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Immobilien regional

Günstig gibt es nur weit draußen


Immobilienmarkt. Durch Homeoffice werden jetzt auch Wohnimmobilien in Kommunen interessant, die aufgrund ihrer Infrastruktur links liegen gelassen wurden. Vorausgesetzt, schnelles Internet ist vorhanden.


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Die Corona-Krise hat dem Markt für Wohnimmobilien in Stuttgart bislang wenig anhaben können. Eine moderate Preisentwicklung sorgt für das Abflachen der Preiskurve, wobei die Teuerungsraten beim Baugrund für Einfamilienhäuser und Geschossbau sowie bei Wohnimmobilien vom unteren zum oberen Preissegment abnehmen.

Konkret heißt das: Bei Kaufobjekten im unteren Preissegment betragen die Zuwächse etwa plus 1,5 Prozent im Vergleich zum Frühjahr 2020, bei Kaufimmobilien im mittleren Preissegment liegen die Zuwächse bei etwa plus 1,0 Prozent und in der oberen Preisklasse betragen diese lediglich verhaltene plus 0,5 Prozent, „wobei ein Abflachen der Preisentwicklung in Stuttgart vor dem Hintergrund der ausgeprägten Anstiege über viele Jahre schon fast eine kleine Sensation ist“, sagt Professor Stephan Kippes bei der Vorstellung des „IVD Cityreports Stuttgart“. Dass die Preise trotz schwieriger Bedingungen weiter steigen, wundert selbst Marktforscher wie Stephan Kippes. „Schnäppchen gibt es derzeit keine. Für eine Eigentumswohnung/Bestand mit gutem Wohnwert wird im Herbst 2020 ein Quadratmeterpreis von durchschnittlich 5150 Euro bezahlt.“

„Für Objekte im oberen Preissegment mit bester Ausstattung werden Kaufpreise um die 10000 Euro pro Quadratmeter aufgerufen“, erläutert der IVD-Marktberichterstatter Dirk Karge. Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen mit einem Preis von über 10000 Euro pro Quadratmeter scheint seit etwa einem Jahr gesättigt zu sein. Für eine neu errichtete Eigentumswohnung mit gutem Wohnwert werden in diesem Herbst 2020 im Stadtbereich von Stuttgart rund 8080 Euro pro Quadratmeter bezahlt. In der Spitze bewegten sich die Kaufpreise für eine neu gebaute Eigentumswohnung um die 15000 Euro pro Quadratmeter.

Mit Blick auf den zunehmenden Trend zum Homeoffice empfiehlt der Wirtschaftsprofessor potenziellen Käufern, eher ihren Suchradius über die Region hinaus zu erweitern. „Mit der richtigen Technologie kann man von hier aus fast in den Schwarzwald ziehen, wenn man nur ein oder zwei Tage wöchentlich in Stuttgart vor Ort sein muß.“ Denn dort sei das Preisniveau für Wohnimmobilien zum Kauf im Vergleich zur Landeshauptstadt deutlich günstiger.

Derartige Gedankenspiele ergeben aber nur Sinn, wenn es zu Hause auch ein entsprechend schnelles Internet gibt. „Dann steht einem fast die ganze Welt offen.“ Allerdings sei der Stand der Technologie in einigen Regionen des Landes eher ein peinliches Thema. „Manch eine Kommune wird doppelt bestraft, indem nicht nur Verkehrsanbindungen fehlen, sondern weil sie auch nur einen miserablen Zugang zum Internet haben“, stellt der Wirtschaftswissenschaftler fest. Dass nicht längst die Möbelwagen von den teuren Kommunen hinaus ins Land ziehen, um sich mit günstigem Wohneigentum einzudecken, liegt nach Meinung von Stephan Kippes aber auch daran, dass sich die meisten potenziellen Käufer derzeit in einer Corona-bedingten Schockstarre befinden. „In einem halben bis Dreivierteljahr könnte sich da erstmals etwas bewegen“, vermutet der Wissenschaftler vorsichtig. Auf der Verkäuferseite gebe es keine nennenswerten Bewegungen. „Es wird nur verkauft, wenn man muss.“

Zumal Käufer sich immer schwerer tun, den Verkaufserlös mangels Zinsen und wegen kaum noch vermeidbarer Strafzinsen anzulegen. Und wer mit dem Verkauf seiner Immobilie eine neue Immobilie erwerben will, tut sich mit den derzeit aufgerufenen Preisvorstellungen der Käufer schwer. Und der Kapitalanleger? „Der Kreis der Kaufinteressenten hat sich vorwiegend auf Menschen mit klassischen Kaufmotiven reduziert, die mit Bedacht am Markt agieren. Ähnlich erfolgt der Verkauf auf der Verkäuferseite – auch durch klassische Verkaufsmotive angetrieben“, berichtet Kippes.

Kaufinteressenten, die vor dem Corona-Ausbruch noch im letzten Moment vor dem Zinsanstieg „auf den fahrenden Immobilienboom-Zug aufspringen wollten“ und eher preisunempfindlich waren, sind am Markt deutlich weniger präsent. Wenig Dynamik sei auch auf dem Häusermarkt: „Das Angebot ist unverändert knapp“, sagt Kippes. Das wirkt sich auf die Preise aus. Für ein frei stehendes Einfamilienhaus aus dem Bestand müssen in Stuttgart aktuell durchschnittlich 1190000 Euro auf den Tisch gelegt werden, sagt der IVD-Marktberichterstatter Jörg Kinkel. Ingo Dalcolmo