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Digitalisierung ist noch Baustelle


Bauwirtschaft. Bei der Digitalisierung hinken vor allem die kleineren baden-württembergischen Bauunternehmen der Entwicklung noch hinterher. Doch die Aufholjagd hat begonnen.

Lean Construction, Building Information Modeling ... Wer ein Massivhaus für seine Familie bauen will, interessiert sich in der Regel nicht für Produktionsprozesse. Der Bauherr will möglichst schnell in sein Haus einziehen. Zwar spielt aktuell die Digitalisierung für den privaten Häuslebauer noch kaum eine Rolle, moderne Produktionsprozesse sollen aber auch den Hausbau im privaten Bereich künftig konfliktfreier gestalten. „Durch die Digitalisierung wird es leichter, auf der Baustelle Hand in Hand zu arbeiten“, erläutert Thomas Möller. So können zum Beispiel die Auswirkungen von Änderungen anhand von Visualisierungen sofort sichtbar gemacht werden, so der Geschäftsführer der Landesvereinigung Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Der Zusammenschluss von sechs Verbänden des baden-württembergischen Bauhaupt-, Bauneben- sowie Ausbaugewerbes vertritt über 4900 Mitgliedsbetriebe mit rund 69000 Beschäftigten im Land.


Im Video erklärt Thomas Möller, was die Digitalisierung für Häuslebauer bedeutet.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Bei der Digitalisierung steht die Bauwirtschaft Baden-Württemberg noch am Anfang. „Wir haben hier noch einen großen Nachholbedarf“, räumt Thomas Möller ein. Während die Großbetriebe der Branche längst ihre Digitalisierungsstrategien auf den Weg gebracht hätten, versuchen die kleinen und mittleren Unternehmen der Branche, mit der rasant wachsenden Entwicklung Schritt zu halten. „Wir sind auf einem guten Weg“, so Thomas Möller. Der Verband setzt dabei vor allem auf die Ausbildung des Nachwuchses und hofft insgeheim, mit der zunehmenden Digitalisierung der Branche auch jene Schulabgänger anzulocken, die bislang einen großen Bogen um die Baubranche machten. Denn nach wie vor ist der Fachkräftemangel groß und das Interesse, auf dem Bau zu arbeiten, gering.
Während digitalisierte Baupläne schon seit Jahren zum Alltag auf deutschen Baustellen gehören, steckt das sogenannte Lean Construction, also der integrale Ansatz für die Planung, Gestaltung und Ausführung von Bauprojekten, noch in den Kinderschuhen. „Ziel muss sein, dass künftig jeder in Echtzeit weiß, wie der Baustand ist“, erklärt Thomas Möller. Doch das sei noch eine große Herausforderung. Denn die Bauwirtschaft ist aufgrund des Fachkräftemangels in vielen Bereichen nach wie vor auf angelernte Kräfte angewiesen. Hier gebe es noch viel Nachholbedarf, räumt er ein. Man sei aber gerüstet, auch jene, die keine speziellen Fachkenntnisse haben, entsprechend auszubilden und zu integrieren.

Der Einstieg in die digitale Welt stellt vor allem die kleinen Betriebe auch vor finanzielle Herausforderungen. So habe die baden-württembergische Bauwirtschaft sich trotz eines Preisanstiegs von 4,9 Prozent Ende 2019 keine goldene Nase verdient, sagt Bernhard Sänger, Präsident der Landesvereinigung Bauwirtschaft Baden-Württemberg.
Allerdings mussten die Baufirmen schon immer in Technik und Gerätschaften investieren, so Thomas Möller. Andererseits könne die Digitalisierung auch dabei helfen, Kosten zu sparen. Sofern sie richtig eingesetzt werde. Der Verbandsgeschäftsführer räumt allerdings auch ein, dass gerade für die kleineren Firmen bis zu 20 Mitarbeiter die Digitalisierung nicht ohne Hilfestellung zu bewältigen sei und diese in das große Ganze eingebunden werden müssten. Hier biete der Verband Schulungen und Hilfestellungen an. Schließlich nütze es auch den großen Unternehmen nichts, wenn die nachgelagerten Dienstleister nicht über den Wissensstand verfügen, der voraussetzt werden muss, um eine Digitalisierung erfolgreich abzuschließen.

Sorgen bereitet der Bauwirtschaft wie vielen anderen Branchen nach wie vor der schlechte Zustand des Mobilfunknetzes im Land. Gerade bei Baustellen, die sich zwischen zwei Ortschaften befinden, wünsche man sich eine bessere Netzabdeckung. „Ohne Netzabdeckung gibt es keine Digitalisierung.“ Hier setzt man große Hoffnung in die Breitbandoffensive der Landesregierung.

Die Bauwirtschaft Baden-Württemberg kann insgesamt auf ein ausgesprochen gutes Jahr 2019 zurückblicken. So bewegten sich die Umsätze und Auftragsbestände mit einem Umsatzplus von 11,3 Prozent weiter auf einem hohen Niveau. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Brückenbau des Landes erhebliche Investitionsdefizite gebe, so Bernhard Sänger vor Journalisten. Die Vernachlässigung der Sanierung habe mittlerweile zu einem schleichenden Substanzverfall geführt. Viele der 9300 Brücken im Land seien in einem bedenklichen Zustand. „Dass eine Brücke wie im italienischen Genua einfach einstürzt, wird es aber in Deutschland nicht geben“, betont Sänger. Dazu seien die Sicherheitsbestimmungen zu hoch. Ingo Dalcolmo