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Kein gutes Zeugnis für Bausparkassen


Prüfung. Ein Testergebnis der Stiftung Warentest unter Bausparkassen hat die Branche in Erklärungsnot gebracht. Der Bausparvertrag an sich ist aber nicht für das schlechte Testergebnis verantwortlich.

„Mangelhaft“. So benotete im Januar die Zeitschrift „Finanztest“ der Stiftung Warentest die Beratungsleistung der LBS Südwest. Stefan Siebert, seit knapp einem Jahr Vorstandsvorsitzender der Bausparkasse, räumt ein, dass ihn das Ergebnis überrascht habe. Zumal gerade die LBS in den zurückliegenden Jahren immer Bestnoten von den Testern der Stiftung Warentest erhielt.

„In Anbetracht von 270
000 Beratungen pro Jahr und sieben geführten Testgesprächen ist das die berühmte Stecknadel im Heuhaufen“, so Siebert zu dem schlechten Ergebnis. Wobei er die Versuchsanordnung von Stiftung Finanztest überhaupt nicht infrage stellen will: „Wir nehmen die Kritik an, auch wenn sie uns natürlich nicht gefreut hat.“

Von den 16 getesteten Bausparkassen in Deutschland kamen die Mehrzahl kaum über ein „ausreichend“ hinaus. Ein Armutszeugnis für die Branche, so die Stiftung Warentest, die betont, dass das schwache Testergebnis nicht am Produkt liege.
„Bausparen ist grundsätzlich gut geeignet für Sparer, die in einigen Jahren einen Immobilienkauf oder eine Modernisierung planen und sich gegen steigende Zinsen absichern wollen.“ Voraussetzung sei aber, dass Tarifvarianten, Bausparsumme und Sparrate auf die Ziele der Bausparer abgestimmt sind. Doch gerade daran scheiterten viele Berater quer durch alle Bausparkassen, kritisiert „Finanztest“.

In der Kritik der Verbraucherschützer ist immer wieder mal auch das Provisionssystem der Branche. Dass womöglich ein hoher Vertriebsdruck zu diesen Testergebnissen geführt haben könnte, bestreitet Siebert aber. Er spricht von Einzelfällen, denen trotzdem natürlich jetzt auch bei der LBS Südwest nachgegangen werde. Aber er sagt auch: „Wir sind ein Teil des Systems und leben natürlich vom Umsatz.“

Und der ist seit Jahren rekordverdächtig. Für Stefan Siebert auch ein Indiz dafür, dass die LBS Südwest offenbar so viel gar nicht falsch gemacht haben kann. Immerhin seien zwei Drittel der Kunden „Wiederholungstäter“, das heißt, sie haben bereits einen LBS-Bausparvertrag, wenn sie einen neuen abschließen.

Dass das Provisionsgeschäft in Deutschland seit den 80er Jahren auch bei den Banken deutlich angestiegen ist, führt der Volkswirt auch darauf zurück, dass aufgrund der Entwicklung an den Finanzmärkten und der Nullzins-Politik der Zentralbanken die Institute ihr Geschäftsmodell umstellen mussten. „Die Finanzwirtschaft ist aus dem Dornröschenschlaf aufgewacht und erwachsen geworden.“ Dennoch: Für den Verbraucher sei trotz aller Wirren auf den Finanzmärkten der Bausparvertrag nach wie vor ein sicheres Finanzprodukt zu einem fairen Preis. Das zeige sich auch daran, dass die durchschnittliche Bausparsumme heute mehr als doppelt so hoch sei wie noch vor zehn Jahren, so der Vorstandsvorsitzende.

Verkauft werden die Bausparverträge der LBS Südwest zu 50 Prozent von den Sparkassen und der BW-Bank im Land, 25 Prozent vom LBS-eigenen Außendienst selbst und weitere 25 Prozent von beiden Vertriebsteilen gemeinsam. Rund 80 Prozent der Außendienstmitarbeiter haben laut LBS eine klassische Bankausbildung. Um die Qualität der Beratung sicherzustellen, setzt die LBS Südwest in allen 40 Bezirksdirektionen auf eigene Qualitätskontrollen mit jährlichen Testkäufen.

Trotz zunehmender Digitalisierung in der Finanzbranche sei das Bauspargeschäft immer noch ein Face-to-Face-Geschäft. Zwar würden mittlerweile die meisten internen Prozesse über eine moderne Datenverarbeitung erledigt, den Bausparvertrag aus dem Internet auf einen Klick gibt es aber trotzdem nicht. Zwar gebe es die Möglichkeit, auch online einen Bausparvertrag abzuschließen, dazu müsse man sich aber auch online legitimieren. Und das sei für viele noch ein Problem, räumt Siebert ein.
An der Beliebtheit des Bausparvertrages hat das nichts geändert. „Ein Bausparvertrag geht immer“, sagt Stefan Siebert, auch wenn er heute gegenüber früher schon mit dem klaren Ziel verbunden ist, auch tatsächlich zu bauen oder zu sanieren. Das zeige sich allein daran, dass die durchschnittliche Bausparsumme heute bei 60
000 Euro liegt. Bei der LBS Südwest begrüßt man deshalb auch, dass die staatliche Wohnbauprämie endlich wieder in der Mitte der Bevölkerung angekommen sei und einen breiten Kreis an Berechtigten anspreche.

Von der staatlichen Förderung profitieren Steuerpflichtige ab 16 Jahren, selbst wenn sie nur 50 Euro im Jahr auf ihren Bausparvertrag einzahlen. Maximal können aktuell 512 Euro im Jahr mit 8,8 Prozent gefördert werden. Das entspricht einer jährlichen Prämie von 45,06 Euro. Ab 2021 werden die Einkommensgrenzen erhöht, was den Kreis der Förderberechtigten nochmals erweitert. Zudem wird die Förderung auf zehn Prozent und die Höhe der begünstigten Einzahlungen angehoben. Wer jährlich die Summe von 700 Euro (1400 Euro für Verheiratete) einzahlt, kann bis zu 70 Euro (140 Euro für Verheiratete) Wohnungsbauprämie erhalten.

Ein Blick in die Statistik der LBS Südwest zeigt aber auch, dass es bei den Bausparern ein Stadt-Land-Gefälle gibt. Während auf dem Land alle gesellschaftlichen Gruppen auf den Bausparvertrag setzen, ist es in der Stadt eher eine Frage des Lebensgefühls, wie jemand den Vermögensaufbau für die eigenen vier Wände angehen will.
Neben der LBS Südwest glänzten auch die anderen getesteten Bausparkassen wie Wüstenrot, Schwäbisch Hall, BHW und die Badenia (alle „ausreichend“) nicht gerade mit Bestnoten. Eine Fünf gab es übrigens auch für die Beratungsleistung der Bausparkasse Mainz und der Debeka.

Das ganze Testergebnis kann in der Ausgabe 1/2020 von „Finanztest“ nachgelesen werden.