Aspen RapidWeaver 8 Blog Style
<i>Immobilien</i> <i></i> <i>regional</i>

Immobilien regional

Heute schon in der Stadt gespielt?


Städte. Die Landesbauordnung schreibt für jedes Wohngebiet Spielplätze vor. Doch die meisten sind langweilig und wenig kindgerecht, kritisiert der Spielplatzbauer Bernhard Hanel.

Rutsche, Sandkasten, Schaukel – ist das der ideale Spielplatz? Bernhard Hanel, Vater von sechs Kindern, schüttelt den Kopf. „Kinder sollen durch das Spielen die Welt erfahren und erkennen.“ Doch davon seien die meisten Spielplätze weit entfernt, sagt der Mitbegründer von KuKuK (Kunst, Kultur und Konzeption), einem Stuttgarter Unternehmen, dass europaweit Erfahrungs- und Spielräume für Kinder baut. „Wenn die Städte bespielbar wären, bräuchte es eigentlich überhaupt keine Spielplätze“, so seine These.


Zu Besuch beim Spielplatzbauer KuKuK. Im Video zeigt uns Bernhard Hanel den Betrieb.

Gerade die Stadt Stuttgart, die so stark vom Auto geprägt sei, biete kaum Möglichkeiten, dass sich Kinder gefahrlos frei bewegen könnten. Ein guter Spielplatz sei keine Frage des Platzes, sondern der Haltung – wie viel Platz will eine Stadt ihren Kindern einräumen? Und hier habe auch die Landeshauptstadt bislang keine gute Figur abgegeben. „Ich erkenne keine einheitliche Spielplatzplanung. Da steckt kein System dahinter“, kritisiert der Spielplatzbauer, dessen Firma im Jahr 2012 mit dem Landespreis für junge Unternehmen ausgezeichnet wurde. Es reiche nicht, einen Platz einzuzäunen und mit Sandkasten, Schaukel und Wippe zu möblieren. „Bei so wenig Anregung sind die Kinder schon mit zwei Jahren dement“, kommentiert der künstlerische Leiter von KuKuK mit einem Augenzwinkern. Schließlich gehe es darum, durch das Spielen die Welt zu erfahren. Bernhard Hanel hält deshalb auch nichts davon, Spielplätze nach gängigen Mustern zu errichten – Sandkasten, Rutsche, Wippe. „Jede Wohnsiedlung hat irgendwo diese langweiligen Spielecken. Das kommt einer Bankrotterklärung gleich“, sagt er.

Ein guter Spielplatz sei kein möblierter Platz mit Rutsche und Sandkasten, sondern ein Raum, in dem die Kinder jeden Tag aufs Neue ihr Spiel gestalten können. Wo es auch laut sein dürfe und die Kinder sich auch mal „motorisch ausnudeln“ können. „Der schönste Spielplatz macht keinen Sinn, wenn keine Kinder darauf spielen“, sagt Bernhard Hanel. Genauso wichtig seien aber auch sanitäre Einrichtungen. „Ich verstehe nicht, warum Städte heute immer noch Spielplätze ohne Toiletten und Wickelraum planen.“ Deshalb „toben“ er und sein Team sich auch schon mal gestalterisch am Unternehmenssitz in Möhringen aus, wenn sie einen neuen Erfahrungs- und Spielraum entwickeln und von den eigenen Kindern testen lassen. Die Kritik kommt meistens auf den Punkt. „Meine Kinder sind da unerbittlich“, weiß Bernhard Hanel.

Natürlich wird auch bei KuKuK geschaukelt, gewippt und gerutscht. „Am besten natürlich in Verbindung mit Sand und Wasser“, erklärt der Spielplatzbauer. Letztendlich komme es aber auf das Gesamtkonzept an. „Jede unserer Spielstätten ist anders.“ Wobei auch Bernhard Hanel und seine 70 Mitarbeiter nicht einfach drauflosplanen und -bauen können. „Jeder Spielplatz von uns muss natürlich auch vom Tüv abgenommen werden und sicher sein. Apropos Unfälle: Auf Spielplätzen passiere wenig. „Es ist einer der sichersten Orte“. Aber: Kleine Auas und Wehwehchen gehören zum Kindsein dazu. „Kinder müssen auf einem Spielplatz auch ihre Grenzen austesten können“, betont Bernhard Hanel.
Das Unternehmen hat sich schon früh auch sozial engagiert. Er könne es nicht mit ansehen, wenn Kinder keine Spiel- und Schutzräume hätten, so Hanel. 12 bis 15 Projekte im Jahr geht es deshalb mit dem eigenen Verein KukuK Kultur in ein Krisengebiet, wo zum Beispiel ein umgebauter Überseecontainer mit wenigen Handgriffen zum Spielplatz wird.