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Wie gut ist mein Haus versichert?



Sachversicherung. Nahezu jeder Hausbesitzer in Baden-Württemberg hat eine Wohngebäude-Versicherung. Doch was abgedeckt ist, entscheidet jeder Versicherungsnehmer selbst. Zeit für einen Versicherungs-Check.


Bis zum 1. Juli 1994 musste jeder Hausbesitzer in Baden-Württemberg eine Gebäudepflichtversicherung gegen Feuer und Elementarschäden bei einem öffentlichen Versicherer abschließen. Im Zuge der Liberalisierung des Versicherungsmarktes wurden die Pflichtversicherung und das Monopol abgeschafft. Heute hält in Baden-Württemberg die SV Sparkassenversicherung noch rund 400
000 der klassischen Monopolverträge aus den zurückliegenden 30 bis 40 Jahren in ihrem Bestand. Sie ist nach eigenen Angaben im Land mit rund 60 Prozent Marktführer bei den Wohngebäude-Versicherungen.



Befürchtungen, dass durch den Wegfall der Versicherungspflicht in den zurückliegenden Jahren Hauseigentümer ohne Versicherungsschutz dastehen könnten, kann Jörg Friederich, Hauptabteilungsleiter Privatkunden bei der Sparkassenversicherung in Stuttgart, so nicht bestätigen. „Wir gehen davon aus, dass im Land praktisch alle Hausbesitzer eine Gebäudeversicherung haben.“ Das verlangten in der Regel auch schon die Banken, die den Hypothekenkredit vergeben.

Die meisten Hausbesitzer denken bei einer Gebäudeversicherung an das Feuerrisiko. Dieses Risiko ist aber nur eines von mehreren Risiken und kostet – je nach Deckungsstufe – im Durchschnitt 100 Euro pro Jahr. Brennt die Immobilie ab, bezahlt die Versicherung den Wiederaufbau in gleicher Größe und Qualität nach den jeweils gültigen Baustandards. Wichtig zu wissen: Wurde seit dem Abschluss der Versicherung zum Beispiel das Dach ausgebaut oder ein Wintergarten erstellt, muss das der Versicherung nachgemeldet werden, sonst droht die Gefahr, nicht alles ersetzt zu bekommen.

Die meisten Schäden an einer Immobilie entstehen laut Jörg Friederich aber nicht durch ein Feuer, sondern in Verbindung mit Leitungswasser. „Gerade bei älteren Häusern muss man immer damit rechnen, dass irgendeine Leitung undicht werden kann und Wasser austritt.“ Viele Hausbesitzer seien aber gerade gegen diesen Schadenfall nicht versichert, so der Experte. Das wird auch an den versicherten Risiken deutlich. So sind aktuell bei der SV Versicherung rund 1,6 Millionen Objekte gegen Feuer versichert. Dem gegenüber stehen aber nur 750
000 Verträge bei der Sparkassen-Versicherung, die Leitungswasserschäden absichern. „Das ist eine tickende Zeitbombe“, so Jörg Friederich, selbst wenn davon auszugehen sei, dass der eine oder andere Hausbesitzer vielleicht auch noch woanders versichert ist. So stehe der mögliche Schaden letztendlich in keinem Verhältnis zu der aufzuwendenden Prämie von derzeit durchschnittlich 250 Euro im Jahr.

Grundsätzlich gilt: Ein Gebäude ist ein individuelles Gebilde und in vielen Fällen der größte Vermögensgegenstand von Privatpersonen. „Hier lohnt es sich, bei der Absicherung einen Experten hinzuzuziehen und nicht einen Online-Abschluss mit zwei Klicks durchzuführen, empfiehlt Jörg Friederich.

Wie wichtig der Blick eines Versicherungsexperten auf die Ausgestaltung der Wohngebäude-Versicherung sein kann, zeigt auch die Flut von Braunsbach im Mai vor zwei Jahren. „Viele Leute glauben fälschlicherweise, dass eine Versicherung gegen Naturgefahren nur dann notwendig ist, wenn man in einem Hochwassergebiet lebt.“ Doch gerade Braunsbach habe gezeigt, dass es jeden Ort treffen kann, sagt Jörg Friederich. Durch ein Unwetter hatten sich in der 900-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Schwäbisch Hall zwei Bäche in einen reißenden Strom verwandelt und den Ort komplett verwüstet. „Zum Glück sind bei uns im Land etwa 94 Prozent aller Gebäude gegen Naturgefahren versichert.“ Das entspricht rund 1,12 Millionen Verträgen. In Bremen seien es nur 19 Prozent, so der Versicherungsexperte.

Jörg Friederich erinnert sich noch genau an jenen Tag, als über Braunsbach die Katastrophe hereinbrach. „Bei uns ist sofort die Maschinerie angelaufen.“ Innerhalb kürzester Zeit werden Mitarbeiter vor Ort geschickt, um sich einen Überblick zu verschaffen. Versicherungsexperten begutachteten nicht nur die Schäden, sondern zahlten direkt vor Ort gleich eine erste Tranche der Entschädigungsleistung an die Geschädigten aus. Als vor fünf Jahren in Reutlingen ein Hagelsturm Fassaden und Dächer (Fotovoltaik- und Solaranlagen, Dachfenster und Dachziegel) beschädigte oder zerstörte, wurden kurzerhand aus ganz Deutschland Dachdecker zusammengezogen, um der Masse der Schäden Herr zu werden. „Das sind die Momente, in denen wir unseren Kunden zeigen können, was sie für ihren Versicherungsbeitrag bekommen“, sagt Jörg Friederich. Da sich Versicherer in Sachen Schadenregulierung in den letzten Jahren immer stärker den Bedürfnissen der Versicherungsnehmer angepasst haben, ist es fraglich, ob sich unter einer staatlich verordneten Pflichtversicherung ein solches Leitungspaket entwickelt hätte, bricht der Versicherungsexperte abschließend eine Lanze für die Liberalisierung des Versicherungswesens. Und er hat noch einen wichtigen Hinweis für Hausbesitzer: Spätestens nach zehn Jahren – oder bei größeren baulichen Veränderungen sofort – sollten sie ihre Gebäudeversicherung von einem Experten überprüfen lassen.