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Immobilien regional

Momentaufnahme oder nachhaltig?


Statistik. Die Baugenehmigungen und -fertigstellungen in Stuttgart sind gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen. Der Immobilienverband Deutschland warnt davor, sich jetzt auf den Lorbeeren auszuruhen.

„Ich habe es zuerst kaum glauben können, aber in Stuttgart ist gegenüber dem zurückliegenden Jahr die Anzahl der Baugenehmigungen tatsächlich um 25,1 Prozent und der Baufertigstellungen im Vergleich zum Jahr 2014 um 14,9 Prozent auf insgesamt 1837 Wohneinheiten gestiegen“, ist Stephan Kippes sichtlich erstaunt.



Anlässlich der Vorstellung der Herbstzahlen zum Wohn- und Mietmarkt in der Landeshauptstadt warnt der Geschäftsführer vom Marktforschungsinstitut des Immobilienverbands Deutschland ivd gleichzeitig davor, dass die jüngsten Zahlen nur ein Strohfeuer bleiben könnten. Politiker neigten dazu, Statistiken politgerecht zu interpretieren, genauso wie Schüler nach Klassenarbeiten als Benchmark immer die schlechtesten Schüler heranzögen, so Kippes, der an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen den einzigen Lehrstuhl für Immobilienmarketing in Deutschland innehat. Es werde sich schon im nächsten Jahr zeigen, ob die Entwicklung auf dem Stuttgarter Wohnungsmarkt nachhaltig sein werde oder nur eine Momentaufnahme war.

Für den Wirtschaftswissenschaftler wird die weitere Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt der Landeshauptstadt auch davon abhängen, wie viel Mut die Politiker aufbringen, wirklich etwas ändern zu wollen. „Es sind viele kleine Maßnahmen denkbar, die im großen Ganzen gesehen das Problem deutlich entschärfen könnten“, glaubt er. Auch vor dem Hintergrund, dass der eine oder andere zur Lösung des Wohnungsproblems auf die grüne Wiese setzt. Bevor eine weitere Zersiedelung der Landschaft ins Auge gefasst werde, sollte die Erschließung von Baulandlücken genauso konsequent angegangen werden wie eine behutsame Nachverdichtung.

Stephan Kippes plädiert aber auch dafür, Wohnungsbaugenossenschaften stärker zu fördern, indem die Stadt zum Beispiel Grundstücke günstiger abgibt oder die Industrie dazu ermuntert, für ihre Mitarbeiter wieder Werkswohnungen zu bauen. Aber auch durch die Umwandlung von Gewerbe- in Wohnflächen oder das Überbauen von großen, ebenerdigen Parkplätzen könnte Wohnraum geschaffen werden. „Es wäre auch schon viel gewonnen, wenn die Stadt Stuttgart bei der Genehmigung von Dachausbauten etwas freizügiger wäre.“

Erwartungsgemäß erneuerte der ivd auch seine Kritik am Bestellerprinzip. Danach dürfen Makler von Mietern nur dann noch eine Provision verlangen, wenn sie diese auch beauftragt haben. „Es gibt praktisch keinen Mietmarkt mehr in Deutschland, weil der Gesetzgeber die Makler verdrängt hat“, kommentiert ivd Marktberichterstatter Erich Hildenbrandt. So erscheinen frei werdende Mietwohnungen nur noch selten in Anzeigen oder Online-Plattformen. Viele Vermieter würden stattdessen versuchen, privat einen Nachmieter zu finden. „Wenn Sie einen ausländisch klingenden Namen haben oder aus Hamburg kommen, ist die Chance gleich null, eine Wohnung zu finden“, ist die Erfahrung des Maklers. Letztendlich habe das Bestellerprinzip zu einer Entprofessionalisierung des Vermietungsgeschäftes geführt.