicher nicht weiterkommen“, glaubt er.

Enttäuscht von IBA-Konzept

Mehr erhofft hat sich der Verband von der Internationalen Bauausstellung IBA 2027. Zwar sei man auch bei dem einen oder anderen Ausschuss mit dabei, die IBA 2027 habe aber offenbar andere Schwerpunkte, sagt Bierig etwas enttäuscht. Übrigens nicht das erste Mal. Im zurückliegenden Jahr hatte der Verband Verwaltung und Gemeinderat der Landeshauptstadt zum Besuch der Bundesgartenschau in Heilbronn eingeladen, um gemeinsam über Konzepte für die Landeshauptstadt zu diskutieren. Das Interesse war gleich null. Dabei hat der Verband durchaus Ideen, die diskutiert werden können, wie zum Beispiel eine Bundesgartenschau am Fluss oder die Schaffung neuer Grünanlagen. „Warum gibt es in Stuttgart keinen Daimler- oder Porsche-Park“, fragt Reiner Bierig. Die Industrie habe schließlich auch eine gesellschaftliche Verantwortung gegenüber der Stadt.

Wachstumsfaktor grün

Die Branche der Garten- und Landschaftsbauer ist dank dem „Wachstumsfaktor grün“ weiter im Aufwind. So konnten die 788 baden-württembergischen Mitgliedsbetriebe des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg im zurückliegenden Jahr ihren Umsatz erneut um 6,3 Prozent auf 1,69 Milliarden Euro steigern. Umsatztreiber ist nach wie vor der private Sektor mit über 60 Prozent. Weit abgeschlagen dahinter mit 17 Prozent folgt der öffentliche Sektor. Der Anteil der Aufträge von Industrie- und Gewerbe liegt zusammen bei 19 Prozent.

Gute Auftragslage zieht schwarze Schafe an

Die gute Auftragslage ist für den Verband und die darin organisierten Betriebe aber zunehmend auch ein Problem. Zwischen drei und sechs Monaten beträgt derzeit der Auftragsstau. Diesen Umstand nutzen vor allem schwarze Schafe aus. Da die Berufsbezeichnung Landschaftsgärtner nicht geschützt ist, gebe es immer mehr unqualifizierte Mitbewerber, die unter dem Segel des Berufsstandes der Garten- und Landschaftsbauer segelten. „Uns erreichen häufiger Beschwerden von Hausbesitzern, die sich über eine mangelhafte Arbeit beklagen“, ärgert sich Reiner Bierig. Der Verbandsgeschäftsführer rät deshalb Hauseigentümern, sich vor der Beauftragung eines Gartenbaubetriebes in jeden Fall über die tatsächliche Qualität des Auftragnehmers zu informieren.

Zustand der Berufsschulen im Land machen Sorgen


Dem Verband bereitet derzeit die Situation an den Berufsschulen des Landes große Sorgen. So würde immer häufiger der Berufsschulunterricht ausfallen, weil Personal oder die Ausstattung fehlten. „Der Staat muss die Berufsschulen so ausstatten, dass sie ihrer Aufgabe nachkommen können“, fordert Reiner Bierig. Noch schlimmer seien die Zustände in Stuttgart-Hohenheim. Hier wurde der notwendige Neubau der Meister- und Technikerschule vom Land verschoben. „Der Sanitärbereich ist grenzwertig“, so ein Verbandsvertreter.

>> siehe auch
Bundesgartenschau 2031 in Stuttgart?