Aspen RapidWeaver 8 Blog Style
<i>Immobilien</i> <i></i> <i>regional</i>

Immobilien regional

Bereit für mehr Wohnungen

Flüchtlinge. Die Wohnungswirtschaft in Baden-Württemberg rüstet sich für den Flüchtlingsansturm in den nächsten Jahren. Von der Politik fordert sie weniger Bürokratie, von den Kommunen preisgünstiges Bauland.


Über 41 Prozent der im vbw-Verband der baden-württembergischen Wohnungswirtschaft organisierten Wohnungsunternehmen stellen Wohnraum für Flüchtlinge bereit oder planen es. Fünf Prozent der Mitglieder des Verbandes sind bereits als Betreiber von Flüchtlingsheimen aktiv.



Das ist das Ergebnis einer Umfrage des vbw unter seinen 300 Mitgliedsunternehmen, zu denen überwiegend Genossenschaften und kommunale Wohnungsbaugesellschaften im Land gehören. 'Wir wollen aber noch mehr tun', sagt Robert an der Brügge, Verbandsvorsitzender des vbw, mit Blick auf die steigenden Flüchtlingszahlen. Das werde aber nur dann gelingen, wenn sich die wohnungspolitischen Rahmenbedingungen verbessern. So sei ein Großteil der Mitgliedsunternehmen derzeit noch nicht tätig geworden, weil die vertraglichen Grundlagen fehlten. Der Verband schätzt, dass je nach Berechnung allein in diesem Jahr zwischen 39 000 und 65 000 Asylbewerber in Baden-Württemberg unterzubringen sind.


Um die zeitnahe sowie auch eine nachhaltige und langfristige Unterbringung der Flüchtlinge garantieren zu können, müssten die Kommunen nicht nur schnell vergünstigte Grundstücke bereitstellen, sondern auch die finanziellen Konditionen klären und die langfristige Betreuung sicherstellen. Nur so ließen sich die Flüchtlinge dauerhaft in der Gesellschaft integrieren, fordert an der Brügge. Dazu sei es auch wichtig, die Flüchtlingen dezentral unterzubringen. 'Stadtteile mit sozialen Brennpunkten sollten weitgehend ausgenommen werden, um ein stabiles Miteinander zwischen Anwohnern und Flüchtlingen zu ermöglichen', schlägt der Verbandsvorsitzende vor. Außerdem sollten die Sonderförderprogramme des Landes wie 'Wohnraum für Flüchtlinge' nicht nur für die Kommunen, sondern auch für die Wohnungsunternehmen abrufbar sein. Wichtig seien beschleunigte Baugenehmigungsverfahren und die Möglichkeit, Bauausführungsstandards flexibler zu gestalten sowie das Vergaberecht zu erleichtern.

Aus Sicht von vbw-Verbandsdirektorin Sigrid Feßler könne der erforderliche Neubau nur angeregt werden, indem die Kommunen ihre Grundstücke nach vorgegebenen Konzepten und nicht nach dem Höchstpreisgebot vergeben. Außerdem müsste mehr Bauland ausgewiesen und stärker auf die städtebauliche Verdichtung gesetzt werden. Erreicht werden könnte dies laut Feßler durch eine noch zielgenauere, regionalisierte und flexiblere Wohnraumförderung durch das Land. In einem zweiten Schritt müsste es allerdings auch Erleichterungen bei den 'überzogenen' energetischen Vorgaben geben. Ein weiterer Kostentreiber sei die jüngst novellierte Landesbauordnung mit der dort vorgeschriebenen Dach- oder Hausbegrünung, kritisiert die Verbands­direktorin. 'Wenn wir sozialverträglichen und bezahlbaren Wohnraum in kurzer Zeit schaffen wollen, der zudem der demografischen Entwicklung Rechnung trägt, brauchen wir einen kostengünstigen Wohnungsbau. Die Vorgaben des Erneuerbare-Wärme-Gesetz Baden-Württemberg sind aber kontraproduktiv', so Feßler. Ingo Dalcolmo
#


© 2015 STUTTGARTER ZEITUNG