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Immobilienweise: „Wir fahren auf Verschleiß“


Rat der Immobilienweisen. Das aktuelle Frühjahrsgutachten „Immobilienwirtschaft 2019“ zeichnet trotz hoher Auftragsbestände ein gemischtes Bild der Branche.
„Der Immobilienwirtschaft geht es nicht gut“, sagt Andreas Schulten. Das Vorstandsmitglied von Bulwiengesa ist einer von fünf Immobilienweisen, die das Frühjahrsgutachten „Immobilienwirtschaft 2019“ heraus­gegeben haben.

Trotz hoher Auftragsbestände, so An­dreas Schulten beim traditionellen Turm­forum des ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss) unter dem Stuttgarter Fernsehturm, zeichne sich allmählich in der Branche schwindender Optimismus ab. „Wir fahren auf Verschleiß“, sagt der Immobilienweise. Zwar stieg im zurückliegenden Jahr der Umsatz auf dem Markt für Wirtschafts­immobilien in Deutschland noch einmal um 5,2 Prozent auf 61,1 Milliarden Euro, im aktuellen Jahr rechnet der Immobilienweise aber mit einem konjunkturell bedingten Rückgang. Dennoch: Der positive Trend der Beschäftigungsentwicklung dürfte sich auch in diesem Jahr fortsetzen und die Nachfrage nach Büroflächen noch stärker zuspitzen.

„Wir haben tatsächlich eine Büroflächen-Not.“
Die zahlreichen Eigennutzerumsätze und die deutliche Zunahme von Vorvermietungen und Vermietungen im Bau weise darauf hin. Man sehe es aber auch daran, dass die Spitzenmieten für Büroimmobilien im achten Jahr in Folge gestiegen seien. An einigen Standorten müsse aufgrund fehlender Flächen sogar mit Unternehmensabwanderungen gerechnet werden, warnt der Experte. Doch auch der Mangel an Facharbeitskräften steht einer kräftigeren Ausweitung des Immobiliengeschäfts entgegen. Die Immobilienweisen gehen in ihrem Gutachten davon aus, dass sich auch die Bauleistungen in diesem Jahr verteuern dürften.

Der Rat der Immobilienweisen kritisiert in seinem Gutachten die steuerlichen und regulatorischen Aspekte des Wohnimmo­bilienmarktes. So setzten Maßnahmen wie das Baukindergeld oder die Mietpreisbremse nur an den Symptomen an und dürften kaum nachhaltig zu einer Entspannung der Lage auf dem Wohnungsmarkt in den Ballungszentren führen. Auf der Suche nach dem richtigen Weg flüchte sich die Politik immer mehr in die Regulatorik, so Thomas Jaißle, Vorsitzender der ZIA-Region Südwest, im Rahmen des Turmforums. Das führe dazu, dass die Nebenkosten stiegen und der Erwerb immer teurer werde. Mit Spannung blickt der Rat der Immobilienweisen derweil auf die Reform der Grundsteuer. Jürgen Liebhart von Liebhart & Kollegen entzerrte für die ZIA-Mitglieder unter dem Fernsehturm das komplexe Geflecht der aktuell diskutierten Reformvorschläge.

Der Steuerexperte hat in einer Musterrechnung sogar einmal die möglichen Auswirkungen der wahrscheinlichsten Grundsteuerreform für Besitzer eines frei stehenden Einfamilienhauses mit einer vermieteten Geschosswohnung ausgerechnet. Danach könnte der Steuerwert künftig je nach Lage bis zu 50 Prozent höher liegen. Interessant dabei: Vor allem Eigenheimbesitzer in peripheren Lagen würden nach seiner Rechnung stärker zur Kasse gebeten werden. Noch sei nichts entschieden – aber auch ein Patentrezept gebe es nicht. Es verhalte sich eben ein bisschen so wie mit dem Brexit, so Liebhart.