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Immobilien regional

Zu teures Schaufenster?

Mipim. Die Teilnahme der Landeshauptstadt an der weltgrößten Immobilienmesse Mipim in Cannes im nächsten Jahr steht wieder einmal auf der Kippe. Der Grund: zu wenig Standpartner.
Es ist gerade einmal einen Tag her, dass die Mipim in Cannes ihre Tore schloss. Schon werden wieder Stimmen laut, ob sich das Ganze - vor allem der finanzielle Aufwand - überhaupt für die Landeshauptstadt und die Standpartner aus der heimischen Immobilienwirtschaft lohne.

Die weltgrößte Messe für Gewerbe­immobilien wird von den einen geliebt - weil um diese Jahreszeit in Cannes bereits ein angenehmes Klima herrscht, von den anderen gehasst, weil die Stadt an der Côte d'Azur sündhaft teuer ist. Das merken vor allem jene Städte jedes Jahr, die sich um einen der begehrten Messestände auf der Mipim bewerben. Dabei ist das 'Parkhaus' oder der 'Bunker', wie das Kongresszentrum respektlos von den Besuchern wegen der niedrigen Höhe der Ausstellungshalle genannt wird, weder eine Schönheit noch ein begehrter Treffpunkt. Die meisten Cannes-Besucher vereinbaren während der Mipim in Anbetracht von Eintrittspreisen von 1700 Euro pro Person sowieso lieber einen Termin in einem der Straßencafés rund um das Messezentrum oder treffen sich gleich zum Vier­augengespräch in einer der zahlreichen Hotellobbys entlang der Promenade oder am Strand. Aber auch wer nicht mit einem eigenen Messestand auf der Mipim vertreten ist, muss tief in die Tasche greifen.

Vor allem die Zimmerpreise für die Hotels erreichen in der Mipim-Woche astronomische Höhen, sofern man in diesen Tagen überhaupt ein Hotelzimmer in Messenähe ergattert. Die werden nämlich zugeteilt, erzählt ein Teilnehmer. Je öfter man die Messe gebucht hat, umso größer sei die Chance, ein Hotelzimmer in der Nähe des Kongresszentrums zu ergattern. Peter Brenner, Vorstandsvorsitzender vom Verband IWS Immobilienwirtschaft Stuttgart, kennt die Mipim schon viele Jahre.

Vor drei Jahren ist der IWS mit in die Organisation des Stuttgarter Auftrittes eingestiegen, nachdem die Stadt Stuttgart aufgrund von Sparmaßnahmen ihr Engagement radikal zurückgefahren hatte und dabei massiv von der Immobilienwirtschaft ob ihres spärlichen Messeauftrittes kritisiert wurde. Der jedes Jahr mit rund 250 000 Euro (Miete, Standbau) zu Buche schlagende Messeauftritt - gemeinsam entwickelt von der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt und dem IWS - wird zwar allseits gelobt, allerdings haben sich der IWS und die Wirtschaftsförderung die Akquisition der Standpartner leichter vorgestellt. Von 14 Teilnehmern im Jahr 2013 hielten in diesem Jahr gerade noch neun Standpartner dem Stuttgarter Messeauftritt die Treue. Dass liegt weniger am Konzept des Messeauftrittes als an den Kosten. Neben dem Anteil am Messeauftritt von rund 20 000 Euro kommen noch einmal rund 10 000 Euro für Anreise und Unterkunft hinzu.

'Das ist für einen mittelständischen Unternehmer viel Geld', zeigt Peter Brenner Verständnis für all jene, die sich nicht mehr am gemeinsamen Auftritt beteiligen. Angst haben, auf etwaigen Kosten sitzenzubleiben, braucht Brenner aber nicht. 'Wir haben mit der Stadt eine Kostenübernahme für den Fall der Fälle vereinbart. Außerdem haben die Standpartner signalisiert, eventuell noch etwas nachzuschießen', gibt sich Brenner zuversichtlich. Dass das aber keine dauerhafte Lösung ist, weiß auch der IWS-Vorsitzende. Deshalb soll in den nächsten Wochen auch eine Mitgliederbefragung darüber Aufschluss geben, welche Bedeutung die Mipim für die Mitgliedsunternehmen hat und unter welchen Voraussetzungen man sich vorstellen könnte, sich weiter an einem Gemeinschaftsstand zu beteiligen.

Darüber, dass die Stadt über ihre bis­herigen Zusagen hinaus ihr finanzielles En­gagement erweitern könnte, macht sich Brenner keine Illusionen. 'Den Löwen­anteil der Kosten muss die Immobilienwirtschaft tragen', sagt er. Wie das erreicht werden soll, weiß er aber auch noch nicht. Vielleicht müssten wieder günstigere Pakete geschnürt werden, um das Messe-Engagement auch für kleinere Unternehmen wieder attraktiv zu machen, so eine Idee. 'Der finanzielle Aufwand für die Mipim ist gewaltig', weiß auch Stuttgarts Wirtschaftsförderin Ines Aufrecht, die jetzt im dritten Jahr gemeinsam mit dem IWS den Mipim-Auftritt der Landeshauptstadt stemmt. Allerdings hat der Gemeinderat der Landeshauptstadt im Rahmen der Haushaltskonsolidierung vor einigen Jahren das stadteigene Engagement deutlich reduziert. 'Wir beteiligen uns finanziell wie jeder andere Standpartner auch. Wir haben allerdings in diesem Jahr dem IWS garantiert, eine eventuelle Unterdeckung zu tragen', erläutert Aufrecht.

Die Wirtschaftsförderin ist auch überzeugt davon, dass eine weitere Kosten­reduktion nicht mehr möglich sei. 'Wir haben null Luxus.' Lediglich bei der Standfläche könnte man noch reduzieren. Dann lande man aber genau dort, wo man schon vor vier Jahren war und eigentlich nicht mehr hinwolle. Nämlich bei einer ganz kleinen Fläche auf dem Flur, gibt Aufrecht zu bedenken. Die Wirtschaftsförderin macht aber auch deutlich, dass bei einem weiteren Rückgang der Standpartnerschaften auch die Stadt ihr Mipim-Engagement überprüfen würde. Was eigentlich schade wäre, denn gerade eine so international hochkarätige Messe wie die Mipim ist für Städte wie Stuttgart wichtig. So soll der erste Kontakt mit dem Killesberg-Projektentwickler Franz Fürst auf der Mipim zustande gekommen sein. Und wer weiß: vielleicht findet sich beim Gespräch unter Palmen auch ein Investor für das Eiermann-Areal in Vaihingen.

Für Peter Tzeschlock, den Vorsitzenden des Vorstands von Drees & Sommer, ist es hingegen ein zwingendes Muss, dass sich die Landeshauptstadt auf der Mipim auch weiterhin darstellt - auch wenn in diesem Jahr nur neun Stadtpartner dabei sind. 'Der Stuttgart-Stand ist ein wichtiges Schaufenster für die Immobilienwirtschaft aus der Region', betont Tzeschlock. Er sieht in der Messe eine gute Möglichkeit, abseits vom Arbeitsalltag mit seinem hohen Termindruck auch einmal längere Gespräche mit den Kunden zu führen und sie auch besser kennenzulernen.

Vor allem als Anlaufadresse habe sich der Stuttgarter Messestand bewährt. Diesen Service könne kein Treffen im Hotel oder Café ersetzen. Vor allem die zahlreichen international aufgestellten Stuttgarter Unternehmen aus der Automobilbranche erwarteten von ihren Immobilienpartnern, dass man ihnen nicht nur in Baden-Württemberg hilft, sondern sie auch international begleitet, wenn sie eine immobilienwirtschaftliche Aufgabenstellung haben.

Während Peter Tzeschlock glaubt, dass neue Partner nur dann gefunden werden, wenn es gelingt, sie vom Mehrwert der Mipim für das eigene Geschäft zu überzeugen, appelliert Frank Peter Unterreiner im 'Immobilienbrief Stuttgart' an Stadt, Region und Immobilienwirtschaft, dringend eine Lösung zu finden, damit der Stand 2015 nicht gefährdet ist. Denn die Landeshauptstadt benötige zwingend eine internationale Präsenz, eine Werbeplattform wie beispielsweise die Mipim.


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