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<i>Immobilien</i> <i></i> <i>regional</i>

Immobilien regional

Vorwiegend heiter


Mipim. Gestern ging in Cannes die internationale Gewerbeimmobilienmesse Mipim zu Ende. Die Landeshauptstadt war mit elf Partnern zum 20. Mal dabei. Ein Lagebericht von der sonnigen Côte d’Azur.

„Die Stimmung war durch die Bank weg gut“, beschreibt Peter Tzeschlock, der Vorstandsvorsitzende von Drees & Sommer, seinen Eindruck von der diesjährigen internationalen Gewerbeimmobilienmesse Mipim in Cannes. Das lag nicht nur an dem blauen Himmel und den milden Frühlingstemperaturen an der französischen Côte d’Azur. Auf dem Investmentmarkt sei derzeit sehr viel Geld, das eine Anlage suche. Andererseits hätten die Projektentwickler in diesem Jahr auch viele spannende Ideen präsentiert.



Im Video unter erläutert Stuttgarts Wirtschaftsförderin Ines Aufrecht, welche Rolle die Mipim für Stuttgart spielt.

„Zur Zeit klagt niemand über schlechte Geschäfte“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Zunehmend geraten auch wieder Unternehmensimmobilien in das Blickfeld der Investoren. „Einige Unternehmen überlegen sich aktuell, ihre eigenen Immobilien zu verkaufen und zurückzumieten, um den gigantischen Investitionsbedarf rund um das Thema Industrie 4.0 aus eigener Kraft zu stemmen“, so Peter Tzeschlock.

Trump, Türkei, Wahlen in den Niederlanden und Frankreich .
.. „Die Diskussion war natürlich überall auf der Mipim“, so Peter Tzeschlock. Die Branche habe weniger Angst vor einem Überangebot oder einer Preisblase als vor den unkalkulierbaren politischen Entwicklungen in Europa und auf der Welt. „Man fragt sich schon, wie sich die Investitionsbereitschaft durch die Politik verändern könnte.“ Beispiel Iran: Hier lägen derzeit 90 Prozent der Immo­bilienprojekte auf Eis. Andererseits seien Investoren froh, derzeit nicht in der Türkei engagiert zu sein. Und die, die es noch seien, würden auf den Zeitfaktor setzen.

Dass die politischen Themen selbst in Cannes allgegenwärtig waren, bestätigt auch Thorsten Schönenberger, bei der LBBW für die gewerbliche Immobilienfinanzierung verantwortlich. Auch der Brexit sei nach wie vor ein Thema in den Gesprächen auf der Messe gewesen, genauso wie die Wahlen in den Niederlanden und Frankreich. Das halte aber den einen oder anderen Investor nicht davon ab, sich auch in diesen Ländern zu engagieren. Was diese Märkte derzeit anginge, sei man bei der LBBW aber eher abwartend. Zumindest habe man die Hoffnung, dass es nicht schlechter werde.

Die Stimmung sei zwar nicht euphorisch gewesen, aber gut, beschreibt Frank Peter Unterreiner, Herausgeber des Immobilienbriefs Stuttgart, seinen Eindruck von der Messe. Der Stuttgarter Stand sei gut besucht gewesen, trotzdem habe man immer ein Plätzchen gefunden, um ein gutes Gespräch zu führen. Das schöne Wetter in Cannes habe ein Übriges zu der guten Stimmung beigetragen. Es sei allerdings schade gewesen, dass in diesem Jahr weder Oberbürgermeister Fritz Kuhn noch Baubürgermeister Peter Pätzold der Mipim ihre Aufwartung gemacht hätten. Zwar erwarte niemand, dass der Oberbürgermeister die ganzen vier Tage auf der Messe ist; der Baubürgermeister sollte aber von sich aus das Interesse haben, bei Messen wie der Mipim oder der Expo Real die Stimmung der Branche ungefiltert aufzunehmen, so die Meinung einiger Besucher. Auf Anfrage teilte die Stadt mit, dass der Oberbürgermeister diese Woche an einer wichtigen nichtöffentlichen Sitzung des Verwaltungsausschusses teilnehmen und Baubürgermeister Peter Pätzold dem Gemeinderat unter anderem zur geplanten Allianz-Ansiedlung Rede und Antwort stehen musste.

Für Björn Holzwarth, den Geschäfts­führer von Ellwanger & Geiger Real Estate, war die Mipim wieder einmal eine guteGelegenheit, Netzwerke zu vertiefen und zu erweitern. „Die glamourösen Zeiten sind vorbei, als man nur der Events wegen auf die Mipim ging.“ Heute herrsche eine sehr professionelle Arbeitsstimmung, ordnet Björn Holzwarth die internationale Gewerbeimmobilienmesse in Cannes ein. Der Gewerbemakler räumt zwar ein, dass der Immobilienmarkt in der Landeshauptstadt derzeit ausgedünnt sei; die Mipim sei aber auch keine klassische Nutzermesse, sondern eine Investorenmesse. Vor allem im Bestand gebe es derzeit Bewegung. „Wer vor vier Jahren ein Objekt gekauft hat, kann vielleicht jetzt die Wertsteigerung realisieren“, so der Makler. Die Klientel, meist institutionelle Investoren, sei bei den Objekten mangels Angeboten längst nicht mehr so wählerisch wie noch vor ein paar Jahren, so seine Einschätzung.

Frank Leukhardt, Geschäftsführer bei Colliers International, sieht das ähnlich. „Deutschland sei zwar ein sicherer Hafen, es gibt aber zu wenig Liegeplätze“, sagt er. Anders ausgedrückt: Die Nachfrage nach Immobilien deckt in den begehrten Regionen und Städten Deutschlands bei Weitem nicht das Angebot. Und wer noch etwas findet, muss sich mit anderen Preisen aus­einandersetzen.

Wo früher noch Renditen zwischen fünf und sechs Prozent erzielt wurden, müsse man sich heute mit drei bis vier Prozent zufriedengeben, so Leukhardt. Aus den Gesprächen mit nationalen und internationalen Investoren zeige sich, dass auch für das laufende Jahr mit weiteren moderaten Preis­anstiegen zu rechnen sei. Langfristig werde die Entwicklung bei den Mietpreisen aber die höheren Kaufpreise wieder relativieren, ist sich der Makler ziemlich sicher. Frank Leukhardt sieht nach wie vor keine Gefahr einer Immobilienblase.