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Ludwigsburg in Wohnungsnot


Wohnungsmarkt. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum schwappt immer stärker von der Landeshauptstadt in die Region über. Städte wie Ludwigsburg beklagen eine zunehmende Wohnungsnot.

„Eigentlich müsste man den Wohnungsnotstand ausrufen“, sagte Konrad Seigfried, einer von zwei Geschäftsführern der Wohnungsbau Ludwigsburg WBL, in Anlehnung an den in den drei baden-württembergischen Städten Konstanz, Heidelberg oder Singen ausgerufenen Klimanotstand. Die Barockstadt leidet wie viele Städte in der Region Stuttgart unter einer zunehmenden Wohnungsnot.


Im Video erläutert Andreas Veit unter anderem, wie sich der Wohnungsmangel in Stuttgart auf Ludwigsburg auswirkt.

Wie ernst die Lage in Ludwigsburg ist, zeigt ein Blick in die Statistik der Gesellschaft. Zum Jahresende 2018 hatte die WBL 1490 Mietanfragen in ihrer Interessentendatei. Demgegenüber standen gerade einmal 88 neue Mietverträge aufgrund von Mieterwechseln. „Unser großes Problem ist, dass wir aufgrund des geringen Angebotes an Wohnungen kaum noch Wohnungswechsel haben. Wer eine Wohnung in Ludwigsburg gefunden hat, bleibt, auch wenn sie nicht mehr ganz so passt“, erklärt Andreas Veit, der Vorsitzende der Geschäftsführung der WBL.

Hinzu kommt: Der Druck im Kessel der Landeshauptstadt lässt immer mehr Wohnungssuchende den Blick in die Region schweifen. Weil Ludwigsburg ein attraktiver Wohnort ist und einen hohen Lebensstandard bietet, fällt immer öfter die Entscheidung pro Barockstadt. Dabei trifft diese zusätzliche Nachfrage – vorwiegend von Leuten mit gut bezahlten Jobs – auf einen ohnedies schon überhitzten Markt. Mit der Folge, dass die Mieten längst auch in Kreisstädten wie Ludwigsburg Stuttgarter Niveau erreicht haben. „Menschen, die weniger verdienen, werden die großen Verlierer am Wohnungsmarkt sein“, prognostiziert Andreas Veit. Für die Mittelschicht gebe es schon heute weder zum Kauf noch zur Miete adäquate Angebote.

Mit 2158 Wohnungen im Bestand ist die WBL in Ludwigsburg der größte Anbieter von Mietwohnungen. Konrad Seigfried und Andreas Veit weisen nicht ohne Stolz darauf hin, dass die durchschnittliche Kaltmiete des WBL-Gesamtbestandes bei 7,03 Euro pro Quadratmeter liegt und die durchschnittliche Kaltmiete bei den preisgedämpften Wohnungen sogar nur bei sechs Euro pro Quadratmeter liege. „Wir sind das Regulativ am Wohnungsmarkt“, betonen sie. Aktuell sind 808 Wohnungen aus dem Gesamtbestand an einkommensschwache Haushalte vermietet.

Doch günstigen Wohnraum in Ludwigsburg anzubieten, gelingt auch der WBL nur im Bestand, sagt Andreas Veit. Denn auch in der Barockstadt sind Grundstücke Mangelware und entsprechend teuer. Zwar gibt es vom Land ein Wohnraumförderprogramm, das jetzt noch einmal aufgestockt wurde, doch aus Sicht des WBL-Geschäftsführers reicht die Förderung nur begrenzt, um die gestiegenen Kosten aufzufangen. „Wenn mehr bezahlbarer Wohnraum im Land gewünscht wird, muss die Förderung noch einmal deutlich aufgestockt werden“, macht er deutlich. Lange Genehmigungsverfahren, baurechtliche Auflagen, Einsprüche von Nachbarn, fehlende Ressourcen bei Bauunternehmen seien weitere Gründe, warum sich die Schaffung von Wohnraum verzögere.

Dabei legen Andreas Veit und Konrad Seigfried Wert darauf, dass das städtische Wohnungsbauunternehmen nicht von der Stadt subventioniert wird. „Wir bekommen etwa die Grundstücke nicht günstiger – müssen aber auch nichts abführen.“ Die immer noch im Raum stehende Klage dreier Bauträger gegen die Stadt Ludwigsburg vor dem Verwaltungsgericht, der WBL das Bauträgergeschäft zu untersagen, sehen die beiden Geschäftsführer gelassen. Die Immobilienunternehmen zogen Anfang 2017 vor Gericht, weil sie der Ansicht sind, dass die Wohnungsbau Ludwigsburg als städtisches Tochterunternehmen sie aus dem Wettbewerb dränge und damit gegen das verschärfte Subsidiaritätsprinzip verstoße. Danach darf zum Beispiel eine Kommune nur dann als Bauträger tätig werden, wenn es keine privaten Unternehmen gibt.

Die WBL beruft sich darauf, dass sie schon immer im Bauträgergeschäft tätig war und deshalb auch Bestandsschutz genieße. „Die Klage wird für Rechtssicherheit sorgen.“ Ansonsten sei sie unnötig, da es letztendlich um eine ordnungspolitische Frage gehe. „Wir“ – so Ludwigsburgs Erster Bürgermeister Konrad Seigfried – „sind jedenfalls überzeugt davon, dass wir das dürfen.“ So plant die WBL, in den nächsten fünf Jahren rund 500 neue Wohnungen in Ludwigsburg zu bauen. Doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Die Lösung liegt in der Region“, sagt Konrad Seigfried. Doch er räumt auch ein, dass die Politik von einer Lösung noch meilenweit entfernt ist. Vielleicht muss erst eine Kommune den Wohnungsnotstand ausrufen. Ingo Dalcolmo