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<i>Immobilien</i> <i></i> <i>regional</i>

Immobilien regional

Das Kreuz mit den Immobilien


Kirche.
Hohe Kosten für Investitionen und Sanierungen bei sinkenden Mitgliederzahlen: Die evangelische Gesamtkirchengemeinde Stuttgart will laut Beschluss von 2003 bis 2030 ihren Immobilienbestand halbieren.


Die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart ist in einem Dilemma. Rückgängige Mitgliederzahlen auf der einen Seite, eine Vielzahl von Gemeindehäusern, Kirchen und Waldheimen auf der anderen Seite. Der Unterhalt schlägt laut Stadtdekan Søren Schwesig jährlich mit rund 2,5 Millionen Euro zu Buche. Um die Kosten zu senken, soll nach einem Beschluss der Gesamtkirchengemeinde aus dem Jahr 2003 der Immobilien­bestand bis zum Jahr 2030 halbiert werden.



Nicht davon betroffen sind derzeit die 35 Wohngebäude mit den 380 Wohnungen im Besitz der Evangelischen Gesamt­kirchengemeinde, die überwiegend von Mitarbeitern belegt sind. „Wir tun uns in Anbetracht der angespannten Wohnraum­situation in Stuttgart trotzdem nicht leicht, Mitarbeiter zu finden. Denn die zur Verfügungen stehenden Wohnungen reichen bei Weitem nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen.“ Erst kürzlich sei wieder eine Erzieherin abgesprungen, weil sie keinen bezahlbaren Wohnraum in der Stadt fand und auch die Kirche keine Möglichkeit sah, die potenzielle Mitarbeiterin unterzubringen. „Wir wissen, dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist“, räumt Søren Schwesig ein. Entsprechend hoch sei auch die Warteliste für so eine Wohnung.

Zwar ist der Bestand an Wohnimmo­bilien von den Kürzungen nicht betroffen. Der Stadtdekan sieht derzeit aber auch keine Möglichkeit, weiteren Wohnraum in der Landeshauptstadt zu schaffen.

Und wie beurteilt der Stadtdekan die Wohnraumsituation in Stuttgart? „Es ist ex­trem schwierig, hier eine klare Position zu finden“, sagt er. Die Stadt müsse lebenswert bleiben. Deshalb gebe es auch einen Punkt, wo die Nachverdichtung am Ende ankommt.

Welche Immobilien „verzichtbar“ sind, wird seit dem Jahr 2006 alle drei Jahre erfasst. Das ist gerade bei Kirchengebäuden ein emotionaler und schmerzlicher Prozess, räumt der Stadtdekan ein. Dabei bedeutet „verzichtbar“ nicht zwangsläufig den Verkauf der Immobilie. „Die Gemeinde könnte auch entscheiden, das Gebäude anders zu nutzen, also zum Beispiel auch zu vermieten“, erklärt der Stadtdekan. Allerdings zieht Søren Schwesig hier eine deutliche Linie. Eine Kirche, in der unter dem Gotikfenster Hamburger verkauft werden, werde es mit ihm nicht geben. Genauso wenig wie er eine Kirche an andere Religionen verkaufen würde.

Ob eine Immobilie „verzichtbar“ oder „unverzichtbar“ ist, hängt dabei aber nicht nur von der Entwicklung der Mitglieder in der jeweiligen Gemeinde ab. Auf den Prüfstand kommen dabei auch die geografische Lage, der Zustand der Bausubstanz und die Auslastung. Ein weiterer Aspekt für das Halten im Bestand ist die Sichtbarkeit von Kirchengebäuden, also, wie prominent ein Kirchengebäude das Stadtbild prägt. „Die Johanneskirche am Feuersee oder die Innenstadtkirchen sind unverzichtbar, auch wenn der Erhalt teurer ist“, sagt Søren Schwesig. Genauso wichtig seien aber auch die Einbindung in das jeweilige Stadtviertel und Fragen des Denkmalschutzes.