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Immobilien regional

„Die Region braucht einen Masterplan“



Flächenmangel. Der Rückzug der Unternehmen aus der Region hat längst begonnen. Auf Industrie- und Logistikimmobilien spezialisierte Makler wie Markus Knab fordern von der Region deshalb einen Masterplan.


Markus Knab ist seit über 18 Jahren im Geschäft. Als Leiter Industrie- und Logistikimmobilien bei Ellwanger & Geiger Real Estate warnt er seit Jahren davor, dass Unternehmen aus der Region abwandern könnten, wenn ihnen keine Entwicklungsmöglichkeiten angeboten werden. Mittlerweile hat der Rückzug der ersten Unternehmen aus der Region längst begonnen, stellt er seit ein, zwei Jahren besorgt fest und wird durch die jüngsten Studien von IHK und Region Stuttgart bestätigt.





Dabei haben Großunternehmen wie Daimler, Porsche und Bosch noch gute Karten. Mit eigenen Immobilienabteilungen ausgestattet und konzernweitem Entwicklungspotenzial können sie oft kurzfristige räumliche Engpasse mit Bordmitteln ausgleichen. Den meisten Mittelständlern hingegen stellt sich die Frage einer Erweiterung allerdings meist kurzfristig, wenn zum Beispiel ein Großauftrag akquiriert wird. Doch die Chancen, in dieser Situation schnell zu reagieren, ist praktisch aussichtslos. „Rund zwei Jahre Vorplanung muss das Unternehmen schon einrechnen“, sagt Markus Knab. Aktuell gibt es nur noch knapp 97 Hektar sofort verfügbare Flächen in der Region Stuttgart. „Und die sind aber nicht durchweg für Industrie- und Logistikansiedlungen geeignet“, formuliert der Makler. Davon profitieren zunehmend andere Wirtschaftsräume in Baden-Württemberg und Bayern. Heilbronn, Karlsruhe, Mannheim, Ulm, aber auch Augsburg und Nürnberg geraten zunehmend in den Fokus von Unternehmen aus der Region Stuttgart. „Das bedeutet, dass auch immer mehr qualifizierte Arbeitsplätze in diese Regionen abwandern werden“, prognostiziert der Makler.


Markus Knab bleibt skeptisch, ob die Region Stuttgart das Problem in absehbarer Zeit überhaupt wird lösen können. Selbst wenn ein großes Unternehmen den Standort verlassen würde und es zu einem massiven Arbeitsplatzabbau in der Region käme, glaubt der Makler nicht, dass sich wirklich was ändern wird. „Die Protagonisten werden sich eine Legislaturperiode erst einmal gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben und dann einen Arbeitskreis bilden“, sagt er. „Wir müssen aber jetzt eine Lösung finden, wenn wir verhindern wollen, dass die Schlüsselindustrien, die Baden-Württemberg groß gemacht haben, die Region verlassen“. Sicher sei das eine Megaaufgabe. Deshalb müssten alle Protagonisten jetzt an einen Tisch und einen Masterplan aufstellen. „Viel Zeit haben wir aber nicht mehr“, macht er deutlich.


Um seinen Job macht sich Markus Knab trotzdem keine Sorgen. Unser Geschäft ist beratungs- und personalintensiver geworden. „Als Industriemakler müssen Sie heute wesentlich flexibler und leistungsbereiter sein als noch vor einigen Jahren.“ Im Gegensatz zu einem Makler, der sich auf die Vermietung oder den Verkauf von Wohnimmobilien spezialisiert hat, kümmern sich Gewerbemakler neben der Vermietung und dem Verkauf auch um das Investment und den Research der Immobilie. „Wir sind quasi der auf Immobilien spezialisierte Unternehmensberater, der Firmen ohne eigene Immobilienabteilung berät“, erklärt er seine Arbeit. Zunehmend greifen aber auch Kommunen auf den Sachverstand der Makler zu. „Gerade bei der Entwicklung neuer oder bestehender Industrie- und Gewerbegebiete ist spezielles Know-how gefragt, über das nicht jede Stadt oder Gemeinde verfügt.“


Spannend dürfte auch die weitere Entwicklung der Logistik in den Ballungsräumen werden. Je kürzer die Lieferzeiten, umso engmaschiger muss auch die Lieferkette sein. „Wer morgens um 8 Uhr etwas bestellt und es um 12 Uhr geliefert haben will, muss auch mehr Verkehr in Kauf nehmen wollen“, sagt Knab. Doch hier gibt es nicht die eine Lösung. „Jeder Ballungsraum wird das Thema Logistik für sich selber lösen müssen.“ Denkbar wären kleinteilige Verteillager in den Innenstädten oder Hubs, sogenannte Verteilzentren, die aus Platzgründen auf mehreren Stockwerken angelegt sind. Andere Städte überlegten, einen Teil der Logistik in den öffentlichen Nahverkehr zu integrieren. Warum sollte ein Bus, der sowieso von A nach B fährt, nicht auch Päckchen transportieren? „Es gibt viele Ideen, aber genauso viele Fragen. Letztendlich sei das alles eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Die nächste Zeit wird noch sehr spannend“, prophezeit der Makler.