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Immobilien regional

Dicke Luft auch ohne Feinstaubalarm


Debatte. Haus & Grund Stuttgart macht Oberbürgermeister Fritz Kuhn dafür mitverantwortlich, wenn langfristig in der Landeshauptstadt die Mieten und Immobilienpreise übermäßig steigen.

Knapp einen Kilometer Luftlinie ist der Stuttgarter Haus- und Grundbesitzerverein vom Stuttgarter Rathaus entfernt. Doch derzeit liegen nicht nur Welten zwischen der Rathausspitze und der Interessenvertretung der privaten Immobilieneigentümer der Landeshauptstadt, sondern es herrscht auch dicke Luft. Und das hat nichts mit dem Feinstaubalarm zu tun.





Mit 21
000 Mitgliedern ist Haus & Grund Stuttgart nicht nur einer der größten Vereine der Stadt, sondern stellt mit über 70000 Wohnungen seiner Mitglieder auch fast ein Viertel des Wohnungsbestandes der Landeshauptstadt zur Verfügung. „Ich erwarte kein Lob und keine Anerkennung, aber ich erwarte zumindest Respekt vor der Lebensleistung der privaten Eigentümer. Der Oberbürgermeister und der Gemeinderat wären gut beraten, den Schulterschluss mit uns zu suchen“, sagt Ulrich Wecker beim Jahresgespräch. Das Gegenteil sei aber der Fall: Wer anderer Meinung sei, werde beschimpft. Das Fass zum Überlaufen brachte jetzt der Vorhalt des Oberbürgermeisters, Haus & Grund sowie der Mieterverein würden beim Thema Wohnungsmangel „Illusionstheater“ betreiben.


Der Hintergrund: Die beiden Vereine hatten in einer gemeinsam in Auftrag gegebenen Studie einen Wohnraumbedarf in Stuttgart pro Jahr von 5000 Wohnungen festgestellt. „Wir haben nie gesagt, dass wir das sofort bauen müssen. Da sind wir schon realistisch. Wir erwarten aber, dass OB Kuhn – wenn er uns, dem Mieterverein, seinen eigenen städtischen Fachleuten und anderen Experten schon nicht glaubt – zumindest eine eigene Studie zum Wohnungsmarkt in Auftrag gibt, um überhaupt zu wissen, wo man steht“, fordert Wecker. Allein im zurückliegenden Jahr sei Stuttgart um 8000 Menschen gewachsen. Es entstanden aber im Saldo nur 1150 neue dauerhafte Wohnungen. „Wenn das Stadtoberhaupt seine Wohnungspolitik nicht überdenkt, ist der Oberbürgermeister langfristig maßgeblich für steigende Mieten und Kaufpreise verantwortlich“, sagt der Haus-&-Grund-Geschäftsführer.


Mittlerweile überlegt Ulrich Wecker erneut, ob Haus & Grund Stuttgart am Bündnis für Wohnen künftig noch beziehungsweise wieder mitwirken soll. „Der Oberbürgermeister hat offenbar kein Interesse an unserer Expertise, er macht einseitige Vorgaben, wir diskutieren ständig über Dinge, ohne die Faktenlage zu kennen“, merkt er ein Stück weit resigniert an. Vor zwei Jahren hatte der Verein sich schon einmal von dem von Fritz Kuhn initiierten Runden Tisch verabschiedet. Damals aus Ärger über „die überstürzte und völlig überflüssige“ Einführung des Zweckentfremdungsverbots. Aus Sicht von Haus & Grund wird die Diskussion um die Wohnraumversorgung in der Landeshauptstadt im kommenden Jahr noch weiter Fahrt aufnehmen.


„Die brummende Wirtschaft im Mittleren Neckarraum ist glücklicherweise seit Jahren ein Magnet für gut ausgebildete Arbeitskräfte. Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass diese Menschen, auf die unsere Wirtschaft angewiesen ist, eine angemessene, bezahlbare Wohnung finden“, appelliert Ulrich Wecker an die Stadt und den Oberbürgermeister. Dabei blickt er von seinem Schreibtisch auf den Stuttgarter Rathausturm, der aus diesem Blickwinkel gar nicht so weit weg erscheint. „Wir brauchen ehrliche Zahlen für den Wohnraumbedarf. Und dann müssen wir abwägen, was der Stadt tatsächlich zumutbar ist, um neue Wohnungen zu schaffen“, zeigt Wecker einen Lösungsweg auf.