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Nutzung von Prozesswärme kann sich für Betriebe lohnen


Abwärmekonzept. Umweltminister Franz Untersteller will die ungenutzte Abwärme aus industriellen Prozessen von Unternehmen künftig stärker als Wärmequellen zur Beheizung von Gebäuden nutzen. Manche Unternehmen haben die Idee bereits umgesetzt und profitieren.

Viele Prozesse in der Industrie erzeugen Wärme, die bislang ungenutzt in die Umgebung abgegeben wird. Dazu gehört besonders die Herstellung von Glas, Papier und Pappe sowie die Metallerzeugung und -bearbeitung, teilt das baden-württembergische Umweltministerium mit. Allein in diesen Branchen würden über 70 Prozent der gesamten Abwärme anfallen. „Eine solche wertvolle Energieressource dürfen wir nicht einfach verschwenden, sondern müssen sie in Zukunft stärker in Wärmenetzen weiternutzen“, fordert Umweltminister Franz Untersteller (Grüne).

Abwärme des Supercomputers wird abgefangen

Mit gutem Beispiel voran geht das Höchstleistungsrechenzentrum (HLRS) der Universität Stuttgart. Dort steht einer der leistungsfähigsten Supercomputer Europas. Er hat den Energiebedarf einer deutschen Kleinstadt. Um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren, wurde bereits vor Jahren ein Konzept für das Energiemanagement implementiert. Dabei werde sichergestellt, dass die Energie so effizient wie nur möglich genutzt und die Abwärme des Systems abgefangen wird, erläutert Michael Resch, der Direktor des HLRS. Im Oktober hat das Bundesumweltministerium den nachhaltigen Betrieb der Einrichtung mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ ausgezeichnet.

Manche Unternehmer betrachten die Nutzung von Abwärme längst unter betriebswirtschaftlichen Aspekten. Zum Beispiel lässt sich die Abwärme aus Produktionsprozessen zur Unterstützung der Gebäudeheizung verwenden.
Um sich über die Möglichkeiten auszutauschen, haben sich einige Unternehmen aus dem Land vernetzt, berichtet der Landesverband der baden-württembergischen Industrie (LVI). Dessen Mitglieder kommen größtenteils aus der metallverarbeitenden Industrie. Dabei nutzen sie etwa die Abwärme, um Kälte zu erzeugen – mittels Ad- oder Absorptionskälteanlagen.

„Dafür können Unternehmen auch Fördermittel erhalten“, sagt Uwe Bechinka, Experte für Energie, Umwelt, Klimaschutz beim LVI. Neben den bereits bestehenden Fördermöglichkeiten auf Landes- und Bundesebene könnten sie nun auch Angebote aus dem aktuellen Abwärmekonzept des Landes nutzen.

„Ohne die Nutzung der Abwärme wären wir schon lange nicht mehr wettbewerbsfähig“, erklärt Johann Overath, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband Glasindustrie. Die Glasindustrie habe bei der Nutzung der Abwärme schon immer eine Vorreiterrolle übernommen. Jetzt gehe es darum, die restlichen Potenziale auszuschöpfen. Die Glasindustrie gehört seit jeher zu den energieintensiven Branchen. Pro Tag werden allein in einem Ofen, der so groß wie zwei Einfamilienhäuser sein kann, bis zu 700 Tonnen Glas produziert.

Dass bislang immer noch viel heiße Luft durch die Schornsteine im Land geblasen wird, liegt vor allem daran, dass in den Unternehmen die Kümmerer fehlen. Denn die Erschließung der Abwärmepotenziale bedeutet einen nicht unerheblichen Organisationsaufwand für ein Unternehmen und bindet Personal. Bevor überhaupt die technischen Rahmenbedingungen und wirtschaftlichen Anforderungen angegangen werden können, muss zunächst ermittelt werden, wie groß überhaupt die Potenziale sind.

Abwärme im eigenen Betrieb zu nutzen, ist am wirtschaftlichsten

Dabei werden anhand bestimmter Parameter wie Temperatur und Verfügbarkeit der Abwärme mögliche Anwendungskonzepte ermittelt. Aus der bisherigen Praxis weiß man aber, dass die innerbetriebliche Nutzung der Abwärme am einfachsten und wirtschaftlichsten realisiert werden kann.

Aber auch die Abwärme in bestehende kommunale Wärmenetze einzuspeisen, kann sich lohnen, so die Experten im Bericht zum Abwärmekonzept des Landes. Sie sehen die Kommunen in der Pflicht. Die müssen eine kommunale Wärmeplanung vornehmen, die als Schlüssel für die Nutzung von Abwärme gilt. Mithilfe der Pläne sollen Kommunen sowohl Strategien entwickeln, um die anfallenden Treibhausgasemissionen im Gebäudebestand zu reduzieren, als auch konkrete Ansätze für eine klimaneutrale Wärmeversorgung aufzeigen.

Aus Sicht der Industrie- und Handelskammer werde die Energiewende langfristig nur gelingen, wenn sich Sektoren wie die Energiewirtschaft und die Industrie besser vernetzen. Es sei zu begrüßen, wenn kommunale Versorger verstärkt industrielle Abwärme zur Wärmeversorgung nutzen, so eine Sprecherin der IHK Region Stuttgart.