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Immobilien regional

Berater wachen über Kosten und managen Finanzierung


Neuer Stadtteil. Kommunen setzen bei städtebaulichen Großprojekten zunehmend auf externes Finanz-Controlling. Etwa die Stadt Freiburg. Sie plant bis 2042 einen neuen Stadtteil mit 6900 Wohneinheiten. Spezialisten sollen dabei von Anfang an die Kosten im Blick behalten, um Überraschungen zu vermeiden.

Im Freiburger Stadtteil Dietenbach soll in den kommenden 20 Jahren ein neuer Stadtteil entstehen. Geplant sind auf dem 150 Fußballfelder großen Areal im Westen der Universitätsstadt Wohnungen für rund 16000 Menschen. Die Hälfte davon im geförderten Mietwohnungsbau. Das Besondere: Das städtische Finanzcontrolling wird dabei von einem privaten Planungs- und Beratungsunternehmen unterstützt.

Die Kosten im Blick zu behalten,
ist eine große Aufgabe

„Einen neuen Stadtteil vom Reißbrett zu bauen, ist an sich schon eine enorme Herausforderung. Die Kosten im Blick zu behalten und die finanziellen Mittel richtig einzusetzen, ist dabei die andere große Aufgabe“, begründet Rüdiger Engel, Leiter der Projektgruppe Dietenbach der Stadt Freiburg, die Entscheidung, mit Drees & Sommer einen externen Partner für das Finanzcontrolling des Projekts zu beauftragen. Die Berater aus Stuttgart hatten dazu eine entsprechende Ausschreibung gewonnen.

„Wir übernehmen die Erstellung der Kosten- und Finanzierungsübersicht, die laufende Budgetkontrolle, das Fördermittelmanagement und die fachliche Unterstützung bei Vergabeverfahren“, erklärt Markus Lampe, Teamleiter bei Drees & Sommer. Die Spezialisten wachen über Kosten- und Erlöse ebenso wie über Teile des Finanz-, Qualitäts- und Liquiditätsmanagements. „Gleich von Anbeginn an wird es darum gehen, die Budgets, die angesetzt werden, so realistisch wie möglich zu prognostizieren“, sagt Lampe. Das sei entscheidend, um Kostensteigerungen zu vermeiden. Das Vorgehen entspricht den Erkenntnissen der Reformkommission Bau von Großprojekten, die das Bundesverkehrsministerium 2015 eingerichtet hatte.

Danach halten Großprojekte der öffentlichen Hand selten den Kosten- und Terminrahmen ein. Es gebe vielfach deutliche Anzeichen für unwirtschaftliche Verfahrensweisen. Ein Kernproblem, das die Kommission ausmachte: Oft werden die Baukosten bereits beziffert, obwohl noch gar keine belastbaren Planungen vorliegen. So seien Schätzungen zum Teil politisch motiviert und vernachlässigten bestehende Risiken. Diese lägen häufig deutlich unter den tatsächlich zu erwartenden Kosten.

Überdies fehle sowohl auf Seiten der Auftraggeber als auch der Auftragnehmer oft ein Risikomanagement. Und selbst wenn Risiken betrachtet werden, fänden sie in der Regel keinen Eingang in das im Haushalt veranschlagte Projektbudget.

Oft fehle ein regelmäßiges und unabhängiges Controlling. Interne und externe Streitbeilegungsmechanismen seien ebenfalls oft nicht vorhanden. Es fehle zudem an Transparenz von Projektstand, Kosten, Risiken und Terminen gegenüber der Öffentlichkeit. Ausschreibungen von Baumaßnahmen erfolgten teilweise auf Basis nicht abgeschlossener Planungen und seien daher anfällig für Nachträge.

„Jede Kommune ist anders aufgestellt. Oft fehlt es am Personal oder Expertenwissen“, erklärt Markus Lampe. Immer öfter würden daher externe Berater bei Großprojekten hinzugezogen, beobachtet er. „Aufgrund unserer Erfahrung mit anderen Großprojekten können wir besser einschätzen, wie sich die Planungen auf die Kosten auswirken.“ Andererseits gebe es nicht bei jedem Großprojekt, das die öffentliche Hand mit Bordmitteln stemmt, automatisch eine Kostenexplosion, relativiert der Consulting-Experte.
Für wichtig hält er es, die „Strukturen einer Kommune zu verstehen“. So habe das fünfköpfige Drees & Sommer-Team als Basis für das Finanzcontrolling mit Vertretern der Stadt eine Grundstruktur für das Projekt-Controlling erarbeitet.

Quote von mindestens 50 Prozent von bezahlbarem Wohnraum

„Bei dem Projekt müssen wir zu jeder Zeit wissen, wie sich Veränderungen auf die Gesamtwirtschaftlichkeit des Projekts auswirken“, erklärt Lampe. Ein Beispiel: Freiburg hat sich bei der Entwicklung des neuen Stadtteils zum Ziel gesetzt, dort eine Quote von mindestens 50 Prozent von bezahlbarem Wohnraum anzubieten. Dabei werden verschiedene Handlungsoptionen durchgespielt: die Förderungen bei der Miete und dem Bodenpreis sowie die Ausweisung von Erbbaurechten. „Die finanziellen Auswirkungen können wir mithilfe moderner EDV-Programme bewerten und dann vergleichen “, sagt der Manager. So lassen sich Entscheidungen sicherer treffen.